Elektromobilität Vom Audi E-Tron GT bis zum Mercedes EQS: Die deutschen Stromer kommen

Daimler arbeitet noch an einem Verkaufserfolg im Elektrobereich.
München Die Fabrik ist ein Rohbau – doch noch in diesem Herbst will Tesla in Grünheide Elektroautos bauen. Bis zu 500.000 Autos pro Jahr könnten bald südlich von Berlin vom Band rollen. Die Chancen stehen gut. Mit dem Willen der EU, die Pariser Klimaziele umzusetzen, ist das Elektroauto in Europa gesetzt.
Tesla und die EU übten also doppelt Druck auf die deutsche Autoindustrie aus – das zeigt Wirkung. Nach langem Zögern hat die Elektromobilität bei Volkswagen, Daimler und BMW nun Vorfahrt. Eine Flut von Modellen ist in Vorbereitung.
Beispiel Daimler: Die Stuttgarter sind recht spät ins Elektrozeitalter gestartet, gewinnen aber langsam an Fahrt. So konnte der Mercedes-Hersteller den Anteil von elektrischen und teilelektrischen Fahrzeugen am Gesamtabsatz im vergangenen Jahr von zwei auf mehr als sieben Prozent steigern. Insgesamt verkauften die Stuttgarter gut 160.000 Autos mit Akkuantrieb.
Der Großteil davon waren allerdings mit 115.000 Einheiten Plug-in-Hybride. Bei reinen Stromern konnte die Marke mit dem Stern dagegen noch nicht wirklich punkten. Der EQC ist ein Flop, und die Kleinwagen von Smart waren noch nie Bestseller.
2021 soll das Jahr der Wende werden. Dafür schicken die Schwaben gleich vier neue Stromer ins Rennen. Mit den beiden Kompakt-SUVs EQA und EQB schielt Daimler auf die breite Masse, mit den Luxuslimousinen EQS und EQE will Mercedes Tesla die gehobene Käufergruppe abnehmen.
Zwei wichtige Elektro-Neuheiten bei BMW
In der Mittelklasse verzichtet Daimler zwar auf einen Elektroableger für die C-Klasse, dennoch ist Konzernchef Ola Källenius sicher, den Stromanteil am Absatz 2021 verdoppeln zu können. Bis 2025 soll das Portfolio von Mercedes auf zehn reine Stromer anwachsen. 2030 sollen es dann schon 20 vollelektrische Modelle sein und 25 Plug-in-Hybride.
Im selben Zeitraum will Daimler die Varianz an Verbrennungsmotoren um 70 Prozent reduzieren. Mittlerweile spielt man sogar Szenarien durch, Mercedes Mitte des kommenden Jahrzehnts zur reinen Elektromarke zu machen.
Früh ins Elektrozeitalter gestartet ist BMW. Seit 2013 ist mit dem i3 ein Elektroauto auf dem Markt, doch die Münchener haben seitdem kaum nachgelegt. So hat BMW im vergangenen Jahr zwar fast 200.000 elektrifizierte Fahrzeuge verkauft, die Masse davon waren aber Plug-in-Hybride.

Das Zukunftsprojekt soll beim Autobauer den Neustart der E-Mobilität einläuten.
Das soll sich in den kommenden Jahren ändern: Im Sommer beginnt die Produktion des i4 im Stammwerk München. Die Stromlimousine soll in hohen Stückzahlen auf den Markt. Im Werk Dingolfing läuft parallel der iX an, ein Elektro-SUV der Oberklasse. Beide Autos erhalten die neuesten Akkuversionen, die Reichweiten um die 600 Kilometer ermöglichen sollen. Anschließend sollen der X1, der 5er- und der 7er-BMW elektrische Zwillinge bekommen.
2025 will BMW ein Drittel seiner Neuwagen in Europa mit Elektroantrieb ausrüsten, 2030 soll es die Hälfte sein. Ab 2025 gilt zudem auch technisch das Motto „Electric first“: Konzernchef Oliver Zipse lässt an einer technischen Architektur arbeiten, die vornehmlich auf Stromautos ausgerichtet ist und alle Modelle umfasst. Der Abschied vom Verbrenner dürfte dann nur noch eine Frage der Zeit sein. VW könnte 2021 an Tesla vorbeiziehen
VW könnte 2021 an Tesla vorbeiziehen
Den größten Schwenk macht aber der VW-Konzern. Als einziger deutscher Hersteller haben die Wolfsburger das EU-Klimaziel 2020 verfehlt, doch der Umbau nimmt Fahrt auf. Timm Schulze-Melander vom britischen Brokerhaus Redburn erwartet, dass der Wolfsburger Konzern bei Elektroautos in diesem Jahr einen großen Sprung nach vorn machen wird.
2020 hatte Volkswagen weltweit etwa 230.000 rein batteriebetriebene E-Autos produziert. In diesem Jahr dürften es etwa 800.000 werden, kalkuliert Schulze-Melander.

Volkswagen will sein Elektroangebot bei allen Konzernmarken erweitern.
Nach den aktuellen Planungen der Wolfsburger soll es in diesem Jahr bei fast allen Konzernmarken ein Elektroangebot geben. So planen etwa Skoda und Seat-Cupra 2021 mit dem Verkaufsstart ihrer ersten reinen E-Modelle. VW, Audi und Porsche wollen ihr bereits bestehendes Angebot noch einmal erweitern.
Die VW-Fabrik in Zwickau, wichtig für die Versorgung des deutschen und des europäischen Marktes, soll in diesem Jahr die volle Kapazität von gut 300.000 vollelektrischen Pkws erreichen. Dort werden zugleich E-Modelle der Marken VW, Audi und Seat-Cupra gefertigt. Skoda und Porsche produzieren in ihren eigenen Werken.
Aktuell ist Tesla mit 500.000 verkauften Fahrzeugen noch der weltgrößte Hersteller von Elektroautos. Für 2021 zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Volkswagen um die weltweite Marktführerschaft ab.
Bei Tesla wird entscheidend sein, ob sich die Produktionszahlen im chinesischen Werk in Schanghai weiter steigern lassen und ob tatsächlich noch in diesem Jahr in Grünheide Autos produziert werden. Daniel Schwarz, Automobilanalyst bei Stifel Europe, hat seinen Sieger schon ausgemacht: „Volkswagen ist auf gutem Weg, im zweiten Halbjahr zum Marktführer bei E-Autos aufzusteigen.“
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@Herr Philipp Johst
Daimler - Mercedes hat mit dem EQA einen wunderschönen kleinen Stadtflitzer-SUV, und den EQC kann man schnell aufgrund der Plattform Technologie nachschieben.
EQS ist gerade für den chinesischen Markt interessant - Die Chinesen lieben die S-Klasse.
Meine Favoriten sind die Hybride, die bei Mercedes schon eine stattliche elektrische Reichweite haben - für Fahrten zur Arbeit und in der Stadt absolut ausreichend. Zudem verschmutzt die Batterie bei der Produktion die Umwelt nicht so sehr wie die von reinen Elektroautos aufgrund der Größe der Batterie.
"Mit dem Willen der EU, die Pariser Klimaziele umzusetzen, ist das Elektroauto in Europa gesetzt.
Tesla und die EU übten also doppelt Druck auf die deutsche Autoindustrie aus – das zeigt Wirkung." Naja, vielleicht in Teilen. Wenn man sich die Modelle anschaut, die vorrangig elektrifiziert werden, könnte man meinen, es gehe darum, mit wenig Autos einen möglichst großen Anteil am Stromverbrauch auszumachen. Gerade in Städten, wo es neben dem Klima als globales Thema eben auch um die Luftqualität geht und entsprechend Elektroautos besonders wichtig wären, ist der Individualverkehr in großen SUVs oder Limousinen völlig überkommen. Schön, dass Daimler die Mittelklasse direkt mal ausspart ...
Antwort an Herrn Zehe:
1) Der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms an der Netzlast lag im Jahr 2020 bei 49,1 Prozent (2019: 45,7 Prozent). Quelle: Bundesnetzagentur.
2) Dürften E-Autos vorwiegend tagüber fahren und nacht geladen werden. Das verbessert natürlich die Bilanz! (Auch wegen der Elektro-Infrastruktur)
3) Autos mit Verbrennunghsmotor fahren mit 0% erneuerbarer Energie. Da sind doch fast 50% ein Fortschritt, oder nicht? Außerdem steigt der Anteil erneuerbarer Energie im Netz.
4) Natürlich ist die Suche nach weiteren Alternativen gut; aber die flächendeckende Errichtung von Wasserstoff-Tankstellen dürfte Zukunftsmusik sein. Mit Strom können wir schon heute viel erreichen.
Ca. 42% des deutschen Stroms kommen durchschnittlich aus klimaneutralen Energien. Wie bei diesem Prozentsatz irgendjemand auf die Idee kommen kannn, dass E-Autos zur Klimaneutralität etwas beitragen, wird mir ein Rätsel bleiben. Und es besteht sicher Einigkeit, dass Deutschland seinen Energiebedarf niemals zu 100% aus klimaneutralen Energien decken kann. Von daher sind und bleiben E-Autos eine Mogelpackung, viel schlimmer sogar, sie sind eine Umweltsünde, da bei der Herstellung der Batterien Tausende von Tonnen CO2 anfallen ohne das diese Dreckschleudern auch nur einen Meter gefahren sind. Pervers daran ist auch, dass viele Gutverdiener das E-Auto lediglich als Zweitwagen nutzen. Sie werden also den "Break-Even" in Bezug auf CO2 im Vergleich zum Verbrenner vielleicht in 20 Jahren erreichen. Es ist allerhöchste Eisenbahn, dass die Regierenden endlich technologieoffen agieren.