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MarketingNeugieriger Porträtist im Dienste der Kultur

Felix von Boehm bewirbt im Auftrag von Museen und Galerien Ausstellungen und Künstler. Er produziert nicht nur Filme und Podcasts, sondern hilft auch bei der Suche nach Sponsoren.Daghild Bartels 26.12.2024 - 09:55 Uhr Artikel anhören
Felix von Boehm macht mit seinen Firmen Lupa und art/beats Werbung für Galerien, Museen, Künstlerinnen und Künstler. Foto: art/beats

Berlin. Das Versprechen auf der Website klingt verführerisch: „Wir unterstützen Museen, Galerien, Künstler, Auktionshäuser und Firmen der Kunstwelt bei ihrer kulturellen Kommunikation.“ Gemeint sind kulturelle Dienstleistungen in allen Bereichen des Kunstbetriebs unter Einsatz von Film und Video. Die Firma, die diese Dienste anbietet, heißt auf „Herzklopfen“ anspielend „art/beats“.

Ohne Social Media läuft heute auch im Kunstbetrieb nichts mehr; Fotos reichen längst nicht. Dass diese sehr spezielle Agentur bestens floriert, beruht sicher auch auf dem Versprechen, auch bei den Finanzen hilfreich zu sein. Man verspricht, private Sponsoren oder offizielle Fördermittel zu suchen. Inzwischen nimmt eine Vielzahl Museen, Galerien und Künstler, speziell in Berlin, die versprochenen Dienste gern in Anspruch.

Kopf dieser ungewöhnlichen Agentur ist Felix von Boehm (Jahrgang 1986), der sie bereits während seines Studiums der Filmwissenschaften gründete. Aufgewachsen in einer Familie von Filmemachern, seine Eltern sind Gero und Christiane von Boehm, lag der Sprung zur Gründung einer Filmproduktionsfirma nicht fern. Er nannte sie Lupa.

Auf das Konto von Lupa gehen Filme wie „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ mit Tom Schilling oder als Co-Produzent „Madame Sidonie“ mit Isabelle Huppert. Beide Firmen – Lupa und art/beats – haben ein gemeinsames Büro in Schöneberg mit acht festen Mitarbeitern, Redakteuren, Cuttern und Kameraleuten. Allerdings kann Felix von Boehm über ein sagenhaftes Netzwerk, so heißt es, verfügen, das die Aufträge wunschgemäß realisiert.

Der erste Auftrag betraf 2008 ein Youtube-Porträt der auf Surrealismus spezialisierten Sammlung Scharf Gerstenberg, die in Berlin im gleichnamigen Museum gezeigt wird. Weitere Häuser der Staatlichen Museen zu Berlin, die Hamburger Kunsthalle und das Museum Ludwig in Köln folgten.

Heute sind es eher die temporären musealen Ausstellungen, für die seine Firma Aufträge erhält, erklärt von Boehm, da für die Sammlungen kein entsprechendes Budget existiert. Dennoch gaben die Staatlichen Museen zu Berlin kürzlich einen Auftrag für ihren Instagram-Kanal heraus. Der Film trägt den Titel „Take a second Look“.

„Kunstpause“ mit Jonathan Meese zwischen Charlotte Paulus (li.) und Felix von Boehm. Anlass ist der gleichnamige Podcast, den von Boehm für die Freunde der Nationalgalerie produziert. Foto: art/beats

Von Boehm bezeichnet sich selbst als sehr kunstaffin und führt das unter anderem darauf zurück, dass er vom zwölften Lebensjahr bis zum Abitur in Paris aufwuchs. Die Zusammenarbeit mit Künstlern begeistert ihn am meisten. Aufträge für Studiovisits, etwa bei Alicja Kwade, Julius von Bismarck oder Leiko Ikemura, oder Ausstellungen per Video für die Instagram-Kanäle oder Webseiten von Galerien wie Künstlern zu produzieren, beglücken ihn regelrecht.

Die Künstlerporträts für die Internetportale werden freilich immer kürzer, sagt er, sind heute höchstens eine Minute lang. Die neuen Kanäle fordern ihren Tribut.

Die Liste der Galerien, für die er tätig ist, ist beachtlich. Unter anderem arbeitete er für Judin, Sprüth Magers, Esther Schipper und Dittrich & Schlechtriem. Aber auch internationale Filial-Galerien fragen nach, etwa Pace oder Mariane Ibrahim, die Galerien in Chicago, Mexiko und Paris betreibt. Sie erbat ein Porträt ihres Künstlers Amoako Boafo.

Von Boehm fuhr mit Boafo in dessen Heimat Accra, Ghana, um den Künstler, dessen Fingermalereien schon sechsstellige Dollar-Beträge erreichen, vor Ort zu erleben. Boafo sei angesichts des plötzlichen Reichtums derart überwältigt gewesen, dass er mit seinem Geld in Accra ein Residenzprogramm für seine dortigen Kollegen einrichtete, das dann in dem Video eine entsprechende Rolle einnimmt.

Wie erklärt sich der Erfolg von art/beats, zumal auf diesem Gebiet auch viele andere unterwegs sind? Fragt man die Auftraggeber, sagt etwa die Pressesprecherin von Pace, er und sein Team seien ungeheuer dynamisch. Pay Mathis Karstens von der Galerie Judin führt den Erfolg auf von Boehms ungebremste Neugier und Offenheit zurück, ferner auf seine hohe soziale Kompetenz dank derer ihm die Umsetzung selbst heikelster Projekte fast spielend gelinge.

Zum Repertoire von Boehms zählen auch fast einstündige Podcasts, die er unter dem Titel „Kunstpause“ für die Freunde der Nationalgalerie produziert. Der Freundeskreis überreichte ihm für diese ehrenamtliche Tätigkeit schon eine Ehrennadel.

Felix von Boehm begeistert sich besonders für Studiobesuche wie hier bei der Künstlerin Alicia Kwade. Foto: Felix von Boehm; art/beats

Ebenfalls zum Repertoire zählen Dokumentationen. Dazu zählt beispielsweise ein 52-minütiger Beitrag, den er gemeinsam mit der Redakteurin Silke Hohmann (Zeitschrift „Monopol“) produzierte. Unter dem Titel „Kunst der Macht“ erzählt sie die Geschichte der Biennale von Venedig von 1895 bis heute, speziell die wechselnde Rolle der nationalen Pavillons in den Giardini. Diese wichtige, glänzend gemachte Produktion wird im nächsten Jahr von Arte ausgestrahlt.

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Kürzlich initiierte von Boehm eine neue Veranstaltung, die er „Suite“ nennt. In einem Berliner Privathaus zeigten vier internationale Topgalerien, darunter Ropac und Pace, eine höchst attraktive Ausstellung, die sich auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth nicht entgehen ließ.

Der jüngste Auftrag für art/beats kommt vom Museum Barberini in Potsdam. Das Haus plant für nächstes Jahr eine Kandinsky-Ausstellung. Gemeinsam mit Silke Hohmann soll Felix von Boehm die Schau mit einem Film ergänzen. Sein Thema: Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, unter ihnen die britische Malerin Bridget Riley, werden befragt, inwiefern Kandinskys Kunst ihre eigene Arbeit beeinflusst hat.

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