Galerieausstellung: Caspar David Friedrichs zerstörte Bilder vor Augen

Düsseldorf. Slawomir Elsner gilt als Meister der Zeichnung. Der 48-jährige Maler nähert sich immer mal wieder Gemälden von Lucas Cranach, Frans Hals oder Tizian an. Aber er transponiert sie stets raffiniert in die Abstraktion von heute. In der jüngsten Zeichnungsserie „Farben der Zeit“ wendet er sich nicht nur den verlorenen Gemälden von Caspar David Friedrich zu. Er holt uns auch jene vor Augen, die durch Brandstiftung 1931 im Münchener Glaspalast zu Asche wurden.
Am 22. August 2024 eröffnen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ihre Friedrich-Doppelschau „Wo alles begann“. Kurz vorher und nur wenige Schritte entfernt bittet die Galerie Gebr. Lehmann zur Vernissage einer Schau, die Besonderes verspricht.
Weil sie das unwiederbringlich verlorene Alte mit dem Heutigen verbindet. Weil sie für Verlust, Erinnerung und Ahnung künstlerischen Ausdruck findet. Weil die Härte der Kreuzlagen kontrastiert mit den empfindsamen Motiven der Sehnsucht, der Heimatverbundenheit und der diskreten Liebe von Friedrich zu seiner Ehefrau Caroline.
Slawomir Elsner webe mit den Farben, schrieb der Kunsthistoriker Andreas Hennig einmal. Zwei Aspekte sind dabei zentral für Elsners Zeichnungsstil. Zum einen ist, was Elsner malerisch erfasst, stets unscharf. So entsteht eine Distanz, zeitgebundene Details verschwinden, der Gegenstand der Malerei wird mit spitzem Buntstift mehr oder weniger stark abstrahiert. Zum anderen bleibt der Künstler sehr nah an der Farbigkeit der Originalvorlage, in diesem Fall der erhaltenen Caspar-David-Friedrich-Werke.

Ausgangspunkt war für den in Berlin lebenden Künstler das 2023 erschienene Buch von Florian Illies über den großen Dresdener Romantiker. Dort deutet Illies immer wieder die Werkverluste an. Ausführlich behandelt hat er sie in einem Katalogaufsatz zur bereits beendeten Hamburger Caspar-David-Friedrich-Ausstellung.
Die Ausstellung in der Galerie Gebr. Lehmann ist klein. Von den acht Exponaten sind sieben Friedrich-Vorlagen nachweislich nicht mehr existent. Ein kleiner Katalog begleitet die Ausstellung und bildet sie alle ab mit Schwarz-Weiß-Fotos.
Die achte Zeichnung aber handelt von dem erhaltenen „Mondaufgang am Meer“. Doch Friedrichs Original ist, folgt man dem Deutsch-Polen Slawomir Elsner, so gut wie verloren. Es hängt in der Eremitage in St. Petersburg. Und die ist seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht mehr erreichbar für Demokraten.


Slawomir Elsner „Farben der Zeit. The Lost Caspar David Friedrich“: 22. August bis 21. September 2024 in der Galerie Gebr. Lehmann, Neustädter Markt 11/12, 01097 Dresden






