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Auktionen für Altmeister in LondonSchönheit verzaubert Bieter aus aller Welt

Tragische Liebesgeschichten, Stillleben und ein Rückenakt öffnen die Geldbeutel einer internationalen Bieterschaft. Bilanz der Auktionen für Alte Meister in London.Stephanie Dieckvoss 15.12.2022 - 11:18 Uhr Artikel anhören

Insgesamt beliefen sich die Einnahmen auf 33 Millionen Pfund. 86 Prozent der Lose wurden verkauft.

Foto: Sotheby's

„Wenn man bedenkt, was die Auktionshäuser im Angebot hatten, dann muss man zugestehen, dass es gut gelaufen ist“. So positiv beschreibt der erfahrene Altmeisterhändler Johnny Van Haeften im Gespräch mit dem Handelsblatt die Altmeisterauktionen in London. Sowohl Christie’s als auch Sotheby’s gelang es, trotz kleiner Auktionen und mit wenigen herausragenden Werken gute Ergebnisse zu erzielen.

Verkaufsraten von über 85 Prozent bestätigen darüber hinaus, dass sich der in den letzten Jahren eher schwächelnde Handel mit Bildern Alter Meister behaupten kann. Und dass Sammler an verschiedenen Epochen vom 13. bis zum 19. Jahrhundert interessiert sind. Solange die drei Kriterien gute Provenienz, Marktfrische und ein attraktives Sujet gegeben sind, findet durchaus ein Wettbewerb statt, der manche Preise hochtreibt und damit auch Künstlerrekorde erzielt.

Eine interessante Herkunftsgeschichte und ein gefälliges Motiv brachte das Star-Los der Woche mit sich, eine von zwölf Versionen der Mythologie von „Venus und Adonis“, die Tizian in seiner Laufbahn schuf. Die attraktive Szenerie der Jahre nach 1555 vereint Landschaftsbild, eine tragische Liebesgeschichte und einen Rückenakt. Es ist eine von Tizians kommerziell erfolgreichsten Kompositionen.

Ehemals aus der Sammlung von Maximilian von Heyl von Hernsheim und später im Besitz von Philipp Reemtsma, blieb das Bild 1998 bei Christie’s unverkauft. Nun fand es bei Sotheby‘s zwei Interessenten und verkaufte sich an einen Telefonbieter für 11,2 Millionen Pfund bei einer Taxe von 8 bis 12 Millionen.

Sotheby’s konnte weiterhin 16 Arbeiten aus der Sammlung des Spaniers Juan Manuel Grasset anbieten. Über Jahrzehnte hinweg kaufte er auf Auktionen vor allem niederländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts an, zu einer Zeit, als dort fast nur der Kunsthandel agierte. Er stellte mit Geduld eine exquisite Sammlung zusammen, deren Lose durchgehend sehr gefragt waren und insgesamt 12,7 Millionen Pfund einspielten.

Die attraktive Szene von 1555 vereint Landschaftsbild, Liebesgeschichte und einen Rückenakt. Ein Telefonbieter bot 11,2 Millionen Pfund bei einer Taxe von 8 bis 12 Millionen.

Foto: Sotheby's

Besonders begehrt war ein seltenen Prunkstilleben des Malers Floris Claesz. van Dyck, das bei einer Schätzung von 600.000 bis 800.000 Pfund 2 Millionen Pfund erzielte. Grasset erwarb das Bild 1995 bei Sotheby’s für 290.000 Pfund, ein guter Gewinn für die Erben des verstorbenen Sammlers.

Im Gegensatz zu Christie’s bot Sotheby’s in der Auktion auch europäische Malerei des 19. Jahrhunderts an. Das Interesse an den Arbeiten war groß. John William Godwards „Campaspe“, ein mythologischer Frauenakt von 1896, verdoppelte die Schätzung und auch den Gewinn für den Einlieferer. Zuletzt war die Arbeit 2006 bei Sotheby’s für 624.000 Pfund verkauft worden. Nun spielte sie 1,3 Millionen Pfund ein.

Insgesamt erzielte Sotheby‘s Abendauktion ein Gesamtergebnis von 33 Millionen Pfund bei 86 Prozent verkaufter Arbeiten. Allerdings konnte das Haus acht Werke für mehr als eine Millionen Pfund verkaufen, während es bei Christie’s nur drei waren.

Christie’s Abendauktion spielte bei 27 Losen nur 13 Millionen Pfund ein. Hier fehlte ein tragendes Spitzenwerk. Jean-François de Troys charmantes Genrebild einer „Reading Party“ aus dem 18. Jahrhundert wurde zum teuersten Los des Abends. Es brachte knapp bei drei Millionen Pfund seine obere Schätzung.

Einen Rekord für ein Ölbild stellte ein Porträt des Erasmus von Rotterdam von Hans Holbein auf. Das kleinformatige, von der Holbein-Werkstatt vollendete Bild, stammt aus einer Privatsammlung und war noch nie ausgestellt worden. Das auf 1 bis 1,5 Millionen Pfund geschätzte Bild spielte am unteren Ende der Schätzung 1,1 Millionen ein. Das Interesse an dem bisher unveröffentlichten Porträt hielt sich in Grenzen. Aber da Bilder von Holbein so selten auf den Markt kommen, erzielte es gleichwohl einen Rekord.

Das Porträt des Erasmus von Rotterdam spielte am unteren Ende der Schätzung 1,1 Millionen ein. Zwar hielt sich das Interesse in Grenzen. Da aber Bilder von Holbein so selten auf den Markt kommen, erzielte es gleichwohl einen Rekord.

Foto: Christie's

Drei italienische Goldgrundtafeln aus dem 13. und 14. Jahrhundert verkauften sich gut; sicher spielt dabei die Geschichte der Bilder eine Rolle. Alle drei stammen aus dem Nachlass der Privatsammlung von Hans Heinrich Baron Thyssen-Bornemisza. Ein Porträt von Königin Henrietta Maria von England, ehemals aus dem Besitz der Grafen von Warwick, das kürzlich von einer Modifikation von einem Dreiviertelporträt zu einem Porträt in voller Länge wieder in den Originalzustand versetzte wurde, erzielte bei einer Schätzung von zwei bis 3 Millionen 2,4 Millionen Pfund.

Trotz einiger guter Gebote kann man sehen, dass der Markt für historische Porträts nicht mehr stark ist. Insgesamt verzeichnete die Auktion eine Verkaufsrate von 89 Prozent, ein Rekord für eine Londoner Auktion in diesem Segment.

Somit stellten beide Häuser eine Reihe von Rekorden auf. Das immer noch recht schwache Pfund war vor allem für Sammler aus den Vereinigten Staaten attraktiv, wie Clementine Sinclair, Head of Old Masters London bei Christie’s, bestätigt. Beide Häuser sprechen auch von einer Reihe von Neukunden. Eine jüngere Generation von Sammlern schätze sicher das gute Preis-Leistungsverhältnis vieler Arbeiten, betont Johnny van Haeften.

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Der Pressewirbel um die großen New Yorker Sammlungen wie die von Getty und Paul Allen, die im November versteigert wurden, hat dem Markt sicher auch geholfen. Weitere Arbeiten aus der Paul Allen-Sammlung und andere hochwertige Alte Meister kommen schon Ende Januar in New York zur Versteigerung.

Der Haupterfolg der Woche jedoch liegt in den abschließenden Versteigerungen der Privatsammlung des 2021 verstorbenen Sir Joseph Edward Hotung, der als britischer Hongkong-Chinese die letzten 20 Jahre seines Lebens in London lebte. Hier vervollständigte er eine umfassende und eklektische Sammlung mit asiatischer und europäischer Kunst.

Seine Weltklassesammlungen mit Jadeobjekten und chinesischem Porzellan stiftete der Mäzen vor seinem Tod dem British Museum. Nun kam der Rest seiner Sammlung, insgesamt 475 Lose, in fünf Auktionen in Hongkong und London zum Verkauf.

Spektakulär ist nicht nur der Gesamterlös von 103 Millionen Pfund und eine Verkaufsrate von 93 Prozent, sondern die Tatsache, dass sich 70 Prozent der Arbeiten über den oberen Schätzwerten verkauften.

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Das deutet auf einen teilweise heftigen Wettbewerb zwischen Bietern hin, der manche Lose auf das Zehnfache der Schätzung hochtrieb. In der Londoner Auktion kamen asiatisches Kunstgewerbe und Möbel, sowie europäische Möbel und Kunst zum Aufruf, mit Interessenten aus der ganzen Welt. Werke von Edgar Manet und Édouard Vuillard erzielten 6,3 Millionen und 4 Millionen Pfund.

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Ein chinesischer Altar aus der späten Ming-Dynastie verkaufte sich bei geschätzten 200.000 bis 300.000 Pfund für 1,6 Millionen Pfund. Im Oktober in Hongkong erzielte ein Klappstuhl 14,2 Millionen Pfund, ein Rekord für einen chinesischen Stuhl. Hotung hatte einen Geschmack, der nicht nur stilistische Elemente einschloss, sondern auch die Geschichten der Objekte mit einbezog. Diese Werke gaben seinem Londoner Stadthaus eine einzigartige Atmosphäre.

Ungewöhnlich für Sammler asiatischer Herkunft ist das Interesse an westlicher Kunst und Möbeln. Das wird, wie Henry Howard Sneyd, Chairman asiatischer Kunst bei Sotheby’s, sagt, das Interesse an eklektischem Sammeln weiter fördern. Dem Handelsblatt gegenüber beschreibt er die Hotung-Sammlung als wegweisend in Geschmack und Qualität. Das mag neue Sammlergenerationen aus der ganzen Welt inspirieren.

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