Tarifkonflikt GDL beklagt Blockadehaltung der Bahnmanager und kündigt siebentägigen Streik an

Der GDL-Chef hatte der Deutschen Bahn bereits mit einem längeren Arbeitskampf gedroht.
Frankfurt Bahnreisende müssen erneut wegen eines Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. GDL-Chef Claus Weselsky kündigte im laufenden Tarifstreit mit der Bahn den dritten und längsten Streik im Personenverkehr ab Donnerstag, 2. September um 2 Uhr an. Dieser werde bis zum 7. September dauern, erklärte er am Montag in Frankfurt. Der Güterverkehr wird bereits ab diesem Mittwoch um 17 Uhr bestreikt.
„Das ist eine der längsten Arbeitskampfmaßnahmen, die wir durchführen, und zwar absichtlich“, sagte Weselsky. „Wir sehen uns angesichts der Blockadehaltung der DB-Manager nicht bereit und nicht gewillt, hier kürzere Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen.“ Unbefristete Streiks stünden derzeit aber nicht zur Debatte, betonte Weselsky.
GDL-Chef Weselsky hatte schon mit dem Ende der zweiten Streikwelle am vergangenen Mittwoch angekündigt, dass der nächste Arbeitskampf noch länger und heftiger werde, sollte sich das Management der Deutschen Bahn nicht bewegen. Seitdem ist die Bahn-Spitze nicht auf die GDL zugekommen. Konzernchef Richard Lutz hatte vielmehr betont, der GDL vorerst kein neues Angebot unterbreiten zu wollen.
Dabei hatte schon die zweite Streikwelle erhebliche Auswirkungen auf den Bahnverkehr. An den Arbeitskämpfen beteiligten sich laut einem internen Bericht der Deutschen Bahn 8486 Mitarbeiter. Im Fernverkehr fielen an den beiden Streiktagen Montag und Dienstag jeweils etwa 550 Züge komplett aus. Im Regionalverkehr waren es 8000 Züge, eine ähnlich hohe Zahl kam im S-Bahn-Verkehr dazu. In normalen Zeiten fährt die Bahn rund 850 Fernverkehrs- und 21.000 Nahverkehrszüge (inklusive S-Bahnen) täglich.
Bahnchef Lutz goss am Wochenende sogar weiteres Öl ins Feuer. „Wie Herr Weselsky in dieser Situation agiert und vor allem wie er redet, ist absolutes Gift für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Eisenbahnerfamilie. Da werden gerade Wunden geschlagen, die nur schwer wieder verheilen“, sagte Lutz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Ich verstehe nicht, warum ein Eisenbahner, der das Unternehmen seit Jahrzehnten kennt und genau weiß, wie wichtig Zusammenarbeit und Zusammenhalt für das Funktionieren der Eisenbahn ist, die Belegschaft bewusst spalten will.“
Für Reisende – in aller Kürze:
- Reisende können Fahrkarten für den Streikzeitraum flexibel nutzen und ihre Reisen vorziehen oder bis zum 17. September verschieben.
- Auch eine Erstattung des Tickets ist laut Deutscher Bahn möglich.
- Die Bahn rechnet damit, dass sie im Fernverkehr etwa ein Viertel des üblichen Angebots fahren kann, im Regional- und S-Bahn-Verkehr etwa 40 Prozent.
Auch warf er dem GDL-Chef Falschaussagen vor – etwa in Bezug auf Behauptungen, die Führungskräfte würden in der Krise nicht verzichten. „Denen jetzt vorzuwerfen, dass sie sich die Taschen vollstopfen, ist unredlich und schlicht falsch“, so Lutz. Vor wenigen Tagen hatte der Bahn-Vorstand erklärt, wie schon im Vorjahr auch 2021 auf Boni zu verzichten. Das hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages im Gegenzug für milliardenschwere Hilfen gefordert.
GDL kündigt ab Mittwoch bisher längsten Bahnstreik an
Solche Aussagen dürften Weselsky zusätzlich provozieren. Der Gewerkschaftsführer machte jedenfalls in den zurückliegenden Tagen keine Anstalten, den Druck vom Management zu nehmen, und sieht die Belegschaft voll hinter sich: „Wenn das Management meint, sie halten den Frust der Bürger länger aus als die Mitarbeiter, dann sage ich ihnen: Sie verschätzen sich.“
GDL und EVG kämpfen um die Machtverteilung bei der Bahn
Dabei sind beide Seiten im eigentlichen Tarifkonflikt nicht so weit auseinander. Die GDL fordert 3,2 Prozent mehr Lohn. Das bietet die Bahn auch, allerdings verteilt über eine längere Laufzeit und in Schritten.
Das wiederum will die GDL nicht akzeptieren. Denn im ersten Schritt würde das Bahn-Angebot gemessen an der aktuellen Inflation ein Minus für die Bahner bedeuten. Weselsky ist jedoch mit dem Versprechen angetreten, anders als die größere Konkurrenzgewerkschaft EVG keine Nullrunde hinnehmen zu wollen.
Im Hintergrund schwelt zudem ein Kampf zwischen GDL und EVG um künftige Machtverhältnisse. Das Tarifeinheitsgesetz legt fest, dass die Arbeitnehmervertretung mit den meisten Mitgliedern in einem Betrieb auch die Tarifverhandlungen führen darf. Das ist bei der Bahn in den allermeisten Fällen die EVG. Die GDL will deshalb mehr Mitglieder auch jenseits der Lokführer gewinnen, um ihre Zukunft zu sichern. Das geht in der Logik eines Gewerkschaftlers am besten, in dem man mehr rausholt als die rivalisierende Arbeitnehmervertretung.
Doch es birgt die Gefahr eines Wettlaufs um den lukrativsten Tarifvertrag. Die EVG, die Ende vergangenen Jahres einen Krisentarifvertrag mit der Bahn vereinbarte, hat bereits angekündigt, Nachforderungen zu stellen und notfalls mit Arbeitskämpfen durchsetzen zu wollen, sollte die GDL mehr erstreiken. Das geht, weil in dem geltenden Tarifvertrag eine entsprechende Öffnungsklausel enthalten ist, die die Friedenspflicht aufhebt.
Wie sich der Wettstreit der Gewerkschaften lösen lässt, ist offen. Nur in einem Punkt sind sich GDL und EVG einig: Die Politik muss sich aus dem Konflikt heraushalten. „Aktuelle Versuche, politisch auf die Tarifpartner einzuwirken, sind nicht geeignet, den Konflikt zu entschärfen“, hatte EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel in der vergangenen Woche an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geschrieben.
„Wir wenden uns mit diesem Schreiben deshalb direkt an Sie und fordern Sie eindringlich auf, jede politische Einmischung in diesen Tarifkonflikt zu unterlassen“, so Hommel weiter. „Besonders weisen wir Forderungen zurück, die auf eine Einschränkung des Streikrechts abzielen.“
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Wer einen Eindruck von der Situation der DB bekommen will und wer wirklich diese Bahn zugrunde richtet, sollte das Buch von Arno Luik "Schaden in der Oberleitung" lesen. Soviel sei verraten: Herr Weselsky und die Lokführer sind es nicht.
Außerdem sollte man beachten, dass ein Streik, den keiner merkt, nichts bewirkt und wir können froh sein, dass dieses Recht in Corona-Zeiten nicht auch noch eingeschränkt oder abgeschafft wird.
Und eine SPD-Arbeitsministerin (Andrea Nahles) war es, die das Tarifeinheitsgesetz entworfen hat, bei dem nur die größte Gewerkschaft im Betrieb maßgeblich ist. Und die (die EVG) ist im Fall der DB anscheinend ziemlich handzahm und arbeitgeberfreundlich.
Mit einem Staatsunternehmen, das von der Politik mit Zustimmung der lieben Wähler und Steuerzahler ohne Ende gepampert wird, kann ein Herr Weselsky natürlich so umgehen. Nicht nur deshalb sollte der ganze marode und träge Laden schleunigst privatisiert und filetiert werden. Die wettbewerbsfördernde Trennung von Netz und Betrieb könnte dazu beitragen, ein paar PS auf die Schiene zu bringen und das Gerede vom Vorrang für die Schiene Wirklichkeit werden lassen. Über Kurz oder lang sollte es möglich sein, die Lokführerfunktion zu automatisieren. (...)
(...) Beitrag von der Redaktion editiert. Bitte bleiben Sie sachlich.
Das Ganze mutet jetzt endgültig als völlig irreal an - es sieht aus wie ein Egotrip ohne Maß & Mitte. Das Wohl der gebeutelten Bahn hat diese Partial-Ego-Gewerkschaft jedenfalls ganz offensichtlich nicht im Sinn. Das systematische Verprellen der letzten - noch gebliebenen privaten wie auch gewerblichen - Bahnkunden ist aus Sicht dieser Gewerkschaft völlig nebensächlich. Hier geht es darum, als größter Störenfried wahrgenommen zu werden, um endlich in der Bahn eine völlig überproportionale Rolle zu spielen. Als ob der Sinn einer Gewerkschaft darin läge....
Bahnmitarbeiter & Bahnkunden sollten das so sehen, wie es wirklich ist und Konsequenzen ziehen. Unternehmen werden das ganz sicher tun, die brauchen Zuverlässigkeit. Die Aktion konterkariert systematisch & einmal mehr die eigentlich gute wie auch politisch geäußerte Idee, mehr von der Straße auf die Schiene zu bringen.
So wird das jedenfalls nichts, wenn die Lokführer an den Schienen sägen, auf denen sie eigentlich dienstleistend fahren sollten.
Herr Weselky ist sehr arrogant und selbstherrlich. Er kostet die Macht, die ihm seine knapp 10000 Mitglieder an einer Schlüsselposition gegeben haben weidlich aus. Wenn man nicht mehr miteinander redet kommt auch kein Ergebnis zustande. Sich verweigern ist kindisch und trotzig,
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Es wird Zeit, dass Gewerkschaften für ihr Tun auf Schadensersatz durch geschädigte Kunden verklagt werden können. Das grenzt schon an Erpressung.
Bin ich froh meine Bahn Card nicht mehr verlängert zu haben !!