Fotoauktion: Bei Grisebach unter dem Hammer: Eine Offerte aus New York
Für diesen späteren, großformatigen Silbergelatineabzug erwartet Grisebach 8000 bis 10.000 Euro. Das Motiv nahm Erwitt 1955 auf.
Düsseldorf. Grisebach wartet zu den Jubiläumsauktionen mit einer für deutsche Verhältnisse höchst ungewöhnlichen Fotografie-Offerte auf. Nicht nur stammen die für den 1. Dezember angekündigten knapp über 120 Lose aus nur einer einzigen New Yorker Sammlung. Zudem beziffert das Berliner Auktionshaus den unteren Schätzwert auf hierzulande noch nicht da gewesene 1,3 Millionen Euro.
Mit Recht ist Grisebach stolz auf die laut Pressemitteilung „spektakuläre Offerte“, unter der sich „Werke von musealer Bedeutung und atemberaubender Qualität und Schönheit“ finden. Man wertet dies als Beweis des Vertrauens in den deutschen Markt und die eigene Kompetenz. „Wir hatten noch nie so ein Volumen aus einer einzigen Sammlung“, ergänzt Geschäftsführerin und Fotoexpertin Diandra Donecker auf Nachfrage.
Den Einlieferer beschreibt Donecker als langjährigen Kunden, „relativ betagt wie fast alle in der Branche“. Zur Diskretion verpflichtet, äußert sie sich natürlich nicht zu seiner Identität.
Wer sich die zur Veröffentlichung ausgewählten Bildbeispiele ansieht, darf jedoch vermuten, dass der anonyme Sammler ein Kenner ist, der auf dem Markt das Beste fand, was wichtige und begehrte Künstler schufen. Vielleicht sogar ein Händler vom Kaliber des in Deutschland gut vernetzten Harold Greenberg, der sich hier nun von letzten Teilen der eigenen Sammlung trennt.
Greenberg hatte 2018 bereits 447 Fotos von 191 Künstlern an das Museum of Fine Arts in Boston veräußert. Hier lag ein zentraler Akzent auf dem Menschenbild und sozialdokumentarischen Fotos. Themen, die auch im Grisebach-Konvolut eine wichtige Rolle spielen.
Eines der Top-Lose von Grisebach: Für den vor 1964 abgezogenen Silbergelatineprint werden mindestens 100.000 bis 150.000 Euro erwartet. Aufgenommen wurde das Motiv 1955.
Die höchstdotierten Lose der Grisebach-Offerte sind jedoch der Modefotografie zuzuordnen. Etwa Helmut Newtons berühmtes, 1981 aus der Untersicht aufgenommenes Bild der vier unbekleideten Star-Mannequins, „Sie kommen (Dressed) Paris“, geschätzt auf 150.000 bis 200.000 Euro.
Oder Richard Avedons glamouröse Modeaufnahme von 1955, auf der das Topmodel Dovima in einem schwarzen Abendkleid von Christian Dior zwischen zwei Zirkuselefanten posiert. Kostenpunkt 100.000 bis 150.000 Euro.
Insgesamt kommen ausschließlich Abzüge der analogen Fotografie sowie einzelne Unikate zum Aufruf, darunter ein vom Repro-Negativ vergrößertes „Fotogramm“ von László Moholy-Nagy, das auf 75.000 bis 90.000 Euro geschätzt wird. Dazu gesellen sich Harold Edgertons Aufnahme eines durchschossenen Milchtropfens, Lotte Jacobis „Photogenics“, Rayogramme von Man Ray und eine Fotocollage von Willy Zielke.
Wie dem Katalogaufsatz zu entnehmen ist, enthält das Konvolut aber neben raren frühen Abzügen auch spätere Prints und Editionen. Auch das spricht dafür, dass hier ein Händler am Werk war, dem daran gelegen war, solche zentralen Werke der Fotogeschichte für Liebhaber zugänglich zu machen.
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