Galerieschließung: Daniel Blau sagt Servus

München. Im Herbst noch war der Galerist Daniel Blau Teilnehmer des Münchener Gallery Weekends „Open Art“ und der Messe „Paris Foto“. Jetzt hat der Baselitz-Sohn mit dem poetischen Pseudonym das Ende seiner Galerie verkündet. Damit zieht sich neben Karin Sachs und Bernd Klüser nun ein weiterer Marktakteur mit Substanz von der Münchener Szene zurück. 35 Jahre hat er mit Kunst des 20. Jahrhunderts und mit Fotografie gehandelt.
Als Begründung schrieb der 1962 geborene Galerist und Verleger in seinem Newsletter, dass der einzige Weg, zu seiner wahren Leidenschaft zurückzukehren, der sei, die Galerie zu schließen. Er will weiter an Publikationen arbeiten, etwa über Felsbilder auf Hawaii. Gleichzeitig vermeldete er den Wechsel in die Position des CEO des Familienunternehmens Baselitz. Damit avanciert er zum offiziellen Repräsentanten und Interessenvertreter des international bedeutenden, 87-jährigen Malers Georg Baselitz, der bei Thaddeaus Ropac unter Vertrag ist. „In diesem Jahr werden die ‚Cahiers d’Art‘ mit meiner Hilfe eine ganze Ausgabe veröffentlichen, die Baselitz gewidmet ist.“ Die Präsenz in dieser Zeitschrift gleicht einem Ritterschlag.
Abrupter Abgang überrascht
Von schwieriger gewordenen Verhältnissen auf dem Kunstmarkt fällt kein Wort in dem Rundschreiben. Der stets subtil agierende Galerist, der 1999 kurz eine zweite Dependance in London betrieb, spricht eher von einer Erfolgsgeschichte. Seit den 1990er-Jahren fanden seine klug kuratierten Ausstellungen mit Werken von Mark Rothko, Lucien Freud, George Grosz große Resonanz. Blau realisierte die erste Ausstellung mit Polaroids von Chuck Close. In den letzten Jahren setzte er einen Fokus auf frühe Fotografie aus Japan und Frankreich und publizierte zahlreiche Kunstbände.
Blau stellte auf der „Art Basel“ und auf der „Tefaf“ aus, in der Galerie aber war es stiller geworden. Dass Hyperpräsenz und Kundenfishing der Auktionshäuser sowie das schwächer gewordene Interesse an Fotografie Zweifel an der Fortsetzung einer Galerie geschürt haben, ist denkbar. Der abrupte Abgang vom Galeristenparkett überrascht jedenfalls.
Bereits Ende März wird das Dorotheum in Wien seinen Galeriebestand an Papierarbeiten versteigern. Wie das Handelsblatt auf Anfrage erfuhr, handelt es sich bei der ersten Tranche mit dem Titel „Andy Warhol. 1950th Drawings from Daniel Blau“ um 211 Zeichnungen, die der Münchener Galerist 2011 in der Warhol Foundation als bis dahin unbekanntes Konvolut aus dem persönlichen Nachlass des späteren Pop-Art-Idols entdeckte. Die Startpreise liegen moderat zwischen 800 und 4000 Euro. Am Tag darauf, am 28. März 2025, kommen aus dem Bestand der Galerie Papierarbeiten von George Grosz, Markus Lüpertz, Per Kirkeby, Neal Fox und acht weiteren Künstlern zum Aufruf.
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