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Welthandel „Leichte Bewegung“ bei Freilegung von Containerschiff im Suezkanal

Der Suezkanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt – und wird derweil von dem Frachter „Ever Given“ versperrt. Nun rückt Verstärkung an, um das Schiff zu befreien.
27.03.2021 Update: 27.03.2021 - 21:37 Uhr Kommentieren
Das knapp 400 Meter lange und 59 Meter breite Containerschiff war am Dienstag rund sechs Kilometer von der südlichen Zufahrt zum Kanal auf Grund gelaufen. Quelle: Reuters
Containerschiff „Ever Given“

Das knapp 400 Meter lange und 59 Meter breite Containerschiff war am Dienstag rund sechs Kilometer von der südlichen Zufahrt zum Kanal auf Grund gelaufen.

(Foto: Reuters)

Kairo Die erhoffte Freilegung des Containerschiffs „Ever Given“ im Suezkanal schreitet in kleinen Schritten voran. Das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC sprach am Samstag von mehr als zehn Schleppern und drei Baggern, die im Einsatz seien, um eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt wieder für den Handel freizugeben. Es gebe „leichte Bewegung“. Der Frachter liege aber weiter auf Grund. „Das Heck des Schiffs hat sich in Richtung Suez bewegt“, sagte Chef der ägyptischen Kanalbehörde Suez Canal Authority (SCA), Osama Rabie. „Aber weil die Tide deutlich fiel, mussten wir die Arbeiten unterbrechen.“ Die Kanalbehörde hatte am Freitagabend mitgeteilt, dass neun große Schlepper an den Arbeiten beteiligt seien.

Die Schifffahrt auf dem Kanal war eingestellt worden, nachdem das etwa 400 Meter lange Containerschiff am Dienstag auf Grund gelaufen war. Dadurch hat sich ein langer Stau gebildet. Rund 320 Schiffe warten der Behörde zufolge an beiden Eingängen zum Kanal auf Durchfahrt, die dänische Reederei Maersk spricht von einem „Verkehrschaos“. Das Schiff „Ever Given“ der taiwanischen Reederei Evergreen fährt unter der Flagge Panamas.

Einen Zeitrahmen für die Freilegung nannte Admiral Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, am Samstag nicht. Sowohl ein technisches Problem als auch menschliches Versagen seien nicht auszuschließen. Ersten Ermittlungen zufolge kam die „Ever Given“ bei starkem Wind vom Kurs ab und stellte sich quer. Ägyptens Ministerpräsident Mustafa Madbuli sprach von einem außergewöhnlichen Vorfall.

Bei den Manövern der Schlepper zur Freilegung spielten mehrere Faktoren eine Rolle, vor allem die Windrichtung sowie Ebbe und Flut, sagte Rabi. Es handle sich um einen „komplizierten technischen Einsatz“. Die USA und weitere Länder hatten Ägypten Hilfe angeboten. Dem Fernsehsender CNN zufolge wollte die US-Marine am Samstag ein Expertenteam zum Kanal schicken, um die Lage zu prüfen. Die für das technische Management des Schiffs verantwortliche Gesellschaft Bernhard Schulte Shipmanagement bestätigte, dass bis Sonntag zwei zusätzliche Schlepper eintreffen würden, um bei der Bergung zu helfen.

Die niederländische Bergungsfirma Smit Salvage hofft, das Schiff zu Wochenbeginn wieder frei zu bekommen. Voraussetzungen seien aber stärkere Schlepper, Baggerarbeiten und Flut, sagte der Chef des Smit-Mutterkonzerns Boskalis, Peter Berdowski, dem Sender „Nieuwsuur“. „Wir wollen es nach dem Wochenende erledigen, aber es muss alles passen“, sagte Berdowski.

Neben den Baggerarbeiten soll auch das Gewicht des Schiffes verringert werden, wie ein Sprecher des Unternehmens Boskalis der niederländischen Agentur ANP sagte. Einen Erfolg in kurzer Zeit hält die Firma nicht für möglich. Wo die Container abgestellt werden könnten, sei noch offen. Experten hätten zudem gewarnt, dass das Abladen komplex und langwierig sei. Ein Experte, der 2012 den Einsatz zur Bergung des vor der italienischen Insel Giglio auf einen Fels gelaufenen Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ geleitet hatte, schätzte die Dauer der Arbeiten auf fünf Tage bis eine Woche. Wegen der Örtlichkeit, der Größe und der großen Menge an Ladung sei das eine „ziemliche Herausforderung“, sagte Nick Sloane.

Einige Schiffe machen bereits einen Umweg um das Kap der Guten Hoffnung

Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet dadurch den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren fast 19.000 Schiffe den Kanal, im Schnitt gut 50 am Tag. Der Allianz-Versicherung zufolge wurden im Jahr 2019 etwa 13 Prozent des gesamten Welthandelsvolumens durch den Kanal befördert. Die Allianz geht in einer Studie davon aus, dass eine anhaltende Blockade des Suez-Kanals jede Woche sechs bis zehn Milliarden US-Dollar kosten würde.

Mit mehreren Erweiterungen sollte der Kanal für immer größer werdende Frachter und Container-Riesen attraktiv bleiben. 2015 hatte Präsident Abdel Fattah al-Sisi den erneut erweiterten Kanal eröffnet in der Hoffnung auf wachsende Einnahmen und internationales Prestige. Es wäre ein schwerer Image-Schaden für Ägypten und den Kanal, wenn die Freilegung der „Ever Given“ noch Tage oder gar Wochen dauern sollte.

Einige Länder haben bereits begonnen, erste Schiffe auf den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung zu schicken. Dadurch verlängern sich die Fahrten laut der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd um rund eine Woche. Zugleich gelten die Gewässer vor der Küste Westafrikas, insbesondere im Golf von Guinea, als besonders gefährlich wegen möglicher Überfälle von Piraten.

Mehr: Riesiger Frachter blockiert Suezkanal – das Nadelöhr der Weltwirtschaft ist dicht.

  • dpa
  • rtr
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