Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Kunstmesse „Positions“ in Berlin: Hyperrealistische Malerei trifft auf sensible Zeichenkunst

Der Gang über die Berliner Kunstmesse „Positions“ lohnt, allein schon wegen der 20 guten Stände. Ansonsten herrscht viel buntes Mittelmaß.
09.09.2021 - 17:16 Uhr Kommentieren
Im Hangar 5 und 6 des Flughafens Tempelhof breiten 110 Aussteller ihr Angebot aus. Quelle: Natalia Carstens
Positions

Im Hangar 5 und 6 des Flughafens Tempelhof breiten 110 Aussteller ihr Angebot aus.

(Foto: Natalia Carstens)

Berlin „Ziel der Messe ist es, herausragende Kunstwerke aus verschiedenen Zeitabschnitten zu zeigen“ heißt es in dem Pressetext zur Berliner Messe „Positions“, und es wird betont, dass Sammler und Sammlerinnen hier „ein gutes Einstiegsniveau“ finden.

Herausragende Kunst ist in diesem Aufmarsch von 110 Ausstellern (45 davon aus Berlin) allerdings nicht so breit wie gewünscht vertreten. Wer die Hangars 5 und 6 des Flughafens Tempelhof durchschreitet, sieht einmal mehr sehr viel buntes Mittelmaß und Arbeiten, die das Label Hobbykunst verdienten.

Aber alle sind froh, dass eine solche Schau überhaupt wieder stattfinden kann, und so sollte man sie auch nicht allzu kritisch durchleuchten. Es gibt so viele Galerien, die sonst kein solch breites, offenes Forum finden. Und es lohnt sich schon wegen der rund zwanzig guten Kojen, die sich hier präsentieren, den Besuch zu wagen.

An Sonderprogrammen fehlt es nicht. Es gibt eine Abteilung mit dem Titel „Selected Positions“, die Arbeiten in kleinerem Format zu Preisen unter 1900 Euro „for aspiring collectors“ zeigt; und in einer Separatschau werden Werke von 15 Studierenden und Absolventen deutscher Kunstschulen vorgestellt. Auch die Sektion „Fashion Positions“ mit Exponaten von 17 ModedesignerInnen erweitert das Programm.

Im Prinzip aber hat sich an dem Gesamtbild der Messe seit ihrem Debüt 2014 wenig geändert. Sie wird streckenweise dominiert von gegenständlicher Malerei und figurativer Plastik, Hyperrealismus spielt eine starke Rolle, aber es gibt auch zarte konstruktivistische Positionen wie die Zeichnungen von Thomas Trum bei Conrads oder die nicht weniger sensiblen Linearstrukturen von Casey reas bei Dam Projects. Beide Galerien sind in Berlin ansässig.

Die Meeresansicht des Expressionisten entstand 1943 auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs. Sie kostet bei Thole Rotermund 68.000 Euro. Quelle: Thole Rotermund/VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Hermann Max Pechstein „Die Woge“

Die Meeresansicht des Expressionisten entstand 1943 auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs. Sie kostet bei Thole Rotermund 68.000 Euro.

(Foto: Thole Rotermund/VG Bild-Kunst, Bonn 2021)

Einen starken Stand mit figurativer Malerei hat die Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs aufgebaut. Hier überzeugen die jüngsten Werke von Rainer Fetting: furiose Blumenstücke, von denen einige verkauft sind und zwei aggressive Großformate, die eine schießende Frau zeigen (94.000 Euro). Das Blumenstück mit Gladiolen ist noch für 53.000 Euro zu haben.

Eine Empfehlung für Bilderjäger sind die sarkastischen Figurationen des Südkoreaners Yongchul Kim, die mit Preisen deutlich unter 10.000 bis 14.100 Euro locken. Soviel kostet das Porträt eines spießbürgerlichen Hasenjägers.

Eine Sondererscheinung zwischen den starkfarbigen Bildern bei Jarmuschek & Partner sind die puristischen Zeichnungen des Indonesiers Faisal Habib, von dem ein architekturales Reliefbild für 8000 Euro ins Auge springt.

Die Kölner Kunsthandlung Osper bietet neben Werken von Markus Lüpertz auch Druckgraphiken von Martin Noel für je 3700 Euro. Sie zeigen die Risse von Bodenplatten, die nach einem Attentat geplatzt sind. Die aquarellierten Radierungen von Lüpertz haben Unikatcharakter; sie kosten 6900 Euro.

Ein Blickfang am Stand des eigen & art Lab ist ein großes Körperbild von Louisa Clement, das die auf den ersten Blick nicht als solche erkennbaren Teile eines liegenden Frauenkörpers zeigt.

Eindringlich springt das Porträt einer Farbigen des Amerikaners Tim Okamura ins Auge, auf deren T-Shirt der Spruch „Racism is Social Terrorism“ mahnt. Neben diesem Gemälde (29.000 Euro) hängt in der Frankfurter Galerie Sakhile & Me noch ein kleineres Format, in dem der Maler nicht ganz so plakativ die Polizeigewalt gegen Schwarze anprangert (12.500 Euro).

Bedrohlich erscheint die Woge auf einer 1943 auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs entstandenen Meeresansicht des Expressionisten Max Pechstein. Es kostet bei Thole Rotermund 68.000 Euro. Solche Werke heben die Qualität dieser Messe. Sie sollten noch zahlreicher sein.

Mehr: Kunstmarktplatz Wien: Messe und Galerien wagen den Wandel

Startseite
Mehr zu: Kunstmesse - „Positions“ in Berlin: Hyperrealistische Malerei trifft auf sensible Zeichenkunst
0 Kommentare zu "Kunstmesse: „Positions“ in Berlin: Hyperrealistische Malerei trifft auf sensible Zeichenkunst"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%