Rath checkt ein: Hotel-Restaurants: Konzepte von stilvoll bis lässig: Diese Gourmet-Hotels wissen kulinarisch zu begeistern

Im „The Duchy“ im Düsseldorfer Breidenbacher Hof gibt es den persönlichsten Service in ganz Deutschland – und eine „Raw Bar“ der Extraklasse.
(Foto: The Duchy)
Heimische Kochkünste und hervorragende To-go-Angebote in allen Ehren: Kulinarische Erlebnisse in Spitzenrestaurants werden vermisst. Damit auch die Kombination erstklassige Unterkunft und hervorragende Gästeverpflegung gelingt, leisten sich viele Tophotels Restaurants mit Spitzenköchen.
Beim neuen Ranking der „101 besten Hotels Deutschlands“ werden wir Ihnen in Zusammenarbeit mit der renommierten Hornstein-Liste die besten Gourmethotels neben der eigenen Restaurant-Rangliste vorstellen. Schon heute überrasche ich Sie aber mit einer Auswahl, die Sie bei Ihrer nächsten Reise kulinarisch ganz sicher begeistern wird.
Wir starten unseren kulinarischen Streifzug durch ausgewählte Hotels im Norden Deutschlands, auf Sylt. Hier dürfen im Gegensatz zu den anderen vorgestellten Häusern bereits seit dem 1. Mai wieder Touristen nächtigen und sich gastronomisch verwöhnen lassen. Auf Sylt stelle ich Ihnen gleich zwei Hotels mit angeschlossener Sterneküche vor.
Im Landhaus Stricker herrscht entspannte Wohlfühlatmosphäre. Hotelbesitzer und Sternekoch Holger Bodendorf pflegt hier eine einfache Philosophie: mit selbstverständlichem Luxus den Gästen ein zweites Zuhause bieten. Mit 38 Zimmern und Suiten gelingt das in schönster Natur ganz hervorragend. Auch der Spa-Bereich hat sich dem Motto „Heimeligkeit“ verschrieben. Die Wellness-Anlage mutet wie ein überdimensioniertes Wohnzimmer an. Der gemütliche Lounge-Charakter gefällt den Gästen.
Hausgäste und Auswärtige können zwischen zwei hervorragenden Restaurants wählen. Im kleinen, stilvollen Sterne-Restaurant Bodendorf's setzt „der Koch des Jahres 2018“ am Herd südfranzösische Akzente und bietet seinen Gästen souveräne, schmackhafte Urlaubsküche. Deutlich klassischer, aber von Bodendorfs Haute Cuisine inspiriert geht es im „Siebzehn84“ zu. Die Speisenkarte hält keine Überraschungen vor, aber darum geht es hier auch gar nicht. Hier zählt der herzliche Service und das warme Ambiente.

Bei Hotelbesitzer und Sternekoch Holger Bodendorf können Hausgäste und Auswärtige zwischen dem Bodendorf's und dem „Siebzehn84“ wählen.
(Foto: Landhaus Stricker)
Wenn es dann doch ein Stern mehr auf dem Teller sein darf, bietet sich als Alternative das Fünfsternehotel Söl'ring Hof an, das ebenso wie das Landhaus Stricker top unter den „101 besten Hotels Deutschlands“ zu finden ist. An Sylts schmalster Stelle gelegen, begeistert Gastgeber Johannes King seine Gäste persönlich und wird dafür regelmäßig mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet.
Im Fünfsternehotel ist alles darauf ausgerichtet, dem Gast jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Dabei liegt dem Patron die kulinarische Reputation seines Hauses besonders am Herzen. So landen hier Salzwiesenpflanzen, fangfrischer Fisch und weitere Produkte aus der unmittelbaren Umgebung köstlich zubereitet direkt auf dem Teller.
Während Sie auf Sylt jetzt schon auf Sterneniveau dinieren können, müssen Sie sich mit dem Besuch der nun folgenden Auswahl an Gourmethotels noch ein wenig gedulden. Denn noch erlauben nicht alle Destinationen touristische Reisen. Die Hoteliers hoffen, ihre Gäste bald wieder empfangen zu dürfen.
In Andernach drei Sterne in drei Tagen erleben
Sollte es Sie in Zukunft in die Nähe von Andernach am Rhein verschlagen, planen Sie unbedingt drei zusätzliche Übernachtungen ein. Der Grund: das Hotel „Purs“ in Andernach. Es ist weltweit das einzige Objekt, welches der flämische Interior Designer Axel Vervoordt ausgestattet hat. Vervoordt gilt als einer der Top-100-Kreativen der Neuzeit. Als Verfechter der sogenannten Wabi-Sabi-Ästhetik begeistert er Kunden wie den Modedesigner Calvin Klein und den Schauspieler Robert De Niro. Alle elf Zimmer und Suiten des Purs „atmen“ Vervoordt, sind individuell mit rohen Materialien wie Stein und Holz und in erdigen Farben ausgestattet.

Das von Küchenchef Christian Eckhardt geführte Restaurant im Hotel „Purs“ wurde 2018 eröffnet.
(Foto: moodley brand identity, Michael Königshofer)
Das außergewöhnliche Interior des Hotels und seine sorgsam durch Vervoodt ausgewählte Sammlung bedeutender Nachkriegskünstler allein wäre sicherlich schon einen Besuch wert. Kulinarisch interessant wird das 30.000 Einwohner zählende Städtchen am Rhein jedoch durch seine außergewöhnlich Dichte an hochdekorierten Köchen.
Küchenchef des Purs ist Christian Eckhardt, der für das 2018 eröffnete Restaurant im Guide Michelin auf Anhieb mit zwei Sternen ausgezeichnet wurde. Eckhardt beschreibt seinen Ansatz so: „Wir kochen eine kreative, authentische und ehrliche Gourmetküche, die das Produkt in den Fokus stellt und mit Aromen aus aller Welt in Szene setzt.“
Als Gast würde ich Eckhardts Küche als unkompliziert beschreiben – sie überrascht aber total in der Zusammenstellung der Komponenten und mit ungewöhnlichen Kombinationen. Einen Teil trägt dazu Eckhardts Chef-Patissier Sebastian Kraus bei, derzeit amtierender „Patissier des Jahres“.
Quasi ums Eck betreibt Sterneköchin Sarah Henke ihre von den vier Elementen inspirierte Aromenküche im YOSO. Und nur einen Steinwurf weit entfernt kocht Nicholas Hahn italienische Gourmetküche im „Ai Pero“, immerhin mit 17 Punkten im Gault & Millau ausgezeichnet.
Statt nun in jedem der drei Spitzenrestaurants einzeln einen Tisch buchen zu müssen, kann man als Gast des Purs auch ganz entspannt das Package „Culinary Delight“ buchen und an drei aufeinander folgenden Abenden die kreativen Küchen von Sarah Henke, Christian Eckhardt und Nicholas Hahn erleben – drei Sterne in drei Tagen also.
Lässiger Luxus im Bollants „Papa Rhein“
Wenn Sie von Andernach etwas weiter rheinaufwärts reisen, sollten Sie unbedingt Station im 2020 neu eröffneten Bollants „Papa Rhein“ machen. Hier erwartet Sie zwar – noch – kein Michelin-Stern, aber mit Nils Henkel, einem meiner Lieblingsköche, mit der renommierteste Sternekoch Deutschlands.

Im Bollants „Papa Rhein“ bietet das Restaurant „Bootshaus“ mediterrane Bistroküche.
(Foto: Papa Rhein Hotel)
Der 51-Jährige hat ein lässiges Gastronomiekonzept für die mediterrane Bistroküche des Restaurants „Bootshaus“ entworfen. Geplant ist eine Symbiose aus regionaler und weltläufiger Küche mit Fokus auf Fisch und Gemüse. Laut eigenem Bekunden hegt das Team um Nils Henkel keine Absichten, einen Stern zu erringen. Wer den Koch kennt, weiß: Nils Henkel möchte seinen Gästen immer ein Höchstmaß an Qualität sowie puren und unverfälschten Genuss bieten. Bei diesem Niveau sind zukünftige Auszeichnungen unvermeidlich.
Das Lifestyle-Hotel mit seinen 114 Zimmern und Wellness mit Außen- und Innenpools ist ein besonderes, unkonventionelles Domizil. Das Wohlfühl-Design – gestaltet von Riviera Maison – ist jung und etwas schräg, passt aber mit seinem maritimen Look hervorragend in die Lage direkt am Bingener Hafen.
Das „Papa Rhein“ hatte mit seiner Neueröffnung im Sommer 2020 zwischen zwei Lockdowns keinen leichten Start. Meine Prognose: Nach den weiteren Öffnungen werden Kurzreisen innerhalb Deutschlands zunehmen. Das lässige „Papa Rhein“, unweit der Metropolregion Rhein-Main gelegen, wird sich als beliebte Unterkunft etablieren – auch wegen Nils Henkels erstklassiger „Pure Nature“-Küche. Ob das Hotel dann zu den „101 besten Hotels Deutschlands“ zählen wird, lesen Sie hier an gleicher Stelle im November.
Ebenfalls nur einen voraussichtlichen Öffnungstermin, dann aber mehrere Gourmet-Tempel nur wenige Schritte vom Hotelbett entfernt, bietet das Kempinski-Hotel Adlon Berlin. Auch wenn eine Berlin-Reise meist nicht den Rückzug in zugegeben luxuriöse vier Wände zum Ziel hat, kann es durchaus angenehm sein, sich in der näheren Umgebung kulinarisch auf höchstem Niveau versorgen zu lassen.
Als Gast im Adlon muss man das Quartier unter den Linden gar nicht verlassen, um kulinarische Spitzenleistungen verkosten zu können. Es reicht, durch das prunkvolle Foyer die pompöse Treppen hinaufzusteigen, um im „Lorenz Adlon Esszimmer“ zu dinieren.

Küchenchef Hendrik Otto lässt sich nicht nur von Sinneseindrücken, sondern auch von alten Rezepten und Spezialitäten seiner Familie und Freunde inspirieren.
(Foto: Adlon Berlin)
Auf der aktuellen Hornstein-Liste firmiert das „Lorenz Adlon Esszimmer“ auf Platz 15, das Küchenchef Hendrik Otto seit 2010 sein Zuhause nennt. Dank seiner Fähigkeit, aus den besten Produkten die prägnanten Aromen herauszuarbeiten, um dann Speisen von allerhöchster Kreativität und Qualität zu servieren, konnte er seit 2011 in Folge zwei Michelin-Sterne verteidigen.
Alle Gerichte Ottos haben eine sehr persönliche Note: Inspirieren lässt er sich nicht nur von Sinneseindrücken, sondern auch von alten Rezepten und Spezialitäten seiner Familie und Freunde. Einflüsse aus aller Welt sorgen selbst bei treuen Stammgästen immer wieder für neue Erfahrungen und Überraschungen – und für bisher ungekannte Geschmackserlebnisse.
Umso mehr freue ich mich, dass die Soirée und Preisverleihung für die „101 besten Hotels Deutschlands“ im Juli im Hotel Adlon stattfindet und Hendrik Otto für die 200 Gäste kocht. Für ihn eine kleine Herausforderung, wie er mir verraten hat, da er normalerweise nur für 30 Gäste pro Abend kocht. Das Beste am Adlon war schon immer das „Lorenz“ und ist es bis heute.
Deutschlandweite Empfehlungen und persönliche Tipps
Die Klassiker dürfen in dieser Aufzählung nicht fehlen. In 47 Ländern betreibt Nobu gemeinsam mit Robert De Niro, dem Gastronomen Drew Nieporent und dem Filmproduzenten Meir Teper Restaurants unter seinem Namen Nobu. Die kleinere, feinere Gastronomie-Variante trägt seinen Zweitnamen Matsuhisa. Und genau so präsentiert sich mein Lieblingsrestaurant im Mandarin Oriental Hotel in München – übrigens eines der besten Hotels im Land. Bitte essen Sie unbedingt den Black Code in Misu und genießen Sie die traditionelle japanische Küche inspiriert mit feinen peruanischen Zutaten.
Natürlich gehört die Küche von Sven Elverfeld im „Aqua“ in Wolfsburg, wenn auch in der Diaspora, zu einem der besten Restaurants in Deutschland. Laut Hornstein-Liste ist es DAS beste Restaurant. Bereits zum 13. Mal in Folge hat der Guide Michelin im Übrigen das „Aqua“ im The Ritz-Carlton mit drei Sternen ausgezeichnet.
Zu den Gourmet-Klassikern im Schwarzwald gehören die Traube Tonbach und das „Bareiss“, die allein der Gastronomie wegen eine Reise wert sind. Ähnlich ist es mit Christian Jürgens, dem Drei-Sterne-Chef im Hotel Überfahrt am Tegernsee.
Gerne möchte ich Ihnen jenseits des Erwarteten noch ein paar Tipps geben. Deutschlands spannendste Küche findet sich meiner Meinung nach derzeit im Hotel „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg. Hier kocht im „Nikkei Nine“ Küchenchef Song R. Lee. Nebenan im „Haerlin“ verzaubert Christoph Rüffer, für mich einer der besten Köche Deutschlands, mit zwei Sternen seine Gäste. Und hier noch persönliche Tipps für die meistbereisten Städte:

Das vegetarische Restaurant hält nach eigenen Angaben einen Michelin-Stern sowie zwei Hauben von Gault Millau (15 von 20 Punkten).
(Foto: Tian)
– In München ist es das „Tian“. Paul Ivić lässt uns Fleisch und Fisch tatsächlich überschätzt erscheinen.
– In Köln ist der Besuch des „Taku“ im Hotel Excelsior für alle ernst zu nehmenden Asien-Fans ein absolutes Muss.
– In Düsseldorf findet sich eines meiner persönlichen Lieblingsrestaurants. Im „The Duchy“ in Cyrus Heydarians Breidenbacher Hof, der seit Anfang Mai bei der Luxushotel-Vereinigung „Small Luxury Hotels of the World“ gelistet ist, gibt es wahrscheinlich den besten, auf jeden Fall den persönlichsten Service in ganz Deutschland. Die „Raw Bar“ ist für Seafood-Liebhaber ein Pflichtbesuch.
– In Berlin ist die Auswahl an erwähnenswerten Gastronomien natürlich die größte in Deutschland. Um einen Besuch im „Orania“ kommt man jedoch nicht umhin. Eine dringende Speisenempfehlung ist die Ente in vier Gängen.
Fazit
Nach mehr als 14 Monaten ohne nennenswerte Reisen dürstet es uns alle doch nach außergewöhnlicher Abwechslung. Umso schöner, wenn es Hotels gibt, die unser Bedürfnis nach exklusiver Unterbringung und kulinarischen Highlights befriedigen.



Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber einer Reiseplattform ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für das Handelsblatt schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. Rath ist Ideengeber des neuen Rankings „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, zu dessen Partnern auch das Handelsblatt gehört.





