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  4. Das Münchner Auktionshaus Karl & Faber beschließt das Jahr mit einem leichten Plus

Auktion in MünchenMax Liebermann bleibt des Sammlers Lieblingskünstler

Mit rund 23 Millionen Euro Jahresumsatz steht Karl & Faber besser da als im Vorjahr. Die Dezemberauktion mit moderner und zeitgenössischer Kunst bescherte dem Versteigerer jedoch einen Knick in der Erfolgskurve.Sabine Spindler 29.12.2022 - 14:11 Uhr Artikel anhören

Für 381.000 Euro fiel die hochformatige Ölskizze von 1924 nach wenigen Bietschritten an einen süddeutschen Sammler.

Foto: Karl & Faber

München. Die Kurzanalyse von Karl & Fabers Dezemberauktion lautet: Die richtigen Namen im sechsstelligen Bereich, aber nicht immer die gefragtesten Bilder. Wenn Auguste Renoirs impressionistisches „Porträt eines jungen Mädchens“ aus den Jahren zwischen 1909 und 1912 verschmäht wird und Andy Warhols Leinwand-Lady „Gaetana Enders“ nur inakzeptable Untergebote hervorruft, schlägt sich das arg auf den Umsatz nieder. Für beide Gemälde waren Gebote im Bereich von 300.000 bis 400.000 Euro erwartet worden. Mit Aufgeld hätte der Preis jeweils bei rund einer halben Million gelegen.

Die Auktion mit einem Brutto-Ergebnis von knapp 7 Millionen Euro war weniger ein Seismograph für veränderte Investitionsbereitschaft. Sie zeigte einmal mehr, wie selektiv Sammler im hochpreisigen Bereich vorgehen.

Karl Schmidt-Rottluffs 1936 entstandenes Gemälde mit Farnkraut-Blättern in Nahaufnahme stammt nicht mehr aus der gefragten Pionierzeit des Expressionismus. Aber seine auf 120.000 Euro taxierte Komposition überzeugte durch Farbintensität und Expressivität und ging für 152.400 Euro (alle Preise mit Aufgeld) im Rahmen der Schätzung in neue Hände. Da klafft eine Lücke zu den frühen Arbeiten im oberen sechsstelligen und siebenstelligen Eurobereich.

Erfolg hatten bei Karl & Faber auch Werke von Max Liebermann. Flüchtig, aber voller Atmosphäre hielt der Impressionist in einer großen Ölskizze ein „Konzert in der Oper“ fest. Für 381.000 Euro fiel die Arbeit von 1924 nach wenigen Bietschritten an einen süddeutschen Sammler. Es war das teuerste Kunstwerk der Auktion.

Frei von Restitutionsansprüchen konnte Liebermanns „Bildnis des Chirurgen Ferdinand Sauerbruch“ aus dem Nachlass Liebermann angeboten werden. Nach dem Freitod der Künstlerwitwe Martha Liebermann, wurde die Sammlung des Malerfürsten von den Nazis zerstört und in Umlauf gebracht. Das fast neusachliche Gemälde von 1932 wurde nun für 127.000 Euro von einem Berliner Sammler erworben.

Die bei 80.000 Euro aufgerufene Papierarbeit „Ohne Titel (19.2.1997)“ erzielte 107.950 Euro.

Foto: Karl & Faber

Die Fixierung der Sammler auf Lesser Urys regennasse Berlin-Motive stand einem Preisschub der frühen, lichtdurchfluteten Impression einer „Malerin auf einem römischen Weg“ entgegen. Das Gemälde von 1890 ging für 40.600 Euro noch unter der Taxe in neue Hände.

„Unsere Auktion stand im Schatten des Aufgebots an Werken aus der renommierten Sammlung Gerlinger“, sagte Rupert Keim, geschäftsführender Gesellschafter, im Gespräch mit dem Handelsblatt. Das geballte Expressionismus-Aufgebot der Konkurrenz habe viel Aufmerksamkeit abgezogen.

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Keinen Einfluss hatte die Konkurrenzveranstaltung auf das Interesse an Rupprecht Geigers von Nachtblau zu Lila verlaufenden Farbraum von 1958. Das frühe, subtil leuchtende Gemälde wurde von taxierten 60.000 Euro auf 107.900 Euro gehoben. Um Andy Warhols chamoisfarbenen „Goethe“ zur Taxe von 60.000 Euro konkurrierten sechs Interessenten. Für die Serigrafie, von der 1982 hundert Exemplare gedruckt wurden, musste ein norddeutscher Sammler letztlich 152.400 Euro einsetzen.

Inklusive Markus Lüpertz‘ in naiv-simpler Formensprache auf die Leinwand gebrachten „Baumstamm Dithyrambisch“, der mit brutto 217.200 Euro weit unter der Taxe verkauft wurde, verbuchte Karl & Faber insgesamt nur acht sechsstellige Erlöse. Im fünfstelligen Preisbereich verschafften Interessenten aus Hongkong, Paris und Deutschland Kiki Smith erneut einen bemerkenswerten Preis. Für 57.150 Euro geht die filigran gearbeitete, großformatige Zeichnung „Sleeping Women with laying Wolf“ ins Rheinland.

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Auftrieb erleben momentan die mit Pigmenten und Seifenlauge realisierten sogenannten Seifenblasen-Bilder von Jiři Georg Dokoupil. Der luftige Schwarm blauer Bubbles ließ mit einem Erlös von 54.600 Euro seine Taxe weit hinter sich.

Die Zugkraft von Sammlungen bestätigte das Konvolut aus dem Besitz der ehemaligen Galeristin Marion Grčić-Ziersch. Die aus Papierarbeiten prominenter und weniger populärer Künstler bestehende Collection wurde zu 90 Prozent abgesetzt und spielte brutto eine dreiviertel Million Euro ein.

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Zu den Top-Erlösen gehörten mit 101.600 Euro Ernst Wilhelm Nays Gemälde „Welle“ von 1935 sowie mit 72.300 Euro die zwischen Abstraktion und Zeichensprache angelegte metaphysische Landschaft „Blau mit rotem Quadrat“ von Willi Baumeister aus dem Jahr 1946. Für 55.800 Euro ging Ernst Ludwig Kirchners Aquarell „Spaziergänger im Wald“ in den Schweizer Handel.

Karl & Faber blickt zufrieden auf die Jahresbilanz, obwohl die Dezemberauktion nur ein durchschnittliches Ergebnis erzielte. Inklusive der Versteigerungen von Alter Kunst und der Online only-Auktionen sprach Rupert Keim von knapp 23 Millionen Euro Brutto-Gesamtumsatz. Das sind zwei Millionen mehr als im Vorjahr. „Wir haben alle drei Jahre einen Umsatzsprung von 20 Prozent gemacht“, so Keim. Für ein Unternehmen, das 2023 sein hundertjähriges Bestehen begeht, ist das ein Zeichen für Zukunftsfähigkeit.

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