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Innovation Türkische Regierung will 919 Technologieprodukte fördern

Im Wettbewerb um die Vorherrschaft bei neuen Technologien will die Türkei in die obere Liga aufsteigen. Helfen könnte ein ambitioniertes Regierungsprogramm.
21.04.2021 - 19:45 Uhr Kommentieren
Nachdem die USA den Export von Drohnentechnologie untersagt hatten, entwickelte die Türkei selbst Kampfdrohnen. Quelle: PR
Militärische Drohne

Nachdem die USA den Export von Drohnentechnologie untersagt hatten, entwickelte die Türkei selbst Kampfdrohnen.

(Foto: PR)

Istanbul, Düsseldorf Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will bei Schlüsseltechnologien unabhängig werden und die türkische Wirtschaft auf Zukunftsmärkte ausrichten. Das Ministerium für Industrie und Technologie hatte Ende Februar eine „technologiegetriebene Industrie-Initiative“ angekündigt.

In einem Land, in dem privates Kapital für Innovationen fehlt, nimmt der Staat die Sache nun selbst in die Hand. 919 Produkte stehen auf einer Liste, die vorrangig mit Fördergeldern ausgestattet werden sollen, von Computerchips über Transportfahrzeuge bis zu Medikamenten. 161 Produkte sind aus dem Bereich Computertechnik, 158 beschäftigen sich mit Robotik und intelligenten Maschinen. Eine detaillierte Liste soll in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.

Ausgewählt wurden die Produkte unter anderem danach, ob sie Exportpotenzial besitzen und wegen komplexer Produktionsstrukturen besondere Hilfen benötigen. So will die Regierung ihre Industriepolitik vorantreiben, die auf heimische Produktion und größere Wertschöpfung setzt.

Das Thema „digitale Transformation“ genießt besondere Aufmerksamkeit. Start-ups aus diesem Feld winkt eine Abnahmegarantie der Regierung, Steuernachlässe, Hilfe bei der Suche nach Büros und Produktionsstätten sowie zinsgünstige Darlehen. Auch sollen junge Unternehmen, die sich diesen Schlüsseltechnologien widmen, für mehrere Jahre von der Mehrwertsteuer befreit werden.

Bis zu 75 Prozent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung könnten außerdem vom Staat übernommen werden. Und wer fleißig Mitarbeiter einstellt, bekommt auch noch Unterstützung bei der Sozialversicherung für die Angestellten.

Türkei hat Schlüsselrolle bei Digitalisierung

Die Wirtschaft des Landes mit 84 Millionen Einwohnern steht voll unter dem Einfluss ihres autoritären Präsidenten. Als Erdogan im März überraschend den Chef der Zentralbank entließ, sackte die türkische Lira ab, und Investoren zogen teilweise Gelder aus dem Land ab. Das ist keine gute Atmosphäre, wenn man in die obere Liga der Technologiemärkte vordringen will.

Andererseits ist die Wirtschaft resilient, die Bevölkerung sehr digital-affin. Als Tor zu vielen weiteren Märkten in der Region könnte der Türkei unter den Schwellenländern eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung neuer Produkte zukommen.
Das zeigen Entwicklungen im Rüstungssektor. Das türkische Militär stößt in diesem Bereich häufig neue Technologien an, etwa für Kampfdrohnen.

Während das Thema in vielen Ländern heikel ist, gibt es dafür in dem Land mit der zweitgrößten Nato-Armee hohe Anerkennung. Das Militär wird von vielen geschätzt, die bestmögliche Ausstattung als elementar empfunden.

Auslöser für die eigenen Drohnenanstrengungen war vor einigen Jahren ein von den USA ausgesprochenes Exportverbot für Schlüsseltechnologien zum Bau sogenannter „Killer-Drohnen“. Gemeint sind damit Flugobjekte, die mit Waffen bestückt sind und von Piloten am Boden gesteuert werden können.

Eigene Drohne entwickelt

Dies war Anlass für die türkische Regierung, ein eigenes Drohnenprogramm zu starten. Das jetzt ausgesprochene Exportverbot Kanadas für die Lieferung elektronischer Teile für die Drohnenproduktion an die Türkei dürfte die Regierung in Ankara nur darin bestärken, künftig noch stärker auf die heimische Entwicklung solcher Technologien zu setzen.

Inzwischen sind die unbemannten Kampfflieger der heimischen Techausgründung Baykar ein wichtiger Bestandteil der türkischen Militärstrategie. Im Jahr 2019 exportierte das Unternehmen sechs unbemannte Flugobjekte in die Ukraine, später auch nach Aserbaidschan und Pakistan. 2020 genehmigte die Regierung in Ankara Mittel in Höhe von rund 100 Millionen US-Dollar, um die Drohnenforschung voranzutreiben.

Auch im zivilen Sektor zeigt sich der Staat gerne als erster Kunde junger Unternehmen. Das Start-up Togg aus Istanbul plant, bis 2023 ein rein elektrisch betriebenes Fahrzeug zu produzieren. Der Großteil der Bauteile soll aus der Türkei kommen.

Der Staat hat dem Unternehmen nicht nur mit Büroräumen sowie günstigen Darlehen unter die Arme gegriffen. Gleichzeitig gab Staatschef Erdogan bei einer ersten Testfahrt auch bekannt, dass er die ersten 30.000 Fahrzeuge für Beamte des Staates abkaufen werde. Das ist für ein junges Unternehmen wichtiger als so manche erfolgreiche Finanzierungsrunde, die nur Hoffnung auf Wachstum ausdrückt, aber sich nicht zwingend auch in Einnahmen umsetzen lässt.

Mehr: Erdogan riskiert die nächste Lira-Krise

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