Auktionsmarkt Sotheby's setzt neue Akzente mit junger Kunst und macht mit einem Botticelli von sich reden

Das Frühwerk des Renaissancemalers "Man of Sorrows" (vorne) krönt das Angebot der "Masters Week" im Januar. Rechts im Hintergrund hängt eines der Toplose der für November anberaumten, neuen Abendauktion für jüngste Kunst, das Gemälde "Nice To Meet You" des japanischen Künstlers Yoshitomo Nara.
New York Sotheby’s wird die wichtigen New Yorker Abendversteigerungen im November und Mai neu strukturieren und einen stärkeren Akzent auf zeitgenössische Kunst legen.
Zugleich kehrt das Auktionshaus dann auch in New York zur klassischen Liveauktion zurück, so wie es das in London bereits im Oktober praktizieren will. Während der Pandemie war von einem Londoner Studio aus per Livestream versteigert worden; dirigiert von Auktionator Oliver Barker, der das Geschehen in einer von Bildschirmen umgebenen Kommandozentrale orchestrierte. Die aus aller Welt einlaufenden Gebote vermittelten aus Hongkong und New York zugeschaltete Mitarbeiter.
Die anstehende Auktion „The Modern“ wird Kunst ab dem Impressionismus anbieten, gefolgt von „The Contemporary“ mit Werken des späten 20. Jahrhunderts. Die Grenzen seien jedoch durchaus fließend, gibt Sotheby's zu. Man werde Auktionen vor allem nach stilistischen und ästhetischen Merkmalen zusammenstellen, ließ das Auktionshaus verlautbaren.
Ganz klar ist jedoch die neu eingeführte Abendauktion „The Now“ definiert: Sie deckt die zeitgenössische Kunst des 21. Jahrhunderts ab und will den sehr heißen Sekundärmarkt für begehrte junge Namen bedienen, für die in Galerien lange Wartelisten geführt werden. Diese Künstler wurden bisher in den Auktionen für zeitgenössische Kunst vereinzelt, aber mit großem Erfolg angeboten.
Sotheby’s begründet diesen Schritt mit einem in den letzten Jahren zunehmenden Trend bei Sammlern, „sich über Kategorien“ hinwegzusetzen. „Außerdem sehen wir eine ganz neue Generation von Sammlern, die eine sehr enge Beziehung zur Kunst ihrer Zeit haben. ‚The Now‘ bringt neu in den Kanon aufgenommene Künstler mit Shooting Stars zusammen“, erklärt Brooke Lampley, Sotheby’s Chairman & Worldwide Head of Sales for Global Fine Art.

Für das Ölgemälde erwartet Sotheby's 6 bis 8 Millionen Dollar. Aufgerufen wird es in der Abendauktion für Contemporary Art am 18. November (Ausschnitt).
Eines der Highlights in „The Modern“ wird am 16. November Frida Kahlos Selbstporträt „Diego y yo“ (Diego und ich) von 1949 sein. Es wird mit über 30 Millionen Dollar an den Start gehen, eine Rekordtaxe für ein lateinamerikanisches Werk.
„The Contemporary“ bietet am 18. November Philip Gustons 1972 entstandenes Großformat „Ominous Land“ an. Es wird auf sechs bis acht Millionen Dollar geschätzt. Und auch „The Now“ kann ebenfalls am 18. November mit Yoshitomo Naras Großformat „Nice to See You Again“ (1996) zu mindestens acht Millionen Dollar ein kapitales Werk ins Spiel bringen.
Sotheby’s machte in dieser Woche auch ein Spitzenstück für die New Yorker „Masters Week“ im Januar 2022 bekannt: Sandro Botticellis Spätwerk „Der Schmerzensmann“, das nach 1492 datiert wird.
„Der Schmerzensmann ist ein außergewöhnlich realistisches Porträt von Christus, symbolisiert Leiden und Tod, aber mit einem erstaunlichen Grad an Humanität.“ So wird die Tafel von So‧theby’s Head of Old Master Paintings in New York, Christopher Apostle, beschrieben. Man erwartet einen Zuschlag über 40 Millionen Dollar.
An diesem Wochenende wird das Bild zuerst in Hongkong vorgestellt. Das Interesse an diesem Künstler von Sammlern aus dem asiatischen Raum sei so groß wie nie, heißt es in der Pressemitteilung. Der Unterbieter an dem Botticelli-Porträt „Junger Mann mit Medaillon“, das im Januar 2021 in New York zum Auktionsrekord bei 92,2 Millionen Dollar zugeschlagen wurde, kam ebenfalls aus Asien.
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