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Zeitgenössische Kunst Im Schatten der mächtigen Art Basel

Die wichtigsten Entdecker-Messen „Liste“ und „June“ sind Corona bedingt in Hallen der Messe Basel umgezogen. Das bekommt ihnen nicht gut.
24.09.2021 - 07:19 Uhr Kommentieren
Auf der
Christine Gironcoli "Ohne Titel"

Auf der "June Art Fair" stellt der Galerist Kai Middendorff seine Entdeckung vor: Radikal reduzierte Malerei auf der Rückseite gebrauchter Leinwände.

Basel Das Reizvolle an einer Reise zur „Art Basel“ ist nicht nur deren Angebot. Es haben sich mehrere kleinere Messen für junge Kunst um sie herum angesiedelt. Kenner wissen das zu schätzen. Hier wechselt Kunst die Hand noch zu überschaubaren Preisen.

Wie aber kommen die Besucher zur „June Art Fair“? Ganz versteckt rechts in der Eingangshalle der „Miami Design“ auf dem Messegelände in Basel liegt hinter einer Wand eine Rolltreppe. Die muss man hinauffahren, um dann wiederum rechts an der Kunstbuchmesse „I Never Read“ vorbeizugehen, linksherum einen langen Gang entlang über die Straßenbahn hinweg und dann endlich zu „June Art Fair“ zu gelangen.

Die hippe Galeristen-Messe ist damit noch schlechter zu finden als zuvor. Die wenigen Besucher in der nüchternen Halle vermitteln einen tristen Eindruck. Zu Unrecht! Denn wenn sich in Basel überhaupt Entdeckungen machen lassen, dann hier. Eine davon sind die zarten bis brachialen, bisweilen ins Surreale gleitenden Gemälde auf alten Dublierleinwänden der 1941 geborenen Christine Gironcoli.

Die Witwe von Bruno Gironcoli, die über seine Karriere und die gemeinsamen Kinder schnell in den Hintergrund trat und anders als die vielen vermeintlichen Entdeckungen angeblich vergessener Künstlerinnen der letzten Jahre tatsächlich noch nie ausgestellt wurde. Kai Middendorff aus Frankfurt hat sie eher zufällig entdeckt und präsentiert jetzt ihr eigenständiges Œuvre.

Das ist mit Preisen zwischen 7.000 und 19.000 Euro noch geradezu lachhaft günstig. Es ist ihm und vielleicht auch ihr zu wünschen, dass sie nicht von einer der Mega-Galerien „entdeckt“ und deren Verwertungsmaschinerie zugeführt wird.

Die Messe „Liste“ sieht aus, als sei sie erwachsen geworden und dabei nicht besonders gut gealtert. Sie ist aus der verwinkelten Rumpelkammer der alten Warteck-Brauerei in eine aseptische Messehalle gezogen und wirkt dort stark entzaubert. Die zentral sternförmig und am Rand installierten Kojen machen auf der riesigen Fläche einen etwas verlorenen Eindruck.

Das ironische Bild konnte die Galeria Francisco Fino auf der
Gabriel Abrantes "The Bathers"

Das ironische Bild konnte die Galeria Francisco Fino auf der "Liste" in die EDP Foundation verkaufen. Foto: Bruno Lopes

Das ist sicherlich Corona geschuldet, denn das verwinkelte Brauereigebäude, in dem die Messe sonst residiert, ist alles andere als Corona-gerecht. Plötzlich müssen sich die Werke an einer weißen Wand behaupten. Vieles besteht den White Cube-Test nicht. Gleichwohl scheint die Veranstaltung zu funktionieren.

Jan Kaps aus Köln strahlt am Eröffnungs-Nachmittag über das ganze Gesicht: Sogar Amerikaner seien gekommen – aus Miami, New York, LA. Und gekauft haben sie offensichtlich auch. Bei ihm von allen drei Positionen (Kresiah Mukwazhi, Emanuel Rossetti und Melike Kara) zu Preisen zwischen 6.000 und 25.000 Euro. Auch am Gemeinschaftsstand von Instituto de Vision aus Bogota und der Ivan Gallery aus Bukarest herrscht eine entspannte Stimmung. Sammler aus der Schweiz und den USA haben am ersten Tag bereits zugegriffen und Werke der beiden queeren Künstler Gloria Sebastián Fierro und Elijah Burger zu Preisen zwischen 1800 und 13.000 Euro gekauft.

Wirtschaftlich scheinen die Satelliten-Messen recht erfolgreich zu sein, doch inhaltlich steht gerade die Liste ziemlich blank da. Als Zwischenlager der Art Basel und Herberge der Zweitgalerien von Künstlern, die ebenso auf der Art Basel zu sehen sind, hat sie ihr einstiges Pfund als Entdeckermesse längst verfrühstückt.

Die aktuell etwas unglücklich positionierte June verkörpert da schon eher die Avantgarde. Die „Volta“, einst eine mitunter recht ansprechende Plattform für mittelständische Galerien diesseits des Cutting Edge, war in letzter Zeit ohnehin schon auf keinem guten Weg, ist überhaupt nicht gut durch Pandemie gekommen und scheint mit ihrem unterklassigen Angebot das Erbe der „Scope“ antreten zu wollen.
Als Alternative bietet sich die auf Fotografie spezialisierte „photo basel“ im Volkshaus an, die mit Springer aus Berlin, Fabian & Claude Walter aus Zürich oder Dix9 aus Paris durchaus etablierte Vertreter im Programm hat.

Mehr: Gallery Weekend Berlin: Neue Hallen für die zeitgenössische Kunst

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