Einlagensicherung Zinsplattformen: Einige Kreditinstitute hielten Greensill für zu riskant, um Einlagen der Kunden zu vermitteln

Mitte vergangener Woche hatte die Finanzaufsicht Bafin der Bremer Greensill Bank das Geschäft untersagt und Strafanzeige wegen des Verdachts auf Bilanzbetrug gestellt.
Frankfurt Sparkassenpräsident Helmut Schleweis hat sich vor dem Hintergrund des Greensill-Debakels kritisch zum Geschäftsmodell von Zinsplattformen wie Zinspilot und Weltsparen geäußert – mit denen auch einige der 732 Sparkassen kooperieren.
„Wir sehen, dass diese Zinsportale, die keine Beratung beinhalten, durchaus problematisch sein können, wenn die Banken, die dahinterstehen, ein Problem bekommen.“ Er bezeichnete sie als „Trittbrettfahrer“, die von der Einlagensicherung profitieren.
Die Idee von Zinsportalen klingt einfach: Banken im europäischen Ausland bieten oftmals bessere Zinsen als deutsche Geldhäuser, sind aber für deutsche Anleger oft schwierig erreichbar. Zinsportale ermöglichen es dann, über einen Onlineprozess das ausländische Angebot zu nutzen.
Doch ganz so einfach ist es eben dann doch nicht. Schleweis warnt die verbandseigenen Institute: „Wenn wir irgendetwas bieten, dann muss es den Sicherheitsstatus haben, wie ihn die Sparkasse auch anbietet.“
Laut dem Sparkassenpräsidenten arbeiten zwei bis drei Prozent der Sparkassen mit den Finanz-Start-ups Raisin, das Weltsparen anbietet, und Deposit Solutions, dessen bekanntes Angebot Zinspilot heißt, zusammen. Sie geben ihren Kunden die Möglichkeit, über die Zinsportale bei Drittbanken zu investieren – allerdings in unterschiedlicher Weise.
So haben einige Sparkassen, die mit Raisin kooperieren, Greensill in das Angebot für ihre Kunden aufgenommen, andere dagegen nicht.
Strafanzeige wegen des Verdachts auf Bilanzbetrug
Raisin selbst erklärt auf Anfrage, in Deutschland gebe es insgesamt 52 Partner, die die Weltsparen-Plattform für ihre Kunden nutzten. Ein Teil der Partner-Kreditinstitute trifft dabei eine eigene Auswahl an Zinsangeboten, allerdings vermittelte die Mehrheit der Partner Angebote der Greensill Bank, so Raisin.
Mitte vergangener Woche hatte die Finanzaufsicht Bafin der Bremer Greensill Bank das Geschäft untersagt und Strafanzeige wegen des Verdachts auf Bilanzbetrug gestellt.
Während die Einlagen von Privatanlegern in Höhe von rund drei Milliarden Euro über den Einlagensicherungsfonds geschützt sind, müssen sich institutionelle Investoren und Kommunen auf Verluste einstellen. Finanzkreisen zufolge belaufen sich die ungedeckten Einlagen bei der Greensill Bank auf rund 500 Millionen Euro.
Deposit Solutions wiederum arbeitet mit einigen wenigen Banken zusammen, die ihren Kunden bestimmte Einlagenangebote weiterreichen, darunter die Deutsche Bank, die auch an dem Fintech beteiligt ist, die Hamburger Sparkasse und die Sparkasse Köln-Bonn sowie die Berliner Volksbank. Doch keines der Geldhäuser hatte laut Deposit Solutions Angebote der Greensill Bank auf der Plattform.
Einige hielten Greensill für zu riskant
Das bedeutet, dass einige Kreditinstitute Greensill offenbar für zu riskant hielten, um Einlagen ihrer Kunden zu vermitteln – trotz der Einlagensicherung.
So betont beispielsweise die Deutsche Bank, dass der Zinsmarkt, bei dem sie mit Deposit Solutions kooperiert, eine „kuratierte Plattform“ für die Einlagenangebote von Drittbanken sei. „Die Drittbanken für den Zinsmarkt wählt die Deutsche Bank nach strengen Kriterien eigenständig aus.“
Kriterien seien etwa ein solides Geschäftsmodell, Profitabilität, Kapitalquote, Regulierungsverfahren oder zuständige Aufsichtsbehörden. Bislang haben es allerdings nur sechs Banken mit ihren Angeboten auf die Deutsche-Bank-Plattform geschafft.
Bei der Hamburger Sparkasse sind es bisher sogar nur vier Banken. Auch sie erklärt, durch die eigene Auswahl wolle man Kunden „zusätzliche Sicherheit“ bieten.
Immerhin: Sparkassenpräsident Schleweis erklärte, ihm sei keine Vermittlung von Einlagen in Richtung Greensill durch eine Sparkasse bekannt.
Mehr: Etliche Kommunen bangen um ihre Einlagen bei der Greensill Bank
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