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KommentarWohnraum statt Scheinlösung: Was wirklich gegen die Wohnungsnot hilft

Berlin geht der Wohnraum aus. Die Landesregierung wirbt für Wohnungstausch. Ein Konzept, das weder funktioniert, noch das eigentliche Problem löst.Jana Samsonova 28.03.2020 - 12:00 Uhr

Über das Berlin der Goldenen Zwanzigerjahre schrieb Erich Kästner: „Hier wird getauscht. Wer haben will, muss hingeben, was er hat.“ Was aber, wenn der Berliner gar nicht hingeben will, was er hat? Seit einiger Zeit versucht die Berliner Landesregierung, den Hauptstädtern das Konzept „Wohnungstausch“ schmackhaft zu machen. Die Idee: Alleinstehende ziehen in kleinere Wohnungen, während mehr Wohnraum für Familien geschaffen wird.

Eine gut gemeinte Idee, um der Wohnungsnot in der Metropole entgegenzuwirken. Eine Idee à la Mietendeckel, die als Lösung daherkommt, aber keine ist. Denn: Dass die Berliner das Problem einfach unter sich klären, ist schlichtweg unrealistisch. Die einen wollen nicht raus aus dem eigenen, liebgewonnenen Kiez. Anderen sind die Kosten für den Umzug zu hoch. Ganz zu schweigen davon, dass, wenn der Vermieter einen Neuvermietungszuschlag berechnet, die kleinere Wohnung schnell teurer werden kann als das bisherige, geräumigere Zuhause.

Die Urbanisierung, der Megatrend der Zukunft, ist schon da. Gekommen, um zu bleiben. Bereits vorhandene Ressourcen zu nutzen, reicht als Lösungsvorschlag nicht aus. Die zentrale Frage, die sich stellt, ist viel mehr, wie neuer, bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann. Das betrifft nicht nur Berlin. Immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Großstadt. Was sie mitbringen, ist der Bedarf für Wohnungen, die sie sich leisten können. Schon heute leben 77,5 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung in Städten. Im Jahr 2050 werden es sogar 84 Prozent sein.

Angesichts der steigenden Mieten und der akuter werdenden Wohnungsnot, wirkt die angebrochene Dekade wie ein Déjà-vu. Das gab es alles schon. Vor ziemlich genau einhundert Jahren. Die junge Weimarer Republik fand einen Weg, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Hauszinssteuer wurde eingeführt, neuer Wohnraum subventioniert. Der Staat nahm genug Geld ein, um neue Wohnungen zu bauen – die Geburtsstunde des sozialen Wohnungsbaus.

Auch in den „neuen“ Zwanzigerjahren könnte so zumindest ein Teil des Wohnungsbedarfs gedeckt werden. Weitere Ansätze können sein, höher zu bauen und Quartiere zu verdichten. Auch das mag nicht die Lösung aller Probleme sein. Effizienter als die eigene Bleibe gegen eine fremde zu tauschen, ist es aber allemal.

Mehr: Oft vergleichen wir das kommende Jahrzehnt mit seinem Pendant vor 100 Jahren. Doch machen die Analogien wirklich Sinn? Zehn Kommentare blicken auf kommende Herausforderungen.

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