Asia Techonomics: So wehren sich Japans Autobauer gegen US-Zölle und Chinas Rivalen

Akita. Gerade in Umbruchzeiten rückt Japan eng zusammen. Ein Beispiel sind die Autohersteller. Sie beweisen sich aktuell – um einen in Japan gebräuchlichen Begriff zu verwenden – als Teil des „Teams Japan“.
Beginnen wir mit Toyotas Beitrag zur Lösung des Zollstreits mit US-Präsident Donald Trump. Japan will den 25-prozentigen Autozoll herunterhandeln. Als Teil der Gegenleistungen schlug der weltgrößte Autobauer nun vor, über seine Händler Modelle der US-Rivalen in Japan zu vertreiben. Damit will der Autobauer helfen, das Handelsbilanzdefizit der USA bei Automobilen zu senken.
Weiter geht es mit der Entwicklung des „Hirns“ für die Autos der Zukunft: Bereits 2024 haben Toyota, Honda, Nissan, Subaru und Mazda sowie zwei Autozulieferer und fünf Unternehmen der Chipindustrie die Initiative „Advanced SoC Research for Automotive“ (Asra) gegründet.
Die Abkürzung „SoC“ bedeutet „System on Chip“. Dahinter steht die Entwicklung von Halbleitern, die verschiedene Systeme wie Rechenprozessoren, Speicher und neuronale Netzwerke in einer Struktur vereinen. Nun beweist das breite Wirtschaftsbündnis, dass die Akteure es wirklich ernst mit der Zusammenarbeit meinen.
Lasten teilen, Stückkosten senken
Kürzlich stellte Asra den Plan vor, bis Ende 2028 standardisierte Chipsätze für die Softwareplattform von smarten Autos zu entwickeln. Diese sollen einfach erweiterbar sein, sodass die Architektur flexibel für preiswerte und teure Modelle mit einem hohen Grad an autonomem Fahren und Künstlicher Intelligenz genutzt werden kann.

Dabei geht es erstens darum, die Entwicklungskosten auf mehrere Schultern zu verteilen. Zweitens wollen die Hersteller die Stückkosten durch Massenproduktion drücken. Gemeinsam verkauften sie im vergangenen Jahr fast 21 Millionen Autos, mehr als doppelt so viele wie Volkswagen.
Das dritte Ziel ist es, die Entwicklungszeit für neue Autos wenigstens auf das Niveau chinesischer Hersteller zu senken, um sich gegen die neuen Konkurrenten zu verteidigen. Den Grund dafür erklärte Nobuaki Kawahara, Asra-Chef und Berater des größten Toyota-Zulieferers Denso. Japan hinke den führenden chinesischen Herstellern bei sogenannten „Software Defined Vehicles“ (SDV) um ein bis zwei Jahre hinterher.
Warum Japans Hersteller bei „Software zuerst“ auf China blicken
Dahinter steht die schmerzhafte Selbsterkenntnis, zu langsam auf die neue Prämisse in der Autoentwicklung umzuschalten: „Software zuerst“. Der neue Ansatz beginnt bei Software und Chips. Dann folgt – überspitzt gesagt – das Auto um das System herum.
Natürlich haben auch japanische Hersteller entsprechend umgesteuert, Toyota bereits im Jahr 2021, aber es geht nur langsam voran. Denn die Ingenieure sind es gewohnt, zuerst die Hardware und dann die Software zu entwickeln. Nur reicht das nicht mehr.
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Software, intelligente Assistenzsysteme, Künstliche Intelligenz und Software-Updates werden immer wichtiger für das Fahrerlebnis. Einige junge Hersteller aus China haben sich dieses Konzept bereits zu eigen gemacht – und damit nicht nur japanische Hersteller aufgeschreckt.
Zum einen bieten chinesische Autos oft mehr digitale Dienste als westliche Modelle – etwa Karaoke im Auto. Zum anderen half dieser Ansatz den Herstellern, die Produktzyklen auf rund zwei Jahre zu verkürzen. Bisher war fünf Jahre oder länger an einem Modell gewerkelt worden.
Das spüren nicht nur deutsche Hersteller mit sinkenden Verkäufen, sondern auch die Japaner. So schrumpfte der Absatz von Toyota 2024 um sieben, der von Nissan um zwölf und der von Honda sogar um 31 Prozent. Durch die Entwicklung einer gemeinsamen Chiparchitektur hoffen die Japaner, ihre chinesischen Rivalen mittelfristig wieder übertreffen zu können.






Gleichzeitig wächst die Unterstützung der Autobauer für die heimische Chipindustrie, um die wirtschaftliche Sicherheit des Landes zu erhöhen. Das Ziel ist das stark vom Staat unterstützte Chip-Start-up Rapidus, das aus dem Stand technologisch zu den Marktführern TSMC in Taiwan und Samsung in Südkorea aufschließen will. Außer Toyota und sieben weiteren Konzernen denkt nun auch Honda über eine Beteiligung an dem nationalen Champion nach.
Das wäre ein weiteres Beispiel für das „Team Japan“.
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