Auktion bei Christie's: Unter dem Hammer – Die Sammlung des Nonkonformisten Adam Lindemann

Die Holzskulptur „Ushering in Banality” hat Christie's auf 2,5 bis 3,5 Millionen Dollar geschätzt.
New York. Vieles an Christie’s New Yorker Abendauktion „Adam“ ist ungewöhnlich, nicht nur der gewählte Termin und das breite Angebot. Unter den am 9. März aufgerufenen 40 Losen gibt es neben zeitgenössischer Kunst, Designikonen des 20. Jahrhunderts, Stammeskunst aus Ozeanien und NFTs auch ein straßentaugliches Rennmotorrad: die begehrte Ducati 750 Super Sport „Puerto Rico“, Baujahr 1974. Sie soll zwischen 125.000 und 175.000 Dollar bringen.
Die Auswahl liefert ein präzises Bild von den breiten Sammelinteressen des Einlieferers Adam Lindemann. Was immer der unkonventionelle New Yorker Investor, Kunst- und Oldtimer-Sammler, Eigentümer der Galerie Venus Over Manhattan, Autor und erfolgreiche Hobby-Rennfahrer in der Kunstwelt anpackt, lässt aufhorchen. „Bei Auktionen kommt es allein auf das richtige Timing an, sonst nichts“, davon ist der Sohn des 2018 gestorbenen milliardenschweren Unternehmers George Lindemann überzeugt.
Bereits mehrfach und sehr erfolgreich konnte er frühe Erfahrungen als Trader an der Wall Street auf dem Auktionsmarkt anwenden. Sein bisher größter Erfolg: Im Mai 2016 schaffte ein Riesenformat von Jean-Michel Basquiat den Rekordpreis von 57,3 Millionen Dollar.
In einem schwächelnden Markt hatte das Basquiat-Gemälde als Spitzenlos alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Alex Rotter, Christie’s Vorsitzender für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, bestätigt: „Adam Lindemann ist ein Nonkonformist in der Kunstwelt, ein wahrer Innovator mit tiefem Verständnis für den kulturellen Zeitgeist“.
Viele der nun angebotenen Werke befanden sich seit Jahren, gar Jahrzehnten in Besitz des 61-Jährigen. Dazu gehört eines der Toplose, Andy Warhols „Little Electric Chair“ aus dem Jahr 1964, das Christie’s für 4 bis 6 Millionen Dollar anbietet. Lindemann, ein früher und immer noch begeisterter Fan von Jeff Koons, trennt sich auch von Koons farbig gefasster Holzskulptur „Ushering in Banality“ aus einer Dreier-Auflage des Jahres 1988, zu 2,5 bis 3,5 Millionen Dollar.

Die Auswahl für die Auktion spiegelt die breiten Sammelinteressen des Einlieferers Adam Lindemann.
Im Designsegment sind ein Sofa samt zwei Clubsesseln aus der bekanntesten und begehrtesten Serie „Ours Polaire“ - um 1952 entstanden - des französischen Designers Jean Royère zu finden. Immer noch mit dem originalem Mohairstoff in ausgewaschenem Hellgrün bezogen. Das Set soll mindestens 1 Million Dollar einbringen.
Gespannt sein darf man auch auf das Gemälde „Plume“ von 1989 des wichtigen, aber selten gezeigten Chicagoer Maler Jim Nutt (85), dem Lindemann in seiner New Yorker Galerie im vergangenen Frühsommer eine längst überfällige Show ausrichtete. Laut Preisdatenbank Artnet wechselte es zuletzt im September 2019 beim Chicagoer Versteigerer Hindman zu sehr starken 516.500 Dollar die Hände. Christie’s erwartet nun mindestens 200.000 Dollar.
Niedrige Schätzpreise sind wichtig für Lindemann: „Wenn ich etwas in eine Auktion einliefere, weiß ich, dass es verkauft werden wird. Denn wenn ich es zurückbekomme, was soll ich damit machen? „ fragt der Marktmacher 2019 in einem Interview mit ARTnews.
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Ungewöhnlich ist auch sein Timing für den Verkauf eines erst im vergangenen Mai, mitten im Crypto-Crash erworbenen NFTs. „Mother of Creation“ ist eine Gemeinschaftsarbeit des NFT-Stars Beeple und der Musikikone Madonna. Es habe ihn damals laut Artnet News 72 ETH gekostet, damals 146.000 Dollar. Christie’s nennt keinen Schätzpreis.
Die Auktion soll am 9. März über 22 Millionen Dollar einspielen. Davon will Adam Lindemann einen siebenstelligen Betrag für den im Umbau befindlichen Michael C. Rockefeller Wing des Metropolitan Museum überweisen. Dieser Flügelbau ist frühen Kulturen aus Afrika, Ozeanien, den prähispanischen Anden und Mesoamerikas gewidmet. Hier leitet Adam Lindemann seit vielen Jahren das Führungskomitee.
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