Kunsthandlung J.P. Schneider Was eine fast 200 Jahre alte Galerie im Programm hat

Durchflutet von Licht und Atmosphäre breitet sich das Lauterbrunnental vor den Augen des Betrachters aus. Gemalt hat es der Künstler im Jahr 1904 auf eine fast 1,60 Meter hohe Leinwand (Ausschnitt).
Düsseldorf „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ bezeichnete Hans Thoma 1909 als einen „der Lieblingsmaler des deutschen Volkes“. Dass sein Werk ausgezeichnet ins Weltbild des Dritten Reichs passte, bekam der Künstler nicht mehr mit, da er schon 1924 starb. Aber es beschädigte seine posthume Reputation so nachhaltig, dass sich das Frankfurter Städel Museum erst 2013 an eine umfassende Überblicksausstellung wagte.
Jetzt hat die Kunsthandlung J.P. Schneider, ebenfalls in Frankfurt ansässig, ein Alpenpanorama, das alle lieblich-romantisierenden Motive, die einem bei Thoma in den Sinn kommen, vergessen lässt. Monumental und gleichzeitig durchflutet von Licht und Atmosphäre breitet sich das von Eiger, Mönch und Jungfrau abgeschlossene Lauterbrunnental vor den Augen des Betrachters aus.
Mit einem niedrigen sechsstelligen Betrag bewertet gehört das 1904 entstandene Hochformat sicherlich zu den Höhepunkten des von den Inhabern Christoph und Sohn Max Andreas vorgelegten Kataloges. Zumal das Bild drei Mal durch die Hände der Kunsthändlerfamilie ging. Es konnte immer wieder zurückerworben und wieder verkauft werden. Erworben hatte es einst der Urgroßvater des Seniors beim Künstler persönlich.
Dass sich Christoph und Max Andreas auf ihren internationalen Kundenstamm trotz Pandemie verlassen können, signalisiert der schnell gut abverkaufte Katalog. Er hat seine Schwerpunkte in frühen, direkt vor der Natur skizzierten Studien und der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts.

In der „Landschaft mit Wasserfall“ von 1841 kann man mit den Augen über Stock und Stein klettern (Ausschnitt).
Noch zu haben eine „Landschaft mit Wasserfall“ von 1841. Auf dem mit 37 mal 47 cm kleinen Gemälde hat der ungarische Maler Carl Markó einen spannend komponierten Naturraum angelegt. In ihm können die Augen des Betrachters – so wie der fast im Gesträuch verschwindende winzig dargestellte Wanderer – über Wasserfälle, Stock und Stein klettern. Kostenpunkt: 28.000 Euro.
Gut kann man sich vorstellen, dass solche noch idealistischen Landschaften in den Anfangsjahrzehnten der 1824 gegründeten Kunsthandlung Schneider einmal als zeitgenössische Kunst empfunden wurden.
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