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12 Stunden in HamburgUnterm Strich: Eine bunte Tristesse

Hamburg ist ein urbanes Potpourri aus globalen, bunten Einflüssen und der eigenen, grauen Mentalität. Diese authentische Vielfalt macht die Hansestadt so attraktiv, dass man mit ihr am liebsten in den Hafen der geistigen Ehe einfahren möchte.Yavi Bartula 20.03.2012 - 16:45 Uhr Artikel anhören

Wer nicht weiß, wo er hingehört, eine Heimat oder eine neue Liebe sucht, muss nach Hamburg kommen. Hier sind ein bisschen Ruhrpott, ein bisschen München und ein bisschen Berlin. Hier sind Kapitalismus und Kunst, Dreck und Glanz, Spießer und Progressive. Einige sind kleinkariert, einige großkotzig. Man verdient sein Geld im Büro oder im Bordell. Oder gar nicht, lebt auf der Straße. Vielleicht lebt es sich dort gut? Die Luft ist schließlich frisch, das maritime Klima gesund. Und die Immobilien- und Mietpreise gehören sowieso zu den höchsten unseres Landes. Auch wenn ein Leben ohne Dach über dem Kopf sehr bedrückend sein muss – es gibt wohl kaum eine Stadt, in der man sich auch in den Straßen wie Zuhause fühlt.

Und das, obwohl die Hamburger alles andere als warmherzig sind. Sie sind direkt und mögen keine schnörkeligen Umwege. Und dort dann keine Hindernisse. Doch in Hamburg leben eben nicht nur Hamburger, sondern Menschen aus aller Welt und allen Gesellschaftsschichten. Nicht nur, weil Hamburg ein wichtiger globaler Wirtschafts- und Industriestandort ist, sondern darüber hinaus eine extrem tolerante und facettenreiche Stadt. Diese Vielfalt ist das Hauptmerkmal, mit welchem sich Hamburg von anderen Städten abgrenzt und den individuellen Charme gewinnt.

Hamburg Hard Facts
Europas brückenreichste Stadt
In den Hafen-Top 10
Umweltproblem
Reicher Rekord
„Hummel, Hummel“
Die sündigste Meile der Welt
Der Dom
Konsulatstadt

Hamburg lässt sich zwar mit keiner anderen deutschen Stadt vergleichen, dafür erstaunlicherweise umso mehr mit einer chinesischen: Shanghai. Sie sehen sich mit ihrem Geflecht aus Kunst, Industrie und Wasser nicht nur optisch ähnlich, sondern teilen sich auch einen offiziellen Beinamen: Das Tor zur Welt. Ihre Häfen gehören zu den größten der Welt, die starken internationalen Einflüsse verankern sich in einzelnen Lebensbereichen- und Bezirken, die Menschen sind freidenkend und dynamisch. Die Städte verdienen gleichsam diesen majestätischen Beinamen.

Diese schweren Tore zur Welt muss man allerdings zu öffnen wissen, gewillt sein, die Staubschicht abzuklopfen und hinter die schweren Stahlkonstruktionen zu schauen. Hamburgs grauer Himmel kann Motivation und Sicht betrüben, lässt viele schmutzige Straßenzüge noch trauriger erscheinen.

Diese graue Tristesse schwindet bei aber Sonnenstrahlen sofort, an dunklen Tagen dank der Vielfalt an bunten Graffitis, Cafés und spannenden Menschentypen. Man muss nur hinschauen und sehen, dass Hamburg lebt und seine charakteristische Schnelllebigkeit in einem ausgedehnten Kunststück, das täglich in den Straßen aufgeführt wird, performt. Schauen Sie es sich unbedingt an – aus verschiedenen Perspektiven. Drei mögliche möchten wir Ihnen vorstellen: aus dem Bus, aus der U-Bahn, aus dem aufrechten Stand auf festem Boden.

Die Dachkonstruktion mit der obersten Kuppel des Großen Konzertsaals auf der Baustelle der Elbphilharmonie.

Foto: dpa

Hamburg ist groß und hat viele interessante Stadtteile. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Es ist nicht einfach, alle innerhalb von 12 Stunden zu besuchen und ihnen ausreichend Zeit zu widmen. Für einen guten Überblick über die schönsten Ecken eignet sich eine gemütliche Busfahrt mit einem Sightseeing-Doppeldeckerbus. Er startet bei den imposanten Landungsbrücken und schlängelt sich 95 Minuten mehr oder weniger grazil durch die relevanten Stadtteile östlich und südlich der Alster, während ein gut gelaunter Mann gut verständliche Informationen ins Mikrofon ruft und immer wieder die Bitte nach Trinkgeld äußert.

Kein Wunder. Viel Geld braucht hier jeder. Denn Hamburg ist teuer und außerdem verschuldet. Selbst die höchste Millionärsquote Deutschlands und über 1000 private Stiftungen für die Stadt schenken den Menschen keine sündhaft teuren Immobilien und holen sie Menschen von der Straße. Aber es wird immerhin fleißig gebaut, investiert und saniert, sodass das derzeit noch von unzähligen Baustellen verzerrte Stadtbild in neuem Glanze erstrahlen wird. Die berühmteste und gleichzeitig kontroverseste der Baustellen: Die Elbphilharmonie, an der Sie mit dem Bus relativ früh vorbei fahren. Das Konzerthaus im Hafen ist bereits seit 2007 im Bau und steht derzeit still. Sollten sich die Baubeteiligten endlich einigen, darf mit der offiziellen Eröffnung des innovativen Event-, Gastronomie- und Wohnkomplexes im Jahre 2015 gerechnet werden.

Der Eingang des Hotels Atlantic in Hamburg.

Foto: dpa

Bis dahin macht die Elbphilharmonie in dem aktuellen Baustellen-Chaos auch als halbfertiges Gebäude eine gute Figur. Denn es steht in dem gerade massiv entstehenden Stadtteil „Hafencity“, das derzeit vielmehr an eine unaufgeräumte Filmkulisse, als an ein schönes Wohnviertel erinnert. Doch das soll sich bald mit den vielen teuren Designerwohnungen und stylischen Eventlocations ändern. Mit diesem innovativen Stadtteil auf altem Hafengebiet gewinnt Hamburg nach der Fertigstellung in den Jahren 2020-25 übrigens 40 % mehr Innenstadtfläche, die direkt an die wunderschöne Speicherstadt anknüpft.

Dieser Zusammenprall von den historischen Speicherbauten mit den modernen Neubauten der Hafencity schafft einen interessanten architektonischen Kontrast, der in Hamburg kein seltenes Phänomen ist. Es gibt allerdings tatsächlich nur wenige alte Gebäude, die noch vor 1850 entstanden. Ganz anders als die meisten deutschen Städte kann Hamburg nämlich nicht mit Prachtbauen des Barock oder der Renaissance prahlen. Dafür gibt es vor allen Dingen drei Gründe: 1. Der Brand im Jahre 1842, bei dem 1/3 der Stadt zerstört wurden; 2. die Cholera-Epidemie 1892 mit über 8.600 Toten und zahlreichen niedergerissenen Slums; 3. der 2. Weltkrieg und vor allem die Luftangriffe von 1942, die unter dem Namen Operation Gomorrha über 30.000 Opfer forderten.

Ensemblemitglieder des Hamburg-Balletts bei einer Fotoprobe.

Foto: dpa

Die kleine Schwester der „Großen Freiheit“.

Foto: dpa

Trotz dieser Schicksalsschläge wuchs Hamburg zu einer hochmodernen Medienstadt mit vielen wichtigen Institutionen und Verlagen und knapp 1,8 Millionen Einwohnern heran. Damit ist sie nicht nur eine der spannendsten, vielfältigsten und dynamischsten Städte Deutschlands, sondern auch die zweitgrößte. Und die mit einem extrem starken Tourismusboom. Der wird nicht zu knapp von dem hochfrequentierten Schiffverkehr gepusht, zu dem 130 Anläufe von internationalen Kreuzfahrtschiffen pro Jahr dazu gehören. Und wenn eine Cap San Diego, Aida, Queen Mary oder MS Europa anlegen, gehen tausende Touristen von Bord und locken gleichzeitig mindestens ebenso viele Schaulustige an.

Und wenn Sie auch Schiffchen gucken kommen – und das ist in Hamburg obligatorisch und eigentlich fast unumgänglich -  schauen Sie sich bei Gelegenheit die Speicherstadt genauer an. Wo damals 20.000 Anwohner dem gigantischen Lagerhauskomplex weichen mussten, dürfen Sie jetzt – vorausgesetzt, sie haben ein üppiges Budget -  zurück und eines der sanierten Gebäude beziehen. Eine interessante Retour-Entwicklung. Interessant ist hier auch die Wunderwelt - die größte Modelleisenbahn der Welt, für deren Besichtigung schnell einige Stunden drauf gehen. Bei einem straffen Sightseeing-Programm empfehlen sich stattdessen ein heißes Getränk im schönen Kaffeemuseum und ein Business- oder Romantik-Dinner im charismatischen Restaurant Vlet.

Wenn Sie anschließend die Bustour fortsetzen, passieren Sie die alten Markthallen, in denen heute photographische und moderne Kunst ausgestellt ist. Kurz darauf geht Kunst in Kommerz über, wenn Sie zu Ihrer Linken und gegenüber dem Bahnhof die großen Einkaufsmeilen Spitalerstraße und Mönckebergerstraße sehen. Bleiben Sie sitzen, denn charakteristische Individualität würden Sie hier vergebens suchen. Diese Einkaufsstraßen haben nichts, was die großen Einkaufsstraßen in anderen deutschen Großstädten nicht auch haben. Und das sind die üblichen Filialen und Kettenläden, die einen monotonen Übergang von dem Bahnhof zur Innenstadt gestalten. Einen erneuten Übergang von Kommerz zu Kunst gibt es dann glücklicherweise gleich hinter dem Bahnhof, wenn der Bus gen Alstersee und am Komplex der Kunsthalle vorbeifährt. Bei dem beeindruckenden ständigen und wechselnden Repertoire an mittelalterlichen bis zeitgenössischen Kunstausstellungen würde sich ein Hop Off absolut lohnen.

Ähnlich dachten wohl schon vor über 100 Jahren reiche Passagiere, die nach ihrem 1. Klasse-Aufenthalt auf einem der transatlantischen Kreuzfahrtschiffe off hoppen wollten und eine standesgemäße Unterkunft zu Lande suchten. Für diese Bedürfnisse wurde das Atlantic Hotel am Alstersee errichtet, das heute zu der Kempinski-Gruppe gehört, allerdings nach wie vor einen unwiderstehlichen Charakter versprüht und sich immer noch über satte fünf Sterne freuen darf. Sie dürfen diese an den imperialen, denkmalgeschützten Fassaden aus dem Busfenster heraus betrachten. Das imposante Antlitz des Hotelriesens führt Sie sanft in die luxuriösen Wohnbezirke Rotherbaum und Harvesterhude links der Außenalster ein.

Das Mövenpick Hotel Hamburg im Sternschanzenpark.

Foto: dpa

Individuelle Landhäuser und prächtige Villen schmücken die grünen Alsterflächen und werden nur von akkurat bewachten Konsulaten entzaubert. Bei der Durchfahrt werden Sie zum Beispiel die kleine Türkische Botschaft sehen, der wegen der Auseinandersetzungen mit kurdischen Oppositionellen ein eigenes Polizeiaufgebot gebührt. Ob Joop wegen dieser politischen Instabilitäten seine schneeweiße Villa am Alsterufer verließ? Wir wissen es nicht. Vielleicht sollten wir an einem niedlichen rosafarbenen Haus ein paar Nummern weiter klingeln und Designerin Jil Sander fragen. Sie blieb und weiß vielleicht mehr.

Mehr – aber vielmehr aus anderen Wissensgebieten - weiß definitiv das Völkerkundemuseum im gleichen Stadtteil und mit einem authentischen chinesischen Teehaus. Noch mehr könnten nur noch die Studenten der fünftgrößten Universität Deutschlands wissen, die gleich gegenüber liegt. Sie werden denken: „Was ein inspirierender Ort für Lehren und Lernen!“. Denn wer wünscht sich keine grünen Alleen und schicke Altbauten rund um den Campus, um den stressigen Studentenalltag einzudämmen?

Wenn Sie die Busroute fortsetzen, sehen Sie unterwegs noch das moderne Mövenpick-Hotel im Wasserturm, die Staatsoper, die Straße Esplanade mit dem Hofbräuhaus München und gleich rechts davon den Neuen Jungfernstieg, der die Binnenalster von den Innenstadt trennt. Hier können Sie im alten und traditionellen Alsterpavillon Kaffee trinken, im größten Apple-Store Deutschlands vorbeischauen, im Alsterhaus einkaufen, in der Luxuspassage Neuer Wall flanieren und mit dem nötigen Kleingeld bei Gucci oder Prada zuschlagen.

Wenn diese Informationen Sie nicht aus dem Bus herauslocken, werden Sie auf der Weiterfahrt den Rathausplatz passieren und kurz darauf zu Ihrer Rechten die Neustadt sehen. Wenn Sie durch den rapiden Wechsel von Alt- zu Neustadt und Speicher- zur Hafenstadt irritiert sind, die Bezirke in Ruhe und am besten von Oben herab ordnen möchten, haben Sie wenige Meter weiter eine wunderbare Gelegenheit dazu: Auf dem Michel. Die Kirche St. Michaelis gewährt als einer der wenigen Aussichtspunkte einen guten Stadtüberblick aus der Vogelperspektive.

Was Sie von hier Oben sehen werden, war vor wenigen Jahrhunderten noch nicht denkbar. Nicht, weil sich niemand auf den Kirchturm traute, sondern weil die Stadt deutlich kleiner war. Vor dem 17. Jahrhundert war Altona beispielsweise noch eine unabhängige Gemeinde, die erst im Zuge der Urbanisierung von Hamburg eingemeindet wurde. Und genau dazwischen lag und liegt zur Freude aktiver Nachtmenschen noch heute die sündigste Meile Deutschlands: St. Pauli.

Unweit dieser Kirche aber vor allem fußläufig von den Landungsbrücken erreichbar galt das Vergnügungs- und Rotlichtviertel schon zu diesem Zeitpunkt als ein attraktiver Aufenthaltsort für Matrosen auf Landgang. Und diese vereinsamten Männer wollten bespaßt werden, fanden ihr Glück dann schnell auf der Reeperbahn oder in der Herbertstraße. In dieser winken noch heute Leichte Mädchen aus den rot beleuchteten Fenstern heraus und fordern zur kuscheligen Schäferstündchen auf. Obwohl das juristische Gesetz Frauen und Minderjährigen einen Spaziergang durch die abgeschirmte Bordellstraße nicht verbietet, sollten sich diese Gruppen nicht mit den inoffiziellen Gesetzen der (Herbert-) Straße anlegen. Das Schild an der Trennwand und die bösen Blicke der 250 Prostituierten sollten abschreckend genug sein.

Trösten Sie sich damit, dass Ihnen stattdessen der nette Friseur aus dem Friseursalon Harry einige Meter weiter ganz sicher aus seinem Schaufenster heraus zuwinkt. Ganz ohne Hintergedanken. Er erfreut sich nämlich lediglich seiner Popularität, die er den Pilzköpfen der Beatles zu verdanken hat. Die wurden den Jungs genau hier, bei Harry, verpasst. Nicht weit dieses „Tatortes“ ist vielleicht Deutschlands berühmteste Institution, an dem diese ausfindig gemacht und untersucht werden: die Davidwache. Und obwohl die Friseure hier nie zur Rechenschaft gezogen wurden, wurde dieses Polizeikommissariat in diversen Film- und Fernsehauftritten berühmt. Und die Beatles ja auch. Die bekamen von Hamburg dafür sogar einen personalisierten Platz und ein Museum, die beide den Bandnamen tragen und an der Reeperbahn zu finden sind. Das hätten sich die Jungs bestimmt nicht träumen lassen, als sie ihre Karriere im Star-Club in St. Pauli ankurbelten. Dieser steht noch heute in der Straße Große Freiheit, die von der Reeperbahn abzweigt.

Entgegen der Vermutung, die „Freiheit“ in dem Straßennamen bezöge sich auf eine sexuelle, fußt die Namensherkunft auf einer religiösen. Die Straße wurde schon 1611 in Altona angelegt. Die unabhängige Gemeinde predigte absolute Glaubensfreiheit und tolerierte alle Religionen. Hier lebten und feierten alle Nationalitäten in harmonischer Friedseligkeit. Ja, die große Freiheit.

Eine große Freiheit (der etwas anderen Art) erlaubt übrigens das asiatische Restaurant Copper House in der Davidstraße, die die Reeperbahn kreuzt. Hier haben Sie nämlich die unendliche Wahl zwischen á la Carte und All-you-can-eat-Buffet, speisen in einem modernen Ambiente und können dem Koch live beim Sushi rollen zusehen. Ein kulinarischer und optischer Genuss! Gegenüber befindet sich das stylische Lifestyle- und Designhotel Empire Riverside mit der 20-Up Bar. Der Name der Skybar verrät das Stockwerk und lässt auf einen schönen Ausblick hoffen. Sie werden nicht enttäuscht, also planen Sie hier einen Drink ein, bevor Sie ein Club- und Barhopping auf der Reeperbahn starten.

Und das dann bitte zu Fuß und ohne fahrbarem Untersatz. Denn in den Gassen St. Paulis gibt es so vieles zu entdecken! Die architektonische und gesellschaftliche Vielfalt präsentiert die oben aufgestellte These par excellence und entertaint das ohnehin überreizte Auge. Wenn Sie den Stadtteil auf diese Weise erkunden, können Sie gleich einen Abstecher zur angrenzenden Sternschanze machen. Während St. Pauli ortsweise noch etwas zwielichtig wirkt, ist die Sternschanze ein stark aufgewerteter und gepflegter Stadtteil, der glücklicherweise seinen alternativen und individuellen Charakter wahrt. Er ist voller schöner Cafés, kleiner Bars, guter Restaurants, Boutiquen, Galerien, Lebensmittellädchen und entspannten Menschen.

Ein ähnliches Bild gibt auch das Karolinenviertel ab, das zwischen St. Pauli und der Sternschanze liegt und offensichtlich von beiden Richtungen beeinflusst wurde. Im Karoviertel bekommt der genuine dreckige und verarmte Suburb einen frischen, alternativen und bunten Anstrich. Das Produkt ist eine sehenswerte Mischung aus Wohnanlagen, Geschäften und Neugierigen; hier sind Künstler, Young Fashion Designer, Second Hand Boutiquen, Geschenkartikelläden, Cafés und ein Musikgeschäft mit integriertem Sneaker-Store. Hier, auf der Marktstraße im Karoviertel, sind Sie richtig, wenn Sie Hamburgs mehrschichtige Schizophrenie selbst diagnostizieren wollen.

Hier können Sie die Stadttour wieder fahrend fort- und sich dafür in die U3 setzen. Die U-Bahn auf der bereits hundertjährigen Ringstrecke ist die günstige Hamburg-Rundfahrt; für knapp zwei Euro sehen Sie viele Stadtteile aus einer anderen Perspektive und werden sich freuen, dass das „U“ in dem Fall nicht immer für „unterirdisch“ steht. Nur insgesamt neun der auf der gesamten Strecke liegenden 26 Stationen fährt die gelbe Hochbahn im Tunnel an. Merken Sie sich bei Ihrer Rundfahrt vor allem die Stationen „Sternschanze“ und „Eppendorfer Baum“. Beide liegen in zwei angesagten und beliebten Wohn- und Lifestyle-Vierteln. Während die Sternschanze ihren Fokus auf eine reiche Café- und Restaurantvielfalt und alternativen Contra-Mainstream richtet, ist Eppendorf primär ein schickes Wohngebiet, in dem Ihnen garantiert mindestens drei glattgekämmte Bernadiner und zahlreiche gestylte Jungfamilien begegnen. Das ist aber gar nicht negativ gemeint. Und herkommen müssen Sie sowieso, wenn nicht wegen eines renommierten Restaurants oder des einen oder anderen edlen Designergeschäfts, dann wegen einer hervorragenden Chocolaterie mit dem Namen Schokovida. Was die talentierten Hände kreieren und sensiblen Zungen hier abschmecken, grenzt an eine Sünde! Unweit des Verkaufsgeschäftes zaubern die Konditoren eigene Pralinen-, Konfekt- und Schokoladentafeln-Kunstwerke, die sich höchstens auf ihren Hüften, aber nicht ungeöffnet in ihren heimischen Schränken verewigen. Tipp: Trüffelpralinen.

So schön die polierten Vorzeigeflächen Hamburgs auch sind, ist die Rückkehr nach St. Pauli in den Abendstunden die vernünftigste Entscheidung. Dafür gibt es drei simple Gründe:

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1. Die Tarterie in der ruhigen Paul-Roosen-Straße. Der Grund hierfür hat einen Namen: Fabio. Der Besitzer und Koch des kleinen, hübschen Restaurants liest Ihnen Ihre tiefsten Wünsche von den Augen ab und visualisiert Sie anschließend in Form von perfekten Flammkuchen und Tartes, reichen Salaten und Suppen, kreativen Fleisch-, Eier- und Gemüsegerichten auf einem dekorierten Teller. Und wenn Sie danach noch seinen liebevoll zubereiteten Cappuccino, die hausgemachte Limonade und das Tages-Dessert verköstigen, hat sich der Name unwiderruflich in Ihrem Herzen eingebrannt.

2. Apropos Brand. Den gibt’s direkt gegenüber in der Bar Luba Luft mit der unglaublich schlechten Luft aber den unglaublich guten Cocktails. Ob der Name als ironischer Wortwitz entstand, bleibt fraglich. Ganz sicher ist allerdings, dass die einzigartigen Cocktail-Kreationen der Bar legendär und in aller Munde sind.

3. Der letzte Grund ist, dass Sie ab jetzt nicht mehr auf die Uhr schauen müssen und St. Pauli bis in die frühen Morgenstunden genießen können. Sie dürfen nämlich ausschlafen, da ein vermeintlich wichtiger Programmpunkt definitiv wegfällt: Der Altoner Fischmarkt. Der ist nämlich nur eine kommerzielle Touristenattraktion, die vor allem noch betrunkene Männergruppen nutzen, um am frühen Morgen eine Currywurst zu essen. Essen Sie am nächsten Morgen lieber ein frisches Bagel-Cortado-Frühstück in der Kaffeerösterei Elbgold in der Sternschanze, ein deftiges Käse-Frühstück im alten Café Unter den Linden in der Schanze oder ein reiches Croissant-Frühstück im Café Latte in St. Pauli. Und tun Sie das ganz in Ruhe, abseits der vielen Touristen und gerne auch noch am Nachmittag. Das würde der Hamburger auch tun. Bei jedem Wetter.

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