Autobauer 2,5 Milliarden Euro: VW verbessert Angebot für Europcar

Der Konzern hatte Europcar 2006 verkauft.
Wolfsburg Volkswagen bemüht sich weiter um eine Übernahme von Europcar. Ein Deal rückt nun näher, berichtet die Nachrichteagentur Bloomberg unter Verweis auf interne Quellen. Demnach hat der Wolfsburger Autobauer ein verbessertes Angebot abgegeben.
Ein Konsortium unter Führung des deutschen Autobauers habe sein Gebot für Europcar auf rund 50 Cent je Aktie oder rund 2,5 Milliarden Euro erhöht. Eine Einigung könnte noch in dieser Woche erzielt werden, hieß es. Allerdings sei auch möglich, dass sich die Gespräche verzögern oder scheitern. Auf Bloomberg-Nachfrage lehnte VW eine Stellungnahme ab.
Der französische Autovermieter Europcar bestätigte kurz darauf Gespräche mit einem Konsortium um Volkswagen. Man befinde sich in fortgeschrittenen Diskussionen mit dem Konsortium aus Volkswagen, dem Vermögensverwalter Attestor und dem niederländischen Mischkonzern Pon Holdings zur Übernahme der Europcar-Aktien für einen möglichen Preis von 50 Cent je Papier, teilte Europcar am Dienstag in Paris mit.
Das neue Angebot erfüllt offenbar die Erwartungen der Hedgefonds, die den Autovermieter mehrheitlich kontrollieren. Die hohe Zahl der verschiedenen Interessengruppen erschwerten gleichzeitig aber die Verhandlungen, hieß es.
Ende Juni hatte Europcar ein erstes Übernahmeangebot von VW in Höhe von 2,2 Milliarden Euro abgelehnt. Damals hatten die Wolfsburger 44 Cent je Aktie auf den Tisch gelegt. Die Fortschritte in den Verhandlungen trieben die Aktien im Pariser Dienstagshandel deutlich an. Sie schlossen 3,7 Prozent höher. VW-Titel hingegen verloren 2,1 Prozent.
VW hatte Europcar 2006 für 1,26 Milliarden Euro an den französischen Finanzinvestor Eurazeo verkauft, der mit knapp 30 Prozent der Anteile aktuell größter Einzelaktionär ist. Damals ging es aber nur um das klassische Vermietungsgeschäft mit Autos, aus dem sich Volkswagen zurückziehen wollte, weil es nicht besonders ertragsstark ist.
Heute interessiert sich VW für Europcar vielmehr aufgrund seiner Stationen und seines Vertriebsnetzes. Der Autobauer hatte sich im vergangenen Jahr auch den Münchener Vermieter Sixt angesehen, war dort mit seinen Plänen für einen Einstieg jedoch auf Ablehnung gestoßen. Das Handelsblatt hatte bereits im Juni 2020 berichtet, dass die Wolfsburger eine Übernahme der Ex-Tochter prüfen.
Eine Beteiligung an einem Autovermieter wie Europcar würde Volkswagen dabei helfen, neue Mobilitätsdienste in größerem Stil auch außerhalb der eigenen Konzerngrenzen und nicht nur über die Tochter Moia anzubieten. Mobilitätsdienste dürften spätestens zum Ende der aktuellen Dekade eine viel größere Bedeutung bekommen, wenn auch autonom fahrende Autos zur Verfügung stehen.
Europcar hat seine Schulden umstrukturiert
In den USA hatte Europcar im Dezember vergangenen Jahres Insolvenzschutz nach „Chapter 15“ beantragt. Mit dem Chapter 15 schützen sich Unternehmen, die ihren Sitz außerhalb der USA haben, vor Klagen von US-Gläubigern, während im Ausland strategische Schritte beschlossen werden.
Zu Beginn dieses Jahres hat Europcar seine Schulden umstrukturiert. Der Konzern löste Verbindlichkeiten von mehr als einer Milliarde Euro ab und übergab die Kontrolle über das Unternehmen an eine Reihe von Hedgefonds unter der Führung von Anchorage Capital Partners und Marathon Asset Management.
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