Antiquitätenhandel in Paris: Neuer Pop-up-Store für Alte Kunst

Das Geschäft ist aufwendig inszeniert. Die Initiative für die Kooperation mit anderen Händlern ging von der Händlerfamilie Kraemer aus.
Paris. Paris verfügt Dank der Initiative der Galerie Kraemer über eine neue Attraktion am Kunstmarkt: Ein Pop-up-Store in denkbar bester Lage, am Rond Point der Champs Elysées, wo die noble Avenue Matignon einmündet. Sechs Spitzenhändler zeigen Möbel, Kunsthandwerk und Gemälde aus vier Jahrhunderten.
„Ausschließlich Meisterwerke“, betont Laurent Kraemer, dessen Tochter Sandra mit ihren Cousins Mikael und Alain Kraemer die Idee lancierte und umsetzte. Kurzfristig wurde der Mietvertrag für ein Haus unterzeichnet, der mindestens bis Mitte April 2023 läuft. Sofort verpflichtete die fünfte Generation der Händlerfamilie Kraemer den erfahrenen Szenographen Patrick Hourcade für die Anpassung des Gebäudes, um Möbel, erlesenes Kunsthandwerk, Lüster, eine Kutsche, edle Wandvertäfelungen und Gemälde ansprechend zu präsentieren.
Die Galerien De Jonckheere, Eric Coatalem, Daniel Gervis und Taménaga beteiligen sich mit Gemälden vom 16. bis 20. Jahrhundert. Der am Place Vendôme residierende Schmuckhändler Martin Du Daffoy ergänzt das verlockende Angebot mit Schmuckstücken, die für Frankreichs Geschichte Bedeutung hatten und von Adels- oder Königsfamilien stammen.
Patrick Hourcade wählte persönlich alle Gemälde aus, denen er die fantasievoll präsentierten Möbel aus der Zeit von Ludwig XV./XVI. gegenüberstellt. Die Galerie Daniel Gervis verfügt etwa über das Meisterwerk „T 1936 - 10“ von Hans Hartung, das über einer dekorativen Kommode aus der Zeit von Ludwig XVI. hängt. Auch die Darstellung einer „Bäckerei“ von Joaquin Torrès Garcia von 1928 kommt von Daniel Gervis. Georges Rouaults rosa getöntes, „Treffen (Christus und die Samariterin)“ von 1930 bringt die Galerie Taménaga ein.
Ein Stillleben-Paar von Bartolomeo Bimbi mit Äpfeln, Birnen und Quitten aus der Galerie Eric Coatalem schmückt eine ganze Wand im ersten Stockwerk. Die 1200 Quadratmeter des zylinderförmigen Glasgebäudes erstrecken sich über fünf Stockwerke.

Der Gestalter Patrick Hourcade stellte den Gemälden die fantasievoll präsentierten Möbel aus der Zeit von Ludwig XV./XVI. gegenüber.
De Jonckheere steuert das breiteste Gemälde-Spektrum bei: von Pieter Breughel dem Jüngeren über Jacob Grimmer bis zu Paul Delvaux, sowie zwei Schlitzbildern von Lucio Fontana. Mikael Kraemer leitet mit einem Frühwerk des afrikanischen Senkrechtstarters, dem Maler Amoako Boafo aus Ghana, in die Gegenwart über. „Boafo wird zu den fünf afrikanischen Malern gehören, die in die Kunstgeschichte eingehen“, versichert der junge Händler, der sein Familienunternehmen in Südostasien bekannt machte.
Die „Meisterwerke an den Champs Elysées“ sind als Wechselausstellung gedacht, zu deren Auftakt der Juwelier Martin Du Daffoy Geschichte schreibt: Seine kleine Tabaksdose stammt vermutlich aus der gleichen Goldschmiede-Werkstatt wie diejenige, für die der Louvre gerade um Spenden bittet. Wie alle Jahre wirbt das Museum unter dem Motto „Alle sind Mäzene“ um 1,2 Millionen Euro Spenden.
Die vom Louvre angepeilte Tabaksdose des Herzogs von Choiseul (1719–1785) gehört Liliane von Rothschild und ist mit 3,9 Millionen Euro angesetzt. Du Daffoys Golddose ist etwas kleiner, auch mit Miniaturen bemalt, kostet aber nur 40.000 Euro. Um die Geschichte abzurunden, trägt die Galerie Kraemer einen Miniaturen-Entwurf zur Choiseuil-Dose bei. Darauf ist ein weiß-goldenes Möbel abgebildet. Ein sehr ähnliches Möbel, wenn auch nicht das originale Vorbild fährt die Galerie Kraemer ebenfalls auf.

Die gut besuchte Vernissage am Mittwoch bewies die Solidarität der Händler, die ihre Kunden gemeinsam einluden und sich über den Generationenwechsel der Familie Kraemer freuten. Preise erfuhr die Besucherin – außer bei der Golddose – allerdings keine. Meisterwerke haben eben Liebhaberwert.
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