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Risikokapital „Corona-Schock abgeschüttelt“– Beteiligungsmanager sind in Deutschland auf Rekordkurs

Die Wagnisfinanzierer sehen vor allem bei den deutschen Start-ups gute Investmentchancen. Global gibt es allerdings erste Bremsspuren im Markt.
12.10.2021 - 16:22 Uhr Kommentieren
Die Höhe der von Beteiligungsgesellschaften investierten Summe ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 leicht gestiegen. Quelle: Getty Images
Analyse von Finanzdaten

Die Höhe der von Beteiligungsgesellschaften investierten Summe ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 leicht gestiegen.

(Foto: Getty Images)

Frankfurt. Die deutschen Private-Equity-Fonds profitieren angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik weiterhin von hohen Mittelzuflüssen der institutionellen Investoren. Insgesamt investierten die Beteiligungsgesellschaften hierzulande im ersten Halbjahr 2021 rund 6,6 Milliarden Euro – ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr.

„Der deutsche Beteiligungsmarkt hat den Corona-Schock abgeschüttelt“, sagte Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK), anlässlich der am Dienstag vorgelegten Halbjahresbilanz.

Nach dem Rekordjahr 2019 mit Investitionen von 15,7 Milliarden und einem fast ebenso starken Jahr 2020 mit 14,8 Milliarden sei man auf gutem Weg, dieses Investitionsniveau wieder zu erreichen. „Der Markt zeigt sich aktuell in allen Segmenten sehr investitionsfreudig und hat die Pandemie hinter sich gelassen“, so Hinrichs.

Finanzinvestoren kaufen Konzernteile und Mittelständler und halten diese Beteiligungen im Mittel rund drei bis sieben Jahre. Durch Restrukturierungen versuchen sie den Wert der Firmen zu steigern. Danach veräußern sie die Unternehmen an Strategen und neue Finanzinvestoren oder bringen sie an die Börse.

Private Equity spielt außerdem eine immer größere Rolle in der Finanzierung von Start-ups. Mit 2,25 Milliarden Euro investierten Beteiligungsgesellschaften in einem Halbjahr noch nie so viel Venture-Capital in Deutschland. Damit wurde nicht nur das Volumen des Vorjahreshalbjahrs verdoppelt, sondern bereits die Investitionen des gesamten Jahres 2020 übertroffen.

Große Finanzierungsrunden machen sich bemerkbar

Hauptgrund sind die große Zahl dreistelliger Finanzierungsrunden vor allem bei Einhörnern wie zum Beispiel Celonis, Trade Republic, Flix Mobility, Wefox oder Scalable Capital. Einhörner sind Start-ups, deren Bewertung mindestens eine Milliarde Euro ausmacht. Insgesamt wurden rund 627 Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres mit Beteiligungskapital finanziert, davon 376 junge Firmen mit Venture-Capital.

„Venture-Capital boomt aktuell und die Stimmung ist bestens. Covid-19 ist keine Belastung mehr“, so Hinrichs. Diesen Schwung müsse man nutzen, um weitere Leuchttürme wie die deutschen Einhörner zu kreieren, aber auch um Venture-Capital in der Breite weiter voranzubringen.

Weltweit sind laut dem Analysehaus Preqin über 3500 Venture-Capital-Fonds aktiv, 40 Prozent mehr als zum Jahresanfang. Allerdings zeigten sich auch erste Bremsspuren im Markt, weil die Bewertungen der Geschäftsmodelle sehr hoch sind.

Angezogen werden die Investoren nach wie vor von den hohen Renditen – die besten Venture-Capital-Fonds erzielten laut Preqin Renditen von 42 Prozent, selbst im unteren Viertel des Marktes waren es noch gut zehn Prozent. Der Boom bei den Deals fand insbesondere in den Sektoren Informationstechnologie, Gesundheit sowie Finanzdienstleistungen statt.

Warten auf wichtige Transaktionen des Jahres

Deutlich gedämpfter war die Aktivität bei den Deals mit reifen Unternehmen und Konzernteilen in Deutschland. Die Buy-out-Investitionen summierten sich in den ersten sechs Monaten des Jahres auf einen Kapitaleinsatz von 2,39 Milliarden Euro nach gut fünf Milliarden in der Vergleichszeit 2020.

„Allerdings erwarten wir, dass bis zum Jahresende einige der zuletzt angekündigten Transaktionen noch abgeschlossen und die Investitionen im zweiten Halbjahr merklich anziehen werden“, sagt Hinrichs. Zu den größten angekündigten oder bereits abgeschlossenen Transaktionen im bisherigen Jahresverlauf gehören Birkenstock, Rodenstock, Tentamus Analytics, think-cell Software oder der Immobilienspezialist Engel & Völkers.

Spektakulär verläuft aktuell der Bieterkampf um Zooplus, wo mehrere Buy-out-Fonds Offerten vorgelegt haben. Auch der Immobilienfinanzierer Aareal Bank verhandelt mit Finanzinvestoren über einen Verkauf.

Wie im Vorjahr wurden im deutschen Markt insgesamt 65 Buy-outs in den ersten sechs Monaten gezählt. Die meist mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen summierten sich auf 1,91 Milliarden Euro und übertrafen damit deutlich das Vorjahresniveau. Treiber für weitere M&A-Aktivität sei die Refokussierung der Unternehmen auf ihr Kerngeschäft. Bereits jetzt komme jeder dritte Euro im Fusionsgeschäft von Finanzinvestoren, sagt ein Investmentbanker in Frankfurt.

Weltweit zeigten sich im dritten Quartal laut Preqin erste Anzeichen für eine Abkühlung des Beteiligungsmarktes. Das betrifft weniger die Deals als vielmehr das eingesammelte Kapital. Demnach wurden global 83 Milliarden Dollar aufgebracht, 21 Prozent weniger als in der Vergleichszeit des Vorjahres.

Trotzdem gehen viele Experten davon aus, dass Private Equity weiterhin ein wichtiger Faktor im M&A-Geschäft bleiben wird. Die niedrigen oder sogar negativen Realzinsen würden die hohen Bewertungen bei den Deals rechtfertigen, sagt Cameron Joyce, Vice President Research Insights bei Preqin. Dies eröffne sogar die Möglichkeit weiter steigender Bewertungen, so seine Einschätzung am Dienstag.

Mehr: Gründer ziehen sich zurück: Doppelwechsel an der Spitze von Finanzinvestor KKR

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