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Bilanz der Auktionswoche in New YorkSilberstreif am Horizont

Der Erlös der Abendauktionen von Christie’s, Phillips und Sotheby’s liegt 42 Prozent unter dem Vorjahr. Doch Analysten sehen Anzeichen für mehr Vertrauen in den Markt.Barbara Kutscher 27.11.2024 - 19:27 Uhr Artikel anhören
Firelei Báez ist eine der Künstlerinnen, die bei Christie’s einen Auktionsrekord erzielten. Das Gemälde „Josephine Judas GOAT“ kam auf 567.000  Dollar. Foto: Christie's Images Ltd.

New York. Trotz einiger Spitzenpreise und hin und wieder auch ausgedehnter Verteilungskämpfe machten die New Yorker Auktionen der vergangenen Woche doch deutlich, dass sich der seit fast zwei Jahren schrumpfende Markt immer noch in einer Erholungsphase befindet. Die allein an vier Abenden bei Christie’s, Phillips und Sotheby’s für 211 Kunstwerke eingespielten 1,3 Milliarden Dollar brutto lagen um 42 Prozent unter den Ergebnissen des vergangenen Novembers, aber nur um drei Prozent unter den Frühjahrseinnahmen.

Das Londoner Marktforschungsunternehmen Art Tactic sieht einen Silberstreif am Horizont. Es gebe Anzeichen dafür, dass sich der Ton am Markt ändert. 35 Prozent der Lose übertrafen ihre mittleren Schätzungen und es fielen eine ganze Reihe von Künstlerrekorden. „Vorerst kann der Kunstmarkt aufatmen und hoffen, dass die Ergebnisse dieser Woche das dringend benötigte Vertrauen fürs nächste Jahr bringen werden“, so resümiert das Unternehmen.

Die starke Verunsicherung des Marktes hatte die Akquise für diese Versteigerungsrunde sehr erschwert. Dementsprechend fiel das Angebot schmaler aus. Mit Einverständnis der Einlieferer wurden Schätzpreise möglichst tief und damit attraktiv gehalten.

Christie’s setzte mit „21 Century“ am Donnerstag das Schlusslicht der Abendauktionen und konnte sämtliche 42 aufgerufenen Lose zu 106,5 Millionen Dollar absetzen. Den Spitzenplatz behauptete Jean-Michel Basquiats superbes, großformatiges Selbstporträt von 1982, das er mit einem Ölstift zeichnete. Die realisierten 23 Millionen Dollar brutto verharrten allerdings knapp unter der Netto-Erwartung. Hier konnte die Händlerfamilie Mugrabi gegen wenig Konkurrenz zugreifen. Das vom Großsammler Peter Brant veräußerte Blatt illustrierte im August 1988 den Nachruf auf den viel zu früh verstorbenen Künstler in der „New York Times“.

Immer noch herrscht um einige der aufstrebenden Künstler reger Wettbewerb, wenn auch das Angebot bei den drei Häusern in dieser Runde auf insgesamt 15 Werke ausgedünnt war. Christie’s begeisterte mit Sasha Gordons Gemälde „Gone Fishing“, das bis zum Rekord von 214.200 Dollar hochgesteigert wurde. Es ist eines ihrer in grellen Farben gehaltenen surrealen Selbstporträts. Die Taxe hatte bei höchstens 120.000 Dollar gelegen.

Li Hei Dis verträumte Landschaft „Unfolding a Flood“ vervielfachte bei Phillips die Erwartung auf 127.000 Dollar. Foto: Phillips

Die 26-Jährige, die in ihren Gemälden ihre Identität als queere, asiatisch-amerikanische Frau erforscht, wird seit September von David Zwirner, gemeinsam mit seinem jungen Kollegen Matthew Brown, vertreten. Eine Angestellte der Zwirner Gallery war Unterbieterin im Saal.

Auch Phillips hatte am Mittwochabend einem atelierfrischen Gemälde ein Auktionsdebut verschafft. Die verträumte Landschaft „Unfolding a Flood“ von Li Hei Di vervielfachte ebenfalls die Erwartung auf 127.000 Dollar. Der in China geborene und in London lebende, nonbinäre, siebenundzwanzigjährige Künstler wird seit einigen Monaten von Pace Gallery unterstützt.

Phillips setzte 25 von 30 angebotenen Losen zu 54,1 Millionen Dollar ab. Jackson Pollocks Collage mit weißen Schlieren auf schwarzem Grund von 1948, die seit über 30 Jahren in einer Privatsammlung hing, bestätigte bei 15,3 Millionen Dollar die Taxe. Ihr letzter Auktionsauftritt hatte 1987 nur 1,2 Millionen Dollar gekostet. „Das unterstreicht die enorme Entwicklung des Marktes in den letzten drei Jahrzehnten“, so der Versteigerer.

Für Jeff Koons lief es nicht so rund

Für Jeff Koons lief es dagegen, trotz heruntergefahrener Erwartungen, nicht so rund. Unter seinen insgesamt angebotenen vier frühen Skulpturen musste Sotheby’s den größten Verlust verkraften. Hier stieß die vom Haus garantierte Porzellanskulptur „Woman in a Tub“, auf 10 bis 15 Millionen Dollar geschätzt, auf null Interesse. Die Schweizer Sammlung Barbier-Mueller hatte sie der Konkurrenz im Mai 2000 weit über der Erwartung zu 1,7 Millionen Dollar abgejagt.

Dagegen konnte sich der griechische Sammler Dakis Joannou freuen. Seine bei Christie’s eingelieferte, farbig gefasste Koons-Holzskulptur „Large Vase of Flowers“ gefiel und kam über die untere Taxe auf 8,2 Millionen Dollar brutto. Den Absatz hatte eine dritte Partei vorab gesichert.

Einen Auktionsrekord notierte Christie’s für Denzil Forresters Gemälde „Street Music“ mit 189.000 Dollar. Foto: Christie's Images Ltd.

Erfolgreich erschloss sich Sotheby’s neue Kundenkreise unter Krypto-Investoren. Nicht nur für Maurizio Cattelans nun berühmte Bananenskulptur „Comedian“ akzeptierte das Haus digitale Zahlungsmittel, sondern auch für Keith Harings „Subway Drawings“ mit ihren munteren comichaften Figuren.

Für die Vorbesichtigung hatte man sie aufwendig in einer nachgebauten, düsteren New Yorker U-Bahn-Station der frühen 1980er-Jahre installiert. Dazu rauschte im Hintergrund auf einem Screen unablässig ein Zug vorbei. In der „Contemporary“-Tagesauktion am Donnerstag konnten die 31 schwarzen Blätter mit weißen Kreidezeichnungen zu starken 9,2 Millionen Dollar brutto zugewiesen werden. Der umtriebige New Yorker Sammler Larry Warsh hatte sie gegen Garantie eingeliefert.

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Sotheby’s schloss die Tagesauktion mit 111,9 Millionen Dollar ab, knapp vor Christie’s 96,9 Millionen Dollar und Phillips’ 25 Millionen Dollar. Insgesamt summieren sich die Einnahmen der zurückliegenden Auktionswoche auf 1,5 Milliarden Dollar brutto.

Mehr: In New Yorks Auktionssälen sitzt das Geld wieder lockerer

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