Gastkommentar: Wir brauchen mehr gezielte Einwanderung

Düzen Tekkal ist Journalistin, Politologin, Menschenrechtsaktivistin und Gründerin der parteiübergreifenden Bildungsinitiative German Dream. Sie hat kurdisch-jesidische Wurzeln. Johannes Vogel ist stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP sowie arbeitsmarkt- und rentenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag.
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das sollte inzwischen jedem klar sein. Doch die zähen Debatten der letzten Jahrzehnte darüber, ob sich Deutschland nun als Einwanderungsland versteht oder nicht, haben leider nicht zu jener tiefgreifenden Modernisierung geführt, die unsere Gesellschaft so dringend braucht.
Die Bundesrepublik hinkt anderen Staaten nicht nur bei der Gesetzgebung zum Thema Migration deutlich hinterher, auch in den politischen Debatten wird oft der klassische Fehler gemacht, die jeweils aktuelle Krise nur aus der Perspektive der vergangenen Krise zu betrachten.
Derzeit ist das wieder am Beispiel Afghanistanflüchtlinge zu beobachten. Ein anderer wichtiger Aspekt von Migration bleibt somit nicht nur in diesem Wahlkampf unterbelichtet: Wir sind bei Weitem nicht gut genug im globalen Wettbewerb um Talente! Dabei brauchen wir mehr gesteuerte Fachkräfte-Einwanderung schon allein deshalb, weil Deutschland immer älter wird. Mitte der 2020er-Jahre geht die Generation der Babyboomer nach und nach in ihren wohlverdienten Ruhestand.
Wir werden unseren Wohlstand aber niemals halten können, wenn das Erwerbspersonenpotenzial ohne einen Ausgleich derart drastisch zurückgeht. Und selbst wenn wir alle Potenziale in Deutschland vollends ausreizen und endlich unser Rentensystem durch Reformen zukunftsfest machen würden, ist schon jetzt klar: Ohne mehr Einwanderung, die an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts ausgerichtet ist, wird es niemals funktionieren.





