Kooperation mit Geely Renault drängt zurück nach China – und erschwert den Start für Opel

Der chinesische Hersteller Geely soll künftig Renault-Hybridfahrzeuge in China produzieren.
Düsseldorf, München Der französische Autokonzern Renault will mithilfe des chinesischen Herstellers Geely zurück auf den chinesischen Pkw-Markt. Die beiden Unternehmen unterzeichneten am Montag eine Absichtserklärung über eine Kooperation bei Hybridfahrzeugen in China und Südkorea. Für die China-Pläne der Stellantis-Tochter Opel kommt das Bündnis zur Unzeit. Denn damit wächst die Konkurrenz.
Renault soll künftig in China und Südkorea auf die Geely-Plattformen zurückgreifen können. Geely erhofft sich von der Kooperation einen besseren Zugang zum koreanischen Markt, wo die Franzosen mit Samsung kooperieren. Bislang hatte Renault auf dem hart umkämpften chinesischen Markt keinen Erfolg.
2020 trennte sich der Konzern von seinem Partner Dongfeng und verkaufte die Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen. Das Joint Venture erfüllte nie die Erwartungen und verkaufte zuletzt nur noch 18.600 Autos. Zum Vergleich: Die jährliche Produktionskapazität lag bei 110.000 Fahrzeugen. Ein Wert, der allerdings nie erreicht wurde. Nach dem Höhepunkt 2018 mit 73.000 verkauften Einheiten ging es stetig bergab.
Mit dem neuen Partner Geely will Renault-Chef Luca de Meo auf dem chinesischen Pkw-Markt neu durchstarten. Geely ist der größte chinesische Autokonzern in privater Hand. Zu dem Unternehmen gehört unter anderem Volvo. Geely-Gründer Li Shufu hält zudem fast zehn Prozent der Anteile am Stuttgarter Autobauer Daimler. Li ist damit der größte Einzelaktionär des Mercedes-Herstellers.
Der Wiedereinstieg von Renault in den weltgrößten Automarkt setzt Opel laut Experten enorm unter Druck. Der Fahrzeughersteller aus Rüsselsheim hatte im Juli angekündigt, Opel als reine Elektromarke in der Volksrepublik etablieren zu wollen. Der scheidende Opel-Chef Michael Lohscheller hatte sich im Zuge einer Präsentation des Mutterkonzerns Stellantis zuletzt zuversichtlich gezeigt, eine erfolgreiche Expansion nach Fernost vollziehen zu können. „Wir sind sicher, dass wir dort profitabel wachsen werden“, sagte er damals.
Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer hält diese Pläne allerdings für eine „Luftnummer“. Stellantis-Chef Carlos Tavares habe kein Rezept für China, sagte der Direktor des Center Automotive Research (CAR). Weder Fiat Chrysler noch PSA, die Anfang des Jahres zu Stellantis fusionierten, hatten auf dem chinesischen Markt bislang Erfolg.
Zudem ist unklar, wie die China-Strategie von Tavares, der zuvor PSA-Chef war, genau aussieht und wie viel Geld er investieren will. Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in der vergangenen Woche stellte er ein Konzept bis Ende des Jahres in Aussicht.
Stellantis steht zwar im Moment vergleichsweise gut da, weil der Konzern in Europa und den USA wächst. Der Automarkt der Zukunft sei aber China, gibt Dudenhöffer zu bedenken. „Wer in China nicht vertreten ist, hat ein Problem“, betont er. Durch die Kooperation von Geely und Renault werde es für Opel noch schwieriger in China Fuß zu fassen, weil Renault hochwertige Modelle auf Geely-Plattformen in der gleichen Preisklasse anbieten könne, erläutert der Experte.
Marktanteil ausländischer Autohersteller in China schrumpft
Rund 25 Millionen Fahrzeuge wurden 2020 in China abgesetzt. Mehr als die Hälfe davon stammte von nicht-chinesischen Herstellern, allerdings schrumpft der Marktanteil zugunsten heimischer Hersteller. Die erfolgreichsten ausländischen Marken sind Volkswagen und GM. Im Luxussegment sind BMW, Daimler und Audi besonders beliebt.
Geely und Renault prüfen über die aktuelle Kooperationsvereinbarung hinaus, ob eine viertiefte Kooperation der Konzerne in weiteren Feldern sinnvoll sein könnte. Denkbar ist hier etwa, dass Renault mit Geely stärker bei rein elektrischen Fahrzeugen zusammenarbeitet oder mittelfristig ebenfalls Motoren aus China bezieht. Ab 2024 wollen Geely und Daimler gemeinsam Hunderttausende Benzinaggregate in der Volksrepublik produzieren. Zu den Abnehmern wird auch die schwedische Geely-Tochter Volvo Cars zählen.
Renault wäre als weiterer Partner durchaus willkommen, heißt es in Branchenkreisen. Schließlich steigen mit jedem zusätzlichen Abnehmer die Stückzahlen. Daimler-Chef Ola Källenius und Renault-Chef Luca de Meo sollen sich dazu in der Vergangenheit bereits ausgetauscht haben, ist Renault doch aktuell noch der Motorenpartner der Schwaben. Diese Kooperation läuft allerdings schrittweise aus. Bei der neuen C-Klasse verzichtet der Mercedes-Hersteller bereits gänzlich auf die Aggregate der Franzosen.
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