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40 Jahre GalerieThaddaeus Ropac: „Salzburg ist ein magischer Ort“

Thaddaeus Ropac eröffnete seine erste Galerie 1983 in Salzburg. An sechs Standorten zwischen London und Seoul stemmen inzwischen 130 Mitarbeitende 35 bis 40 Ausstellungen pro Jahr.Regine Müller 17.08.2023 - 10:59 Uhr Artikel anhören

„YOUNG” von Gilbert & George entstand 1983, dem Jahr, in dem Thaddaeus Ropac mit seiner ersten Galerie in Salzburg startete. Foto: Ulrich Ghezzi

Foto: Handelsblatt

Salzburg. Ein tristes Gewerbegebiet im Salzburger Norden, von der Bushaltestelle läuft man eine Weile, dann steht man ungläubig vor einem schlichten Gebäudekasten. Hier unterhält die Galerie Ropac, eine der weltweit agierenden Großgalerien, eine eigene Halle für Großformate und kühne Gegenüberstellungen. Zusätzlich zur Hauptgalerie in der Altstadt.

In dieser dezentralen Dependance ist man noch ganz allein mit der Kunst. Den ersten Raum vermisst Wolfgang Laibs große Arbeit „The Rice Meals“ von 1983 mit 25 schnurgerade angeordneten, mit Reis und Haselnusspollen gefüllten Kupfertellern. Laib schafft seit den 1980er-Jahren Installationen aus Naturmaterialien wie Wachs, Blütenpollen, Marmor, Milch und Reis. Dies ist eine seiner exemplarischen Arbeiten.

An der Stirnwand setzt Anselm Kiefers „Vineta“ (1982/1986) einen wuchtigen, raunenden Akzent. An den Seiten sekundieren unter anderem Robert Longos große Papierarbeit „Men in the cities“ (1981), seine düstere Kohle-Komposition „Untitled (After Soulage)“ von 2022 und Imi Knoebels pink leuchtende Malerei „Once upon a time II“, ebenfalls von 2022.

Der „Altersunterschied“ der gezeigten Arbeiten ist gewollt. Das Konzept des Zeitsprungs setzt sich im Stammhaus der Galerie im Salzburger Zentrum fort. In der feudalen Villa Kast am Mirabellplatz sind im Erdgeschoss Arbeiten aus der Gründungszeit zu sehen, oben neueste Werke von Künstlern der Galerie, teils eigens entstanden für die Jubiläumsausstellung.

Aus der Pionierzeit sind zu sehen Andy Warhols Beuys-Porträts von 1980, Arbeiten von Jean-Michel Basquiat, darunter das ikonische schwarze Selbstporträt, das kürzlich in der Basquiat-Retrospektive in der Wiener Albertina ausgestellt war. Außerdem Georg Baselitz‘ „Blick aus dem Fenster“ von 1982, das Großformat „Young“ von Gilbert & George, entstanden 1983, und Maria Lassnigs ungeschöntes Selbstbildnis „Ich trage die Verantwortung“ von 1981.

Salzburg ist für den Galeristen ein magischer Ort, mit all seinen vielen Künstlerinnen und Künstlern. Heute unterhält er Galerien in Paris, London, Seoul und Salzburg. Foto: Galerie Ropac

Foto: Handelsblatt

Das Obergeschoss vibriert schier vor Energie aus den neuesten Gemälden von Stars wie Daniel Richter und Adrian Ghenie. Der Besucherstrom in der Villa ist beachtlich. Nebenan bittet Thaddaeus Ropac in seinem Büro zum Gespräch. Sein Lebensmittelpunkt befindet sich in Paris, aber zur Festspielzeit ist er stets wieder in Salzburg, wo vor 40 Jahren in der Kaigasse alles begann. Dort gründete der ehemalige Beuys-Praktikant 1983 seine erste Galerie. Heute gehört er zu den erfolgreichsten Kunsthändlern weltweit.

Kleinstadt mit vielen Künstlern

Nach Salzburg führte ihn ein produktives Missverständnis. Als ihm das Buch „Die Schule des Sehens“ von Oskar Kokoschka in die Hände fiel, glaubte er in Kokoschkas Konzept einer freien Akademie die Beuys‘schen Ideen wiederzufinden. Anfang der 1980er-Jahre fuhr er das erste Mal Jahre nach Salzburg.

„Ich kannte damals niemanden in der Stadt und bin gleich hochgefahren zur Festung. Dort lief ich Emilio Vedova in die Arme. Und Hermann Nitsch war da. Und als ich dann wieder runtergefahren bin in die Stadt, sind mir die vielen jungen Musiker aufgefallen mit ihren Instrumentenkoffern. Das hat mich fasziniert.“

Bis heute sei diese Faszination ungebrochen, schwärmt Ropac, Salzburg sei ihm emotional extrem wichtig: „Weil ich hier begonnen habe, und die Stadt einfach liebe. Salzburg ist ein magischer Ort.“ Das sehen die für Ropac besonders wichtigen Künstler Georg Baselitz und Anselm Kiefer offenbar ähnlich, denn sie unterhalten seit einiger Zeit Ateliers in Salzburg.

Im „Imperium Ropac“ ist Paris mittlerweile die wichtigste Destination. Auch dort betreibt er zwei Standorte für Ausstellungen, auch der hauseigene Verlag sitzt in Paris. Insgesamt stemmt die Galerie Ropac zwischen 35 bis 40 Ausstellungen pro Jahr an sechs Standorten mit 130 Mitarbeitern. In Salzburg sind es immerhin etwa acht pro Jahr. Salzburg ist nach wichtig, denn von hier aus bedient Ropac den ganzen deutschsprachigen Raum. „Das ist ein treues Publikum, ganz wichtige Sammler, die wir seit vielen Jahren begleiten dürfen.“

Die Zeitsprünge in den Arbeiten von Rachel Jones (l.), dem Gemeinschaftswerk von Jean-Michel Basquiat, Francesco Clemente und Andy Warhol (m.) sowie Alvaro Barrington (r.) sind gewollt. Foto: Ulrich Ghezzi

Foto: Handelsblatt

Die Jubiläumsausstellung spiegele das Gefühl der 1980er-Jahre wider, so Ropac: „Wir haben aus diesen Jahren tatsächlich Werke gefunden, die das Jahr definieren und ein Stimmungsbild geben.“ Etwa Werke von Bruce Nauman und Georg Baselitz.

Das Programm wurde diverser

„Damals war unser Spektrum sehr männlich dominiert, wir hatten nur zwei Künstlerinnen, Valie Export und Maria Lassnig.„ Inzwischen sei alles diverser und internationaler geworden. „Wir vertreten heute Künstler aus Kaschmir, Pakistan, Korea. Der reine Fokus auf Europa und die USA ist passé!“

Die Jubiläumsausstellung baut in der Rückschau auf das Gründungsjahr und den Sprung in die Gegenwart ein beträchtliches Spannungsverhältnis auf. Der Blick zurück auf den glorreichen Beginn löst bei Ropac jedoch keinerlei Nostalgiegefühle aus: „Wenn ich gefragt werde, ob es heute schwieriger ist, eine Galerie zu führen als früher, sage ich: Nein, im Gegenteil, wir haben heute eine Diversity und Offenheit, die es in den 1980er-Jahren so nicht gab.“

Es sei alles noch sehr abgeschlossen gewesen, es war schwierig, in die Kunstwelt hineinzukommen. „Die Kunst war im Elfenbeinturm, es gab eine gewisse Exklusivität. Heute kann jeder sich daran beteiligen und es gibt eine große Neugier.“

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„40. Jahre. 1983 | 2023“ noch bis zum 30. September 2023
Galerie Thaddaeus Ropac – Villa Kast & Salzburg Halle
montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr

Mehr: Porträt der Galerie Hauser & Wirth

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