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KommentarRusslands Präsident Putin macht sich zum geopolitischen Sieger

Der Kremlchef ist volles Risiko gegangen und hat innenpolitisch seine Herrschaft abgesichert, außenpolitisch hat er sich auf der Weltbühne etabliert. Mathias Brüggmann 19.01.2020 - 13:22 Uhr

Der russische Präsident hält in Libyen die Trumpfkarte in der Hand.

Foto: via REUTERS

Als hätte es der russische Dramatiker Anton Tschechow gewusst: Visionär ließ er seine „Drei Schwestern“ immer wieder sehnsuchtsvoll „Nach Moskau!“ rufen. Für sie war die verklärte Hauptstadt zu einem Sehnsuchts- und Hoffnungsort geworden. Heute ist Moskau wieder zu einem Zentrum der Weltpolitik geworden.

Schon lang vergessen ist, wie der damalige US-Präsident Barack Obama Russlands Präsident Wladimir Putin beleidigt hatte mit dem Herunterstufen des Riesenlandes zur „Regionalmacht“. Putin hat sich äußerst geschickt zur Weltmacht zurückgebombt.

Erst hat er ausgenutzt, dass die Nato nicht bereit war, mit einer Flugverbotszone über Syrien den dortigen Diktator Baschar al-Assad einzuhegen. Zusammen mit dem Iran hielt Russland Assad an der Macht. In der Ukraine ist Putin nach der Annexion der Halbinsel Krim und der militärischen Verwicklung in die Ostukraine zu einem echten Machtfaktor geworden.

In Libyen hält der Kreml mit Tausenden russischen Söldnern, der Zersplitterung Europas und der Unentschlossenheit der USA die Trumpfkarte in der Hand. Vor dem Einsatz der russischen Luftwaffe in Syrien – man erinnere sich, dass dies erst im Spätsommer 2015 geschah – war Russland von der Landkarte des Nahen Ostens verschwunden.

Zerfall der Sowjetunion, rasanter ökonomischer Niedergang, Schließung früherer Militärbasen in Vasallenstaaten wie Kuba oder Vietnam: Moskaus Macht war rapide geschrumpft, die einstige Supermacht auf dem Weg zum geopolitischen Zwerg. Putin ist volles Risiko gegangen. Und wer wagt, gewinnt. Moskaus Militärmission inmitten einer Misere ökonomischer Art war anfangs zwischen Kaliningrad und Kamtschatka keineswegs populär.

Nun aber ist Putin, der gerade durch den Umbau im Land selbst seine Herrschaft über Jahre abgesichert hat, obenauf. Sein Spiel in Libyen und Syrien wird er sich mit reichlich Öl und (westlichen) Wiederaufbaugeldern bezahlen lassen. Und wenn Kanzlerin Angela Merkel wichtige Kriegsherde befrieden muss, pilgert sie nun nach Moskau (wie vorvergangenes Wochenende) und wird dies (wie Ende der Woche) auch immer öfter nach Ankara tun müssen.

Verwandte Themen Wladimir Putin Syrien Libyen USA Russland NATO

Die Nachfolger von Zaren- und Osmanischem Reich haben die Bedeutung von Geopolitik verstanden, Europa nicht. Europa schlafwandelt nicht wie 1914 in einen Krieg, sondern rollt gemütlich im Schlafwagen in die geopolitische Bedeutungslosigkeit. Handelsfragen lösen die USA und China, geopolitische Konflikte die USA und Russland. Europa darf die Opfer von Krisen und Kriegen (ob in Syrien, Afghanistan und bald Libyen) versorgen.

Zeit zum Aufwachen!

Mehr: Da er 2024 abtreten muss, baut der amtierende Präsident Putin vorsorglich neue Machtzentren auf. So kann er der Strippenzieher der russischen Politik bleiben.

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