Nachhaltigkeit Ein Teil der Sparkassen verpflichtet sich zu mehr Klimaschutz – und erntet Kritik

Die Hälfte der Sparkassen verpflichtet sich zu mehr Klimaschutz, Kritiker monieren fehlende Verbindlichkeit.
Frankfurt Ein Teil der deutschen Sparkassen hat sich zu mehr Klimaschutz verpflichtet. 170 Sparkassen sowie weitere Unternehmen aus dem Sparkassenverbund wollen sich für weniger CO2-Emissionen einsetzen – sowohl in der Sparkasse selbst als auch bei ihren Kunden sowie in den Kommunen vor Ort. Das erklärte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Dienstag.
Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis sagte dazu: „Die Sparkassen-Finanzgruppe will aktiv den Klimaschutz voranbringen und dazu beitragen, dass Deutschland ein führender Sustainable-Finance-Standort wird.“ Sustainable Finance bedeutet, Geld stärker als bisher in nachhaltige Investitionen zu lenken. Die Finanzbranche gilt als ein wesentlicher Faktor dafür, den Wandel hin zu einer klimaneutralen Zukunft auf den Weg zu bringen.
Die Sparkassen sind Marktführer im deutschen Bankenmarkt. Mit der Selbstverpflichtung folgt nun zumindest ein Teil von ihnen einem ähnlichen Bekenntnis von zunächst 16 in Deutschland aktiven Geldhäusern, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank. Sie hatten darin Ende Juni zugesichert, ihre Kredit- und Investmentportfolios im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Es sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.
Ähnlich gehen nun die Sparkassen vor. In ihrer Erklärung heißt es beispielsweise, dass die beteiligten Sparkassen ihre eigenen Anlageportfolios nach anerkannten Nachhaltigkeitskriterien managen wollen. Zudem wollen sie bis spätestens 2035 ihren Geschäftsbetrieb CO2-neutral fahren und dafür etwa möglichst Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Daneben streben die Sparkassen an, ihre Kunden „in der Transformation zum klimaneutralen Wirtschaften“ zu unterstützen.
Beobachter vermissen indes verbindliche Vorgaben. Die Umweltschutzorganisation Urgewald hält die Absichtserklärung der Sparkassen für zu ungenau. Urgewald-Bankenexpertin Kathrin Petz begrüßte zwar grundsätzlich die Selbstverpflichtung, aus ihrer Sicht braucht es aber statt vagen Absichtserklärungen „konkrete und verbindliche Zusagen“. Ähnlich kritisch hatte sich Urgewald zur Selbstverpflichtung der Banken vom Juni geäußert.
Noch deutlicher tadelte die Bürgerbewegung Finanzwende die öffentlich-rechtlichen Finanzinstitute. Sustain‧able-Finance-Expertin Magdalena Senn betrachtet es als überfällig, dass die Sparkassen aus „ihrem Tiefschlaf beim Thema Nachhaltigkeit erwacht“ seien. Auch sie mahnt mehr Verbindlichkeit an: „Leider umfasst die Verpflichtung neben blumigen Worten kaum Substanz.“ Konkrete und überprüfbare Ziele suche man vergebens. „Wenn sich die beteiligten Sparkassen vom Vorwurf des ‚Greenwashings‘ ihres Geschäftsmodells befreien wollen, müssen sie überprüfbare Nachhaltigkeitsziele nachliefern.“
„Greenwashing“ wird der Versuch genannt, sich mit möglichst wenig Aufwand ein ökologisch unbedenkliches Image zu verpassen und dabei an den Geschäftsprozessen möglichst wenig zu verändern. Kritiker wenden den Begriff auch mit Blick auf Vermögensverwaltung sowie andere Branchen an.
Mehr: Großbanken zufolge bleiben Investitionen in Klimaschutz trotz der Coronakrise ein Topthema.
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