Kunstmarkt Galerist Johann König baut seine Hausmesse zur Marke aus

Die Kunsthistorikerin betreut neben der Messe in St. Agnes auch die Private Sales
Düsseldorf Johann König hat seine Corona geborene Solidaraktion „Messe in St. Agnes“ vom Jahr 2020 professionalisiert und ist dabei, sie zur Marke auszubauen. Die König Galerie verbindet damit geschickt den Primärmarkt – der Verkäufe aus den Ateliers in Galerien zum ersten Mal abwickelt - mit dem Sekundärmarkt – der weiterverkauft, was andere Galerien, Auktionshäuser oder Sammler anbieten.
Startend mit dem Gallery Weekend Berlin plant der umtriebige Galerist vom 28. April bis 9. Mai 2021 die dritte Messe in der zur Galerie umgebauten katholischen Kirche St. Agnes zu veranstalten. Wie bei jeder Kunstmesse gibt es vor den Publikumstagen vier Tage Preview für geladene Gäste. Und anders als bei den eingeführten Kunstmessen zaubert einem der zweideutige Veranstaltungsname ein Lächeln ins Gesicht. Das Hochamt Kunst hat längst die verloren gegangene Spiritualität in der Gesellschaft ersetzt.
Neuerungen stehen indes, laut einer Pressemitteilung von Donnerstag, nicht nur bei der Ausstellungsarchitektur in Haus. Mit an Bord ist jetzt auch die Kunsthistorikerin Lena Winter als Messedirektorin. Erfahrung im Sekundärmarkt hat die 39-Jährige in den Auktionshäusern Lempertz, Grisebach und Ketterer gesammelt. In der König Galerie betreut sie neben der Messe auch die Private Sales.
Die Messe in St. Agnes ist ein Hybrid, der die bei großen Messen üblichen Regeln über den Haufen wirft. Nicht eine Messegesellschaft ist der Veranstalter, sondern eine selbst ausstellende Galerie mit großen Räumen. Johann König lädt nonchalant und lässig wie immer Freunde und Bekannte ein, in unsicheren Zeiten einen sicheren Hafen anzusteuern.
Angesprochen werden nicht ausschließlich Galeristinnen und Galeristen im Primär- und im Sekundärmarkt, sondern auch sich selbst vermarktende Künstlerinnen und Künstler sowie Sammlerinnen und Sammler, die bei Verkaufsabsichten den Markt testen können. Selbstredend gibt es keine Messekojen. Die Exponate werden in größeren Themenkomplexen präsentiert.

Der Galerist in seiner Galerie in Berlin.
„Die Einlieferung ist kostenfrei. Im Falle eines erfolgreichen Verkaufs erheben wir eine zuvor vereinbarte Kommission“, heißt es in der Mitteilung. Im Gespräch mit dem Handelsblatt erzählte Johann König kürzlich, dass er bei der vergangenen Messe in St. Agnes 20 Prozent Verkäuferprovison nahm. Und dass er sich diese Art von Verkaufsausstellung auch in anderen Städten vorstellen könnte.
Doch König, der Geschäftsmann mit der Liebe zur Kunst, hat noch eine weitere Marktlücke entdeckt. Er nimmt während der Messe in St. Agnes nicht nur Kunstwerke in Kommission. Er ist auch bereit, einzelne Einlieferungen anzukaufen. „Wir garantieren vollständige Diskretion über eingereichte Arbeiten, da wir keine Verkaufsergebnisse auf den üblichen Datenbanken veröffentlichen“, heißt es in der Pressemitteilung. Der besondere Clou daran: Die Marktfrische des Werkes bleibt so auch bei einem Nichtverkauf erhalten.
Ausbau und Professionalisierung der Marke „Messe in St Agnes“ ist auch ein Kräftemessen mit den schwächelnden Kunstmessen. Die sind in den Boomjahren in ihrer Gesamtzahl zu stark angewachsen. Die Branchengrößen, wie etwa die Art Basel, bleiben davon unberührt. Sie sind zu wichtig, als dass eine Hausmesse mit weniger als 200 ausgestellten Werken ihnen gefährlich werden könnte.
Mehr: Mindshift Podcast: Das ist ja das Tolle an der Kunst, dass sie so frei ist
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.