Kommentar: Die Fintechs rütteln am Monopol der Banken
Zuweilen genügen bereits ein paar Einsen und Nullen, um ein ganzes System auf den Kopf zu stellen. Satoshi Nakamoto ist für die einen ein Feindbild, für andere der Heiland. Für alle aber mag er jenes Phantom sein, das die monopolistische Herrschaft des altbewährten Geldes unter Bitcoins begrub.
Unwissend vermutlich, dass er damit schleichend einen Prozess in Gang bringen würde, der selbst den Durchschnittsbürger an der Daseinsberechtigung traditioneller Banken zweifeln lässt. Ein Schicksal, so nah und unumgänglich wie das Klingen einer fallenden Münze.
Wer ehrlich zu sich selbst ist, muss zugeben, dass ihn vermutlich nichts weiter bei seiner Bank hält als schnöder Konservativismus und die Angst, sich davon zu lösen. „Sparen“ ist beinahe das Unwort des Jahres. Nennenswerte Zinsen gibt es für das Geld auf dem Konto schließlich längst nicht mehr. Viele Kunden der Sparkasse und der Volksbank zahlen sogar drauf, wenn Sie ihr Geld dort lagern. Süße Ironie des Kapitalismus.
Glücklicherweise ist niemand mehr auf den Dienst der Kredithäuser angewiesen. Bill Gates hat das schon 1994 begriffen. „Banking is necessary – banks are not“, hat er damals gesagt und damit so einige Fintech-Gründer inspiriert. Kein Zweifel: Die Digitalisierung liefert schnellere, renditeträchtigere Optionen für das private Banking. Der krawattierte Mann hinterm Schalter? Längst altes Eisen, wie der deutsche Pfennig.
Zu verdanken ist das der künstlichen Intelligenz von Robo-Advisern. Sie können in Sekundenschnelle Vermögensanlagen empfehlen und umsetzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis mehr Programmierer als Bankangestellte ausgebildet werden. Friedrich Dürrenmatt würde diese Korrelation vermutlich überschreiben mit „Der Banker und sein Henker“. Die zunehmende Vernetzung macht auch vor der Finanzwelt nicht Halt.
In den neuen 20er-Jahren wird Collaborative Finance zunehmend Bedeutung erlangen. Nicht nur, weil Anleger sich gegen die Diktatur der Zentralbanken auflehnen wollen. Nicht nur, weil sich alles hin zur Teilgesellschaft entwickelt. Sondern vor allem, weil Privatkredite von Individuum zu Individuum enorme Gewinne versprechen. Social Lending-Plattformen wie Auxmoney locken mit Renditen von bis zu fünf Prozent. Die Bank als Mittler braucht dort niemand mehr.
Mehr: Oft vergleichen wir das kommende Jahrzehnt mit seinem Pendant vor 100 Jahren. Doch machen die Analogien wirklich Sinn? Zehn Kommentare blicken auf kommende Herausforderungen.