Sportartikelhersteller Dank Jogging-Boom im Lockdown: Puma startet mit Umsatzsprung ins neue Jahr

Der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach ist besser durch die Coronakrise gekommen als so mancher große Konkurrent.
München Schon bislang war Puma besser durch die Coronakrise gekommen als so mancher größere Konkurrent. Nun ist der Sportartikelhersteller mit einem Umsatzsprung auch gut ins neue Geschäftsjahr gestartet.
Trotz Corona-Einschränkungen und Problemen in der Lieferkette aufgrund von Containerknappheit seien die Umsätze im ersten Quartal währungsbereinigt um 26 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro gestiegen, sagte CEO Björn Gulden am Mittwoch. Der operative Gewinn (Ebit) wurde auf 154 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Im März stiegen die Umsätze im Vergleich zum schwachen Vorjahreszeitraum sogar um 75 Prozent. Gulden ist nun auch für die kommenden Monate zuversichtlich: „Wir glauben, dass wir für das Gesamtjahr ein Umsatzwachstum im mittleren Zehnerprozentbereich erreichen und eine deutlich bessere Rentabilität als im letzten Jahr erzielen werden.“
Dies soll gelingen, obwohl Ende April in Europa und Lateinamerika immer noch etwa 30 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte geschlossen waren, die Puma-Produkte verkaufen. Auch in anderen Regionen wie Indien, Kanada und der Türkei verzeichnen die Sportartikelhersteller neue Einschränkungen.
„Wir sind überrascht, dass die Nachfrage während der Pandemie so hoch ist“, sagte Gulden. Viele Menschen hätten im Lockdown das Joggen wieder für sich entdeckt und sich neue Schuhe bestellt. Zudem kauften viele für das Homeoffice bequeme Kleidung. Das Geld sei für solche Konsumausgaben auch vorhanden, weil die Menschen weniger zum Beispiel in Restaurants ausgeben könnten.
Er sei außerdem zudem zuversichtlich, dass die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in Tokio stattfinden werden. Puma rüstet vier Fußball-Nationalmannschaften wie zum Beispiel Italien aus, die an der EM teilnehmen, sowie rund 200 Athleten bei Olympia.
Puma-Chef hält „Super League“ in anderem Rahmen für möglich
Wirtschaftlich sind die Fußballturniere für die Sportartikel-Hersteller von größerer Bedeutung, weil sich die Fans Trikots ihrer Lieblingsmannschaften kaufen. Doch auch nach Olympia registriere man immer ein größeres Interesse der Menschen am Sport, sagte Gulden.
Bezüglich der kürzlich gescheiterten „Super League“ hält Gulden weiterhin einen ähnlichen Wettbewerb für denkbar: „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass die europäischen Topmannschaften künftig häufiger gegeneinander spielen werden“, sagte er. „Aber das muss anders organisiert werden.“ Auf absehbare Zeit werde es keine „Super League“ geben. Der Puma-Chef kritisierte deren Initiatoren um die Präsidenten von Real Madrid und Juventus Turin, Florentino Perez und Andrea Agnelli, scharf. „Das Konzept war nicht fertig“, sagte er. Es sei ein Fehler gewesen, das Projekt am europäischen Fußballverband UEFA vorbei zu planen.
Puma hat für 2021 bislang vorsichtig „zumindest einen moderaten währungsbereinigten Anstieg der Umsätze mit Aufwärtspotenzial“ prognostiziert. Impulse sollen unter anderem die neue Lauftechnologie Nitro, eine Kollektion mit dem Fußballer Neymar junior und die sogenannte Re:gen-Kollektion bringen, die Überreste aus der Textilindustrie zu neuen Produkten aufbereitet.
Über die neue, konkretere Prognose sagte Gulden: „Ich hoffe, sie ist konservativ.“ Es gebe noch zu viele Unsicherheiten, um sich noch höhere Ziele zu setzen. Er wollte dies für die kommenden Monate aber nicht ausschließen.
Aktienkurs sinkt zwischenzeitlich leicht
Die Puma-Aktie, die ihren Kurs in den vergangenen zwölf Monaten bereits mehr als verdoppelt hatte, sank nach Vorlage der Zahlen leicht auf 90 Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs bekräftigte ihre Kaufempfehlung.
Im vergangenen Jahr waren die Puma-Umsätze währungsbereinigt um nur 1,4 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro gesunken. Im vierten Quartal legten die Erlöse aber schon wieder um mehr als neun Prozent zu.
Den großen Konkurrenten Adidas hatte die zwischenzeitliche Schließung der Läden härter getroffen. Die Erlöse der weltweiten Nummer zwei brachen 2020 währungsbereinigt um 14 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro ein. Aber auch Adidas verbuchte gegen Jahresende wieder deutlich bessere Geschäfte. Die Zahlen für das erste Quartal legt der Dax-Konzern in der kommenden Woche vor.
Weltmarktführer Nike hatte in den vergangenen Monaten noch mit den Folgen der Lockdowns und Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Der Umsatz des US-Konzerns legte im dritten Quartal 2020/21 (per Ende Februar) nur um drei Prozent auf 10,36 Milliarden Dollar zu und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten deutlich.
Puma konnte nun zum Start ins neue Jahr in allen Regionen und Produktbereichen prozentual zweistellig zulegen. In der Region Amerika legten die Erlöse um 38,5 Prozent zu, in Asien/Pazifik um 28,8 Prozent.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.