Kommentar Deutschland kann sich einen klimapolitischen Lockdown nicht leisten

In Berlin wirbt die schwedische Klimaaktivistin bei der Kanzlerin für eine klimafreundlichere Politik.
Mitten in der Coronakrise empfängt die Bundeskanzlerin eine Gruppe von Klimaaktivistinnen um Greta Thunberg. Angela Merkel zeigt damit, dass sie dem Klimaschutz einen hohen Stellenwert einräumt.
Thunberg stellt radikale Forderungen. Merkel aber muss Deutschland und Europa durch die größte Wirtschaftsdepression seit Jahren führen. Einen zusätzlichen klimapolitischen Lockdown können sich Deutschland, Europa und der Rest der Welt nicht leisten.
Millionen Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel und werden in Deutschland derzeit nur künstlich durch das Kurzarbeitergeld und veränderte Insolvenzregeln gesichert. Es ist alles andere als ausgemacht, dass es im Spätherbst keine zweite Corona-Welle gibt.
Richtig ist aber auch, dass die Corona-Pandemie kreative Lösungen hervorgebracht hat. Jüngst zeigte eine Studie von Greenpeace, dass mit einem gut organisierten Homeoffice-Ansatz immense CO2-Belastungen eingespart werden können. Auf Deutschland gemünzt heißt das aber auch, dass die arbeits- und steuerrechtlichen Regelungen flexibler werden müssen.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Thunberg ist für ihr Engagement Respekt zu zollen. Ihren Ausspruch, andere hätten ihre Zukunft gestohlen, würde sie aber heute wahrscheinlich nicht mehr wiederholen. Kurz- oder mittelfristig müssen wir aufpassen, dass wir keine verlorene Corona-Generation bekommen. Da geht es um Schuldbildung, Ausbildung, Universitäten und Arbeitsplätze.
Umfangreiches Klimapaket
Altkanzler Gerhard Schröder wirft den Grünen gerade Inhaltslosigkeit vor. Die würden immer nur „Klima, Klima, Klima!“ rufen und wollten sonst nichts anbieten. Die Pandemie hat gezeigt, dass dies zu kurzsichtig ist.
Auf einmal geht es um soziale Distanz, Intensivbetten und Impfstoffe. Thunberg legt ja immer Wert darauf, dass man den Wissenschaftlern folgt. Jetzt sind Virologen und Ökonomen die wichtigsten Ratgeber.
Man darf hoffen, dass Thunberg diesen Wissenschaftlern genauso zuhört und ihnen öffentlich Gehör verschafft wie den Klimaforschern. Es ist ja nicht wenig, was bis jetzt schon beschlossen wurde.
Die Bundesregierung hat schon vor Corona-Zeiten ein umfangreiches Klimapaket auf den Weg gebracht. Politik kann sich nicht nur an einem Parameter orientieren, dem CO2-Ausstoß. Sie braucht einen 360-Grad-Blick, der soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte vereint.
Die Politik sollte jetzt mit ruhiger Hand ihre CO2-Initiativen genauso umsetzen wie die Corona-Stützungsprogramme.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Erst wird ein Popanz aufgebaut (klimapolitischer Lockdown), den niemand gefordert hat, um ihn dann zu bekämpfen. Das ist nichts weiter als Ideologie. Man kann darüber räsonnieren, wie viel oder wenig wir bisher gegen den Klimawandel getan haben - unsere bisherigen klimapolitischen Ziele haben wir jedenfalls durchweg gerissen und wirklich zielführende Anstrengungen immer in die fernere Zukunft vertagt. Gegen die langfristigen Kosten eines ungebremsten Klimawandels aber werden wir die Kosten der Pandemie im Vergleich aus der Portokasse bezahlen können.