„Kunst & Antiquitäten“ in München Auftakt im Haus der Kunst: Entdeckungen an 49 Messeständen

Als von Lenbach 1880 Hedwig Pringsheim porträtierte, war sie noch nicht die Schwiegermutter Thomas Manns. Das Gemälde (76 x 70 cm) bietet Galerie Brigantine 1900 für 13.500 Euro an.
München Die traditionsreiche Kunst & Antiquitäten München bleibt auch in ihrer 100. Ausgabe ihrem Ruf zwischen qualitätvollem Angebot und Liebhaberstück treu. Verkäufe gehörten schon am ersten Messetag im Haus der Kunst zum Programm (bis 24. Oktober). In den kommenden Tagen wird sich ihre Laufzeit mit der „Highlights Internationale Kunstmesse München“ überschneiden, die am 21. Oktober in der Residenz an den Start geht.
Sehr entspannt begann die Kunst & Antiquitäten für die Jugendstil-Galerie Brigantine 1900. Denn das Bröhan Museum Berlin erwarb für einen mittleren fünfstelligen Eurobetrag ein exzellentes, 1898 gefertigtes Vitrinenmöbel des französischen Meisterentwerfers Louis Majorelle.
Der Verkauf an das Bröhan Museum spiegelt zweifelsohne die Potenz der Messe wieder. Viele der 49 Aussteller sind Kenner ihres Fachs und wissen Qualität vom Mittelmaß zu unterscheiden.
Beim Zeichnungsspezialisten Fichter aus Frankfurt hängt eine überzeugende Wolkenstudie von Georg von Dillis aus der Zeit um 1800 für 17.000 Euro. Auch eine dem Venezianer Giambattista Maganza zugeschriebene Renaissance-Federzeichnung mit einer Figurenstudie ist auf seinem Stand zu finden, für 4.200 Euro.
Der auf barocke und klassizistische Möbel spezialisierte Kunsthandel Schmitz-Avila & Söhne präsentiert für 42.000 Euro einen reich intarsierten Spieltisch von 1770. Er wird dem Berliner Hofebenisten Johann Gottlob Fiedler zugeschrieben.
Die Kunst & Antiquitäten München hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Verkaufsplattform für einen Kreis von Händlern formiert, denen mit dem Wegfall der Verbandsveranstaltung „Kunst-Messe München“ eine wichtige Messe abhanden gekommen ist. Die Asiatika-Galerie Peter Hardt aus Norddeutschland und auch das Kunsthaus Bühler aus Stuttgart dürften dazu zählen.
Das schwäbische Unternehmen Bühler ist mit einer großen figürlichen Komposition Max Liebermanns vertreten. Das Gemälde „Enkelin mit Kinderfrau beim Spiel im Garten“ entstand 1919 und kostet 280.000 Euro.

Für Sammler früher Meisterzeichnungen hat die Kunsthandlung H. W. Fichter diese um 1600 in Venedig entstandene Federzeichnung im Angebot. Sie ist 19,6 x 19,4 cm groß und kostet 4.200 Euro (Ausschnitt).
Die Kunst & Antiquitäten ist weit dennoch entfernt davon, eine 1-A-Messe zu sein. Vereinzelt spürt man an einigen Ständen noch die Ursprünge der Kunst & Antiquitäten, die 1968 als Antik-Markt in einem Bierkeller begann. Später logierte man im Paulaner-Festsaal am Nockherberg, bis die Messe vor drei Jahren ins Haus der Kunst zog.
Martin Puch, seit diesem Jahr erster Vorstand der Messeleitung, sagte im Gespräch mit dem Handelsblatt über die Entwicklung der Verkaufsschau: „Mit jeder neuen Location haben wir unsere Qualität gesteigert.“ Puch selber ist seit Jahrzehnten auf der Messe vertreten. Glanzstück des Ikonen- und Skulpturenspezialisten ist eine wohl aus Lübeck stammende Figur des Heiligen Michael von ca. 1430. Ihr Preis liegt bei 28.000 Euro.
Wer über die Kunst & Antiquitäten streift, spürt bis heute eine Mischung aus Lokalkolorit und weitläufigen Sammelgebieten. Bei Kunsthandel Pachmann aus München etwa findet man eine mit Augsburger Ausschneidebögen dekorierte Kommode für 12.000 Euro ebenso wie eine beschnitzte Schnupftabakdose aus Horn für 900 Euro. Und bei Michael Vogt verbirgt sich zwischen einer Italienlandschaften von Ernst Fries und Alpenansichten von Edward Harrison Compton die Vorzeichnung Franz Marcs zu seinem Gemälde „Blaues Pferd I“ von 1911. Es soll 69.000 Euro kosten.
Welche Rolle die Kunst & Antiquitäten München auch in Zukunft einnehmen möchte, unterstreicht Martin Puch: „Wir bleiben eine sorgfältig aufgestellte Messe mit einem vielfältigen Angebots- und Preisspektrum, die den Kunstmarkt nicht nur in seiner Spitze darstellt und breite Sammlerinteressen bedient.“
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