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Morning Briefing Die Union und ihre K-Frage

01.04.2021 - 06:00 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

Ostern ist nicht die Zeit für Verzagtheit. Es steht vielmehr für Auferstehung und den Glauben an das Richtige. Christen nehmen hieraus ihre Kraft, sie feiern bis Pfingsten. Christdemokraten und Christsoziale allerdings suchen in dieser Zeit ihre Kraft noch. Sie sind nach Ostern damit beschäftigt, einen Kanzlerkandidaten zu finden, der sie erhebt aus der Pein sinkender Umfragewerte.

Quelle: Mona Eing & Michael Meissner
Armin Laschet und Markus Söder streben ins Kanzleramt.


(Foto: Mona Eing & Michael Meissner)

Und die ganze Republik schaut mit, wie sich der Katholik Armin Laschet und der Protestant Markus Söder arrangieren, diese Ministerpräsidenten aus Nordrhein-Westfalen und Bayern, Parteichefs von CDU und CSU. Hier die rheinische Frohnatur, ein Volksparteiler, der die Niederungen abtelefoniert wie weiland Helmut Kohl. Dort der wendige Franke, größtmöglicher Vermarkter seiner selbst, der umarmt, was sich zu umarmen lohnt, und seien es grün gestimmte Wähler. Journalisten waren sie beide, und in einer Redaktion würde man vermutlich Söder zum Hauen der Titelzeilen, Laschet aber in die Abteilung Essays abkommandieren.

In unserem großen Wochenendreport gehen wir der „K-Frage“ nach. Wer kann Kanzler? Der eine hat die Granden der CDU hinter sich (bis auf Norbert Röttgen vielleicht), der andere die Umfragewerte. Allerdings darf sich Laschet durch die jüngste Kritik von Angela Merkel an ihm in die Enge getrieben sehen – was ihn zum Talk-Opfer des lächelnden Fragenkillers Markus Lanz machte.

Daniel Delhaes beschreibt den NRW-Politiker als „rheinischen Kapitalisten“, der Ökonomie, Ökologie und Soziales auszugleichen versucht. Er sei der „Machtmenschliche“, der immer da ist, wenn es wichtig wird. Jan Hildebrand sieht im Södermarkus dagegen einen Volkstribun, der komplizierteste Sachverhalte in griffigste Formulierungen kleidet, der aus seinem schönen Bayern ein Hightechland macht und selbst wie ein Hochleistungsrechner funktioniere. In der Corona-Politik stehen die beiden Prätendenten aktuell, wie gehabt, für Konträres: Team Lockerung gegen Team Lockdown.

Schlagzeilen sichert Söder ein gemeinsamer Brief, den er mit Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann an die 14 Amtskollegen geschickt hat. Darin fordern sie ein härteres Vorgehen in der Pandemiepolitik, die Notbremse müsse „ohne Zögern konsequent“ gezogen werden: „Wir müssen unsere Verantwortung jetzt wahrnehmen und dürfen nicht länger diskutieren.“

Und: „Die Lage ist ernst, ernster als viele glauben.“ Hamburg hat bereits eine nächtliche Ausgangssperre von Karfreitag an verhängt. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther dagegen ist trotzig und weist auf die vielen Tests in seinem Land hin: „Im Norden wird gehandelt, im Süden werden Briefe geschrieben.“

In Frankreich sind die Covid-Infektionsraten weitaus höher und die Maßnahmen dementsprechend drastischer. Staatspräsident Emmanuel Macron verkündet in einer Fernsehansprache für einen Monat einen landesweiten Lockdown, es ist der dritte. Man werde sonst „die Kontrolle verlieren“, sagt er, das sei ein „Wettlauf gegen die Zeit“. An den Schulen gibt es eine Woche Distanzunterricht, gefolgt von zwei Wochen Frühlingsferien. Die Ausgangssperre von 19 bis 6 Uhr bleibt. Macron räumt politische Fehler ein, erklärt aber auch: „Wir haben gelernt und sind jedes Mal besser geworden.“

Quelle:  Thomas Dashuber für Handelsblatt
Siemens-CEO Roland Busch meint, dass die Politik im Kampf gegen die Pandemie versucht hat, zu viel alleine zu lösen.


(Foto:  Thomas Dashuber für Handelsblatt)

Der Lesefreund Roland Busch hat gerade das Buch „Aufstieg und Fall der Dinosaurier“ hinter sich. Journalistisch ist das eine Steilvorlage zur Frage, ob er Angst habe, dass Siemens zum Industrie-Dino werde. Immerhin hätte der Dinosaurier 200 Millionen Jahre gelebt, antwortet Busch in seinem ersten Interview als CEO, so schlecht könnten sie also nicht gewesen sein. Im Handelsblatt sagt er über...

  • den Kampf gegen die Pandemie: „Man hätte eine groß angelegte Initiative starten können, um die Impfstoff-Produktionskapazitäten schneller hochzufahren oder die Impflogistik zu optimieren. Unternehmen beschäftigen sich täglich mit solchen Fragen. Hier hat die Politik versucht, zu viel alleine zu lösen.“
  • Digitalriesen wie Amazon oder Alibaba: „Die Technologiekonzerne sind in vielen Feldern eher Partner, keine Wettbewerber. Die Welt ist hier nicht schwarz oder weiß.“
  • eine gute Digitalisierungspolitik: „Wir müssen Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz mehr als Chance sehen und nicht so sehr als Bedrohung. Für die Politik bedeutet das, unnötige Rechtsvorschriften zu vermeiden, die die Verbreitung von KI in Europa verhindert.“

Wo sich Vorgänger Joe Kaeser oft als Meister der Attacke gab, erscheint Busch eher als eine Art Chefdiplomat.

Panik in Zürich: Mit dicken Milliardenverlusten ist die Schweizer Großbank Credit Suisse bei den zwei großen wirtschaftlichen Implosionen der letzten Zeit dabei, dem Niedergang der Greensill Bank und des Hedgefonds Archegos Capital. Das Eigenkapital schmilzt bedenklich dahin, womöglich wackelt die Dividende von 800 Millionen Franken. Schon fordert die Finanzfirma Harris Associates, ein Großaktionär, vom scheidenden Verwaltungsratschef Urs Rohner, auf seine Vergütung zu verzichten. CEO Thomas Gottstein und Risikochefin Lara Warner dürften kaum zu halten sein. Viel Schwerstarbeit also für Rohners Nachfolger António Horta-Osório, dem langjährigen Chef der britischen Bank Lloyds. Der Portugiese muss die Pannenserie am Paradeplatz stoppen.

Quelle: obs
Julia Jäkel, die Chefin des Hamburger Verlags Gruner + Jahr verlässt das Unternehmen.


(Foto: obs)

Die Zeitschriften des Bertelsmann-Verlags Gruner + Jahr (G+J) schreiben gerne über Diversität und über mehr Frauenpower in der Wirtschaft. Wie sehr diese Anforderungen für das eigene Haus gelten, das ist die Frage. Die in aller Freundschaft gerade verabschiedete G+J-Chefin Julia Jäkel wird durch Inhalte-Chef Stephan Schäfer ersetzt, der allem Anschein nach alles tut, das einst sternfunkelnde Pressehaus per Fusion in den Bertelsmann-Gewinnbringer RTL Group aufgehen zu lassen. Der Aufsteiger rückt für Jäkel auch in das Group Management Committee der Muttergesellschaft Bertelsmann ein, wo nun auf zwölf Männer fünf Frauen kommen.

Der Vorstand der Gütersloher ist übrigens eine reine Männerwirtschaft, im Aufsichtsrat wird die für Börsenfirmen geltende Frauenquote von 30 Prozent mit 25 Prozent verfehlt. Kontrastiert werden all diese Defizite des Gütersloher Familienunternehmens durch die Verhältnisse im Gesellschafterkreis: Hier liegt die Macht wie ehedem bei Elisabeth „Liz“ Mohn, die im Juni ihren 80. Geburtstag feiert.

Mein Kulturtipp zum Wochenende: „Montecrypto“ von Tom Hillenbrand, ein Thriller, der technisch akkurat die Szenerie der Kryptowährungen beschreibt. Die Leser erfährt nicht nur, was aus dem Schatz des verunglückten Krypto-Investors Gregory Hollister wird, sondern auch, wie ein „Stablecoin“ – eine an den Dollar gekoppelte Kryptowährung – das Weltfinanzsystem aus den Angeln heben kann. Ähnlichkeiten mit der Realität sind beabsichtigt. So hat etwa der 2018 verstorbene Bankerbe Matthew Mellon tatsächlich einen Großteil seines Vermögens in Kryptowährungen angelegt, die Zugangsdaten aber so gut versteckt, dass die Erben hier leer ausgingen. Das hat den Autor dann zu „Montecrypto“ inspiriert.

Und dann ist da noch die teilverstaatlichte Commerzbank, wo offenbar fünf von zehn Aufsichtsräten neu gewählt werden müssen. Vorausgegangen war laut der „Frankfurter Allgemeinen“ ein Machtkampf. Die vom Bund entsandte Aufsichtsrätin Jutta Dönges hatte demnach den inzwischen ausgeschiedenen Andreas Schmitz, der für den Vorsitz des Kontrollgremiums vorgesehen war, hart attackiert. Sie fühlte sich vom Ex-Chef von HSBC Deutschland nicht hinreichend darüber informiert, dass seit 2016 nicht nur gegen die Bank, sondern auch gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen CumEx-Geschäften laufe.

In der folgenden Kampfabstimmung erhielt Schmitz dann nur drei Stimmen. Seine beiden Unterstützer, Eon-Managerin Victoria Ossadnik und Ex-Otto-Vorstand Rainer Hillebrand, verabschieden sich nun augenscheinlich auch. Zudem soll Tobias Guldimann nach enttäuschten Karriereerwartungen ebenfalls auf dem Absprung sein. „Die Bank an ihrer Seite“ – das gilt hier nicht mehr.

Ich wünsche Ihnen beschauliche Ostertage im Kreis der Familie und Freunde.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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