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KulturveranstaltungenKunst, Kommerz und Tourismus in Saudi-Arabien

Die Biennale in der Hafenstadt Dschidda und das Festival in der Wüstenregion Al-ʿUla demonstrieren die Vision des Landes.Stephanie Dieckvoss 06.02.2025 - 12:55 Uhr Artikel anhören
Festival in Al-ʿUla: Ein Entwurf des Amerikaners James Turrell für eine monumentale Gruppe von verbundenen Räumen in Wadi AlFann. Foto: Courtesy of James Turrell Studio and Royal Commission for AlUla

Dschidda. Die Expo 2030 und der Fifa World Cup 2034: Saudi-Arabien, eines der größten Länder in der Golfregion, macht seit Kurzem mit Mega-Events von sich reden.

Aber nicht nur Sportveranstaltungen sind Teil der „Vision 2030“ des Königshauses, auch kulturell engagiert sich das Land mit weitreichenden Initiativen, die sich vor allem an die junge einheimische Bevölkerung richten. Kultur soll die Saudis stärker mit ihrer Geschichte und Identität verbinden, Lebensräume attraktiver gestalten und neue Jobs schaffen.

Damit setzt sich Saudi-Arabien bewusst von den Strategien anderer Golfstaaten ab, die im Kultursektor vor allem mit Großprojekten wie dem Louvre und Guggenheim Abu Dhabi oder Kunstmessen wie der „Art Dubai“ von sich reden machen.

Zwei Veranstaltungen demonstrieren zurzeit, wie fruchtbar der saudische Weg ist: die zweite islamische Kunstbiennale in der Hafenstadt Dschidda, die noch bis zum 25. Mai läuft, und das Kunstfestival in der Wüstenregion Al-ʿUla, das am 22. Februar endet. Beide Events zeigen spannungsvoll die Verbindungen zwischen Kunst, Kommerz und Tourismus auf. Daneben machen sie auch den Spagat sichtbar, den das Land vollführt, um sich der Welt – und damit vor allem auch Investitionen – zu öffnen.

Die Ausstellung „Und alles, was dazwischen ist“, betitelt mit einer Sure aus dem Koran, findet in einem Areal im Flughafenkomplex statt, das auch von Pilgern auf der Reise nach Mekka genutzt wird. Die Schau kombiniert um die 500 ausführlich beschriftete historische Objekte und religiöse Artefakte aus über 30 internationalen Museen und Institutionen mit zeitgenössischen Installationen, die sich in den Ausstellungshallen und in einem Außenareal befinden.

Dort wurde beispielsweise eine Karte des Nil aus dem 17. Jahrhundert, erstmals vom Vatikan verliehen, mit ihrem Gegenstück von Euphrat und Tigris aus dem Museum in Doha vereint. Und die Al-Thani-Sammlung glänzt mit Juwelen und mit Edelsteinen besetztem Kunsthandwerk.

600.000
Zuschauer
besuchten die islamische Biennale in Dschidda.

Wer die Biennale von Venedig vor Augen hat, wird vom Gewicht der historischen Objekte in der Ausstellung überrascht ein. Aber in einem Land, das bisher kaum eigene Museen besitzt, macht das Sinn. Dass auch die zeitgenössische Kunst nicht zu kurz kommt, dafür sorgt Kurator Muhannad Shono, ein Künstler, der das Land 2022 auf der Biennale in Venedig vertreten hat. Er will vor allem die jüngere Generation fördern, wie er ausführte.

Die 20 im Freien positionierten Installationen befassen sich mit den Themen Erde, Geschichte und Nachhaltigkeit. Die Themen sind weder ungewöhnlich, noch sind alle Arbeiten künstlerisch auf hohem Niveau – aber wichtig ist, dass hier eine breite öffentliche Plattform für junge Künstler geschaffen wurde.

Die weltweit erste islamische Biennale in Dschidda zog 2023 über 600.000 Besucher an, vor allem aus der Region. Klar ist, dass sich die Veranstaltung in erster Linie an Einheimische richtet. Allerdings heißt das nicht, dass zur Eröffnung nicht vor allem internationale Eliten angereist kamen; teils auf Einladung natürlich: Museumsdirektoren, Kuratoren, Akademiker, Journalisten bis hin zu Kunsthändlern. James Cohan und Jay Joplin von White Cube waren beispielsweise vor Ort und auch Christie’s Gerade-noch-Chef Guillaume Cerutti flanierte über die Biennale.

Biennale in Dschidda: Langsam tropft durch die Rotation der Scheibe Erdöl auf den Boden. Arcangelo Sassolinos „Memory of Becoming“ von 2024, eine Meditation über die Ursprünge des Reichtums Saudi Arabiens. Foto: Marco Cappelletti, courtesy Diriyah Biennale Foundation

Auch der Kunstmarkt will aktiv im Land mitspielen. Sotheby’s hat in Riad ein Büro eröffnet und organisiert am 8. Februar in Dirʿiyya die erste Auktion mit 162 Kunst- und Luxusobjekten, die mit Spannung erwartet wird. Da es in Saudi-Arabien kaum private Sammler gibt, ist allerdings fraglich, ob der Standort Erfolg haben wird.

Im Gegensatz zur Millionenstadt Dschidda spricht das Festival in der schon vor 2000 Jahren besiedelten Oase Al-ʿUla die Besucher mit verwobenen kleineren Ausstellungen und Performances an. Die Altstadt von Al-ʿUla wird wiederbelebt, darüber hinaus ist ein Museum für zeitgenössische Kunst geplant. Luxustourismus, Denkmalpflege und zeitgenössische Kunst verbinden sich somit auf einzigartige Weise.

Das größte Projekt in der Wüstenregion ist Wadi AlFann, in der die Royal Commission AlUla bis 2030 fünf monumentale Plastiken realisieren will. Michael Heizer, James Turrell und Agnes Denes aus den USA sowie Ahmat Mater und Manal Al Dowayan aus Saudi-Arabien wurden als Künstler ausgewählt. Zurzeit wird die große Fläche noch temporär mit kulturellen Interventionen bespielt.

Anlässlich des Kunstfestivals wurde vor einer Felskulisse unter dem Sternenhimmel die Tanzperformance „Thikra: Night of Remembering“ von Akram Khan und Al Dowayan uraufgeführt, die von vorislamischen weiblichen Mythen inspiriert ist. In der zweiten Jahreshälfte wird das einnehmende, emotionsreiche Stück auf europäischen Festivals gezeigt.

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In einem Land, in dem es mit Athr nur eine international agierende Kunstgalerie gibt und die meisten Projekte vom Staat und dem regierenden Könighaus initiiert und finanziert werden, sind unabhängige, experimentelle und private Initiativen noch selten zu finden.

Eine erfrischende Ausnahme bildet N.E.S.T. AlUla, gegründet vom Künstler Abdulmohsen Albinali. In einer kleinen Wohngalerie sind acht zeitgenössische Positionen zu sehen, kuratiert von Hafsa Alkhudairi. Die ausgezeichnete Ausstellung zeigt Prozesse und Arbeiten, die noch im Werden sind – Positionen, die die immerwährende künstlerische Suche nach Form und Bedeutung in sich tragen.

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