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Heidi Horten Collection in WienPrivatmuseum der Horten-Erbin: Wird das ein Leuchtturm?

In Wien eröffnete die Milliardärin Heidi Horten ein privat finanziertes Museum. Kurz danach verstarb sie. Ihre Sammlung ist hochkarätig, ein vielversprechendes Ausstellungsprogramm lässt aber noch auf sich warten.Nina Schedlmayer 13.06.2022 - 18:09 Uhr Artikel anhören

Die kürzlich verstorbene Museumsgründerin sammelte vor allem Malerei und Skulptur, vieles, was am Kunstmarkt begehrt und kostspielig ist.

Foto: Heidi Horten Collection

Wien. Als am 2. Juni die Heidi Horten Collection in Wien zum exklusiven Preview lud, waren einige der reichsten Österreicher ebenso anzutreffen wie Prominente aus der Kunst- und Kulturszene: Galerist Thaddaeus Ropac war gekommen, Schauspieler Peter Simonischek, der einstige Staatsoperndirektor Ioan Holender ebenso wie Eva Dichand, Kunstsammlerin und Boulevardblatt-Herausgeberin und Milliardärin Ingrid Flick.

Nur eine fehlte: die Museumsgründerin selbst, aus gesundheitlichen Gründen, wie es hieß. Zehn Tage später, am vergangenen Sonntag, starb Heidi Goëss-Horten in ihrer Residenz am Wörthersee in Kärnten. Sie wurde 81 Jahre alt.

In Gedenken an Goëss-Horten gewährt das Haus nun bis 19. Juni freien Eintritt in die neuen Räumlichkeiten. Geplant wurden sie vom Wiener Architektenduo „The Next Enterprise“. Es entkernte einen Teil des Gebäudekomplexes und baute eine schöne Lokalität ein, die 1500 Quadratmeter Fläche, spannende Sichtachsen, frei schwebende Treppen sowie großzügige und intime Räume bietet.

Seitdem die Generali und die Bawag Foundation vor mehreren Jahren schlossen, hatte es in Wien kein ernst zu nehmendes privat finanziertes Haus für Kunst mehr gegeben. Das hat sich nun mit der Eröffnung der Heidi Horten Collection im Hanuschhof, nahe der Albertina in der Innenstadt geändert. Die Kunstsammlung legte der 1987 verstorbene Unternehmer Helmut Horten mit seiner Gattin – sie heißt nach einer neuerlichen Heirat Goëss-Horten – an. Auf seinem Erbe basiert die heutige Kollektion.

Dass Horten im Nationalsozialismus von Kaufhausarisierungen und Zwangsarbeit profitierte, kommt im Museum nur indirekt zur Sprache. Es wird verwiesen auf einen Bericht des Historikers Peter Hoeres, der auch auf der Website verlinkt ist.

Die Kollektion umfasst große Werke von großen Namen, nachdem Goëss-Horten tatkräftig investierte. Es sind insgesamt rund 700 Objekte, von denen viele in der Villa der Sammlerin am Kärntner Wörthersee hängen. Die Sammlung umfasst mehrheitlich Werke aus dem 20. und 21. Jahrhundert.

Der deutsche Expressionismus ist vertreten unter anderem mit Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde, die österreichische Moderne mit Gustav Klimt und Egon Schiele, die Pop Art mit Robert Rauschenberg und Andy Warhol, die klassische Moderne mit Paul Klee und Picasso.

Den Umbau des Gebäudes plante das Wiener Architektenduo „The Next Enterprise“.

Foto: Heidi Horten Collection

Auch jüngere europäische und amerikanische Kunst sammelte Horten, vor allem Malerei und Skulptur – vieles, was am Kunstmarkt begehrt und kostspielig ist, etwa Georg Baselitz, Damien Hirst, Dan Flavin, Sylvie Fleury, Cy Twombly. Wie in vielen privaten Kunstsammlungen herrscht zumindest bei den bis dato öffentlich bekannten Beständen ein bloß minimaler Anteil an Künstlerinnen. Der hat sich in jüngerer Zeit allerdings etwas erhöht.

Zahlreiche Werke, die Horten seit den 1990er-Jahren erwarb, erfuhren eine enorme Wertsteigerung. Das ist vor allem der Beratung durch Agnes Husslein-Arco zu verdanken. Die Kunsthistorikerin und langjährige Freundin von Goëss-Horten arbeitete einst für Sotheby’s und half ihr in dieser Funktion bei der Weiterentwicklung der Kunstsammlung.

Nun leitet Husslein-Arco, die bis 2016 Direktorin des Wiener Belvedere war, das neue Museum. Sie sagt: „Die Sammlung reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert. Sie enthält auch Schwerpunkte, die wir noch nicht gezeigt haben und birgt einige Überraschungen.“

Die aktuelle Ausstellung mit dem programmatischen Titel „Open“ ist mit nur 30 Werken bewusst sparsam angelegt, soll doch erst einmal die Architektur im Vordergrund stehen.

Drei Themen ziehen sich durch: Tiere, Schriftbilder und Licht – etwa mit einer witzigen Installation mit tanzendem Hamster von Philipp Timischl, einem leuchtenden Kreis von John Armleder sowie einer „Collaboration“ von Warhol und Jean-Michel Basquiat. Freilich kann diese Präsentation, die konzeptuell eher dünn ist, bloß andeuten, was hier vielleicht noch möglich ist.

15 Euro Eintritt für Erwachsene (ab 19. Juni) erscheinen angesichts des aktuell hier Gebotenen üppig. Immerhin ist das Haus jeden Donnerstagabend gratis zugänglich, eine Information, die auf der Website allerdings fehlt.

Auf die Frage nach der zukünftigen Bespielung sagt Husslein-Arco: „Wir müssen lernen, mit dem Haus umzugehen.“ Neben thematischen Ausstellungen kann sie sich Soloshows vorstellen, durchaus auch mit Leihgaben. Diese würden aber stets aus der Sammlung heraus entwickelt, in der die DNA ihrer Gründerin verankert sei, wie Husslein-Arco betont.
Auf welche Weise das Haus die Wiener Kunstszene bereichern wird, kann sich erst herausstellen, wenn das Programm etwas besser definiert ist. Schließlich bieten schon zahlreiche andere Wiener Häuser ein Programm für Gegenwartskunst: Albertina, Belvedere, Kunsthalle, MAK, Mumok, Musa sowie die Secession.

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Die lokale Szene profitierte aber schon jetzt, beauftragte die Heidi Horten Collection doch einige – zuerst wieder ausschließlich männliche – Künstler mit durchaus gelungenen räumlichen Interventionen, etwa einem „Tea Room“ von Markus Schinwald mit einer Installation von Hans Kupelwieser.

Im Herbst zeigt das Museum Kleider aus dem Besitz seiner Gründerin in Kombination mit Kunstwerken, unter anderem von Kees van Dongen, August Macke, Andy Warhol und Sylvie Fleury. Die Sammlung hat enormes Potenzial und viele Anknüpfungspunkte. Ein vielversprechendes und avanciertes Ausstellungsprogramm lässt allerdings noch auf sich warten.

In der aktuellen Schau strahlt ein Herz in der Neonschrift „Fucking Beautiful“ von Tim Noble und Sue Webster von einer Wand. Als Leuchtturm in der Wiener Kunstszene muss sich die Heidi Horten Collection indes erst noch profilieren.

Die Heidi Horten Collection residiert in der Hanuschgasse 3, 1010 Wien. Sie ist täglich außer Dienstag geöffnet von 11 bis 19 Uhr, Donnerstag 11 bis 21 Uhr.

Mehr: Kunstsammlung: Milliardärin Heidi Horten gründet ein Privatmuseum

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