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  4. Wahlen in Hamburg: Bangen bei AfD und FDP

KommentarIn Hamburg hat die Demokratie gewonnen

Viele haben bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg verloren. Deutlich wichtiger ist: Es sind noch „normale“ bürgerliche Politbündnisse möglich.Thomas Tuma 23.02.2020 - 19:27 Uhr

Hamburg hat gewählt – und sich für Stabilität entschieden, was in Zeiten nicht enden wollender Politunfälle wie zuletzt in Thüringen (aber eben nicht nur dort) ja schon einer Sensation gleicht. Zwar gibt es vieles, was in Hamburg nicht beispielhaft für den Rest der Republik ist. Bundespolitisch relevant ist die Wahl dennoch – und zugleich doch eine Enttäuschung für die etablierten Parteien.

Wenn Hamburg „ein Testlauf der Grünen in Berlin“ war, wie der „Stern“ noch am Donnerstag mutmaßte, dann ging dieses Experiment trotz eines stark gestiegenen Stimmenanteils nicht auf. Denn mit dem Griff nach dem Posten des Ersten Bürgermeisters hat sich Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Fegebank schlicht verhoben. Bei dem Versuch, im bürgerlichen Lager ebenso wie an der klassischen Sponti-Fanbase zu überzeugen, hat sie sich verzettelt und an Glaubwürdigkeit nicht unbedingt gewonnen. Da kommen auf ihr Bundes-Spitzenduo Robert Habeck und Annalena Baerbock noch spannende Strategiedebatten zu, wenn es um künftige Macht- oder gar Kanzlerfragen geht.

Dass dagegen die SPD in Hamburg mal wieder auftrumpfte, hat übrigens sicher nicht mit der Partei, sondern allenfalls mit ihrem Local Hero zu tun: Der siegreiche Amtsinhaber Peter Tschentscher hat das Charisma einer Eieruhr – spröde, aber verlässlich. Und selbst er zog lieber ohne die Unterstützung seiner irrlichternden Berliner Parteispitze in den Wahlkampf.

Für viele Wähler dürfte er der kleinste gemeinsame Nenner gewesen sein. Er wurde aber auch gegen die Grüne Fegebank gewählt, ein Star aus Mangel an Alternativen. Und das hat zugleich mit jener einstigen Volkspartei zu tun, die sich in Hamburg konsequent weiter selbst marginalisierte. Der Absturz der CDU in der Wählergunst ist ein Desaster, was übrigens ebenso für die FDP gilt.

Bangen bei AfD und FDP

Bisher ist noch nicht mal klar, ob die Partei von Christian Lindner es wirklich in die Bürgerschaft schaffen würde. Das ist kein Unfall mehr, sondern eine Bankrotterklärung, die einen klaren Grund hat: Die absurde Rolle der FDP in Thüringen erschütterte eine Partei, die ohnehin derzeit ziellos nach Sinn sucht. Und selbst die AfD, die im großen Rest der Republik die ebenso tradierten wie hysterisierten Konkurrenten zuletzt mit zweistelligen Wahlergebnissen vor sich hertrieb, floppte in Hamburg drastisch.

Viele haben also verloren: die einen nur ein Wahlziel, die anderen weit mehr. Gewonnen haben aber – neben Peter Tschentscher, der nun seine rot-grüne Koalition fortsetzen oder sogar mit der CDU als harmlosem Zwerg-Partner regieren könnte – die Demokratie und der Glaube daran, dass noch ganz „normale“ bürgerliche Politbündnisse möglich sind.

Mehr: Verfolgen Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Hamburg-Wahl im Liveblog.

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