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Privatkunden-Geschäft Fast jede fünfte Bank berechnet Strafzinsen auf Girokonten oder Tagesgeld

Immer mehr Institute erheben Minuszinsen auf privaten Konten. 40 Geldhäuser sind seit Jahresbeginn dazugekommen. Die Zahl dürfte weiter steigen.
12.02.2021 - 19:39 Uhr Kommentieren
Immer mehr Banken verlangen von Neukunden Negativzinsen. Quelle: www.imago-images.de
Frankfurter Skyline

Immer mehr Banken verlangen von Neukunden Negativzinsen.

(Foto: www.imago-images.de)

Frankfurt Negativzinsen für Neukunden werden zusehends zur Gewohnheit: Allein seit Jahresbeginn haben 40 Kreditinstitute Minuszinsen für neue Giro- oder Tagesgeldkonten oder für beide Konten offiziell eingeführt, wie die FMH-Finanzberatung ermittelt hat. FMH zählt damit insgesamt 234 Geldhäuser mit Strafzinsen für private Kunden.

Die Minuszinsen – von den Banken oft „Verwahrentgelt“ genannt – betragen meist 0,5 Prozent und greifen für höhere Summen, häufig oberhalb von 100.000 Euro.

Zehn Banken belegen Tagesgeld mit einer Kontogebühr. Einige der 244 Geldhäuser verlangen sowohl Negativzinsen als auch Gebühren. FMH hat insgesamt 1300 Kreditinstitute untersucht. Der Anteil der Geldhäuser, die Negativzinsen oder extra Gebühren ausweisen, ist damit auf knapp 19 Prozent gestiegen.

FMH-Expertin Dajana Gillmaier rechnet damit, dass die Zahl der Banken mit Negativzinsen weiter steigt: „Es wird sich bald nicht mehr die Frage stellen, wer einen Negativzins erhebt, sondern wer nicht.“

Auch Oliver Mihm, Chef der Beratungsfirma Investors Marketing, geht davon aus, dass ein großer Teil der Sparkassen und Volksbanken Negativzinsen einführen wird. „Viele Kreditinstitute werden meiner Einschätzung nach Neukunden einen Freibetrag von 50.000 Euro einräumen und versuchen, von Bestandskunden für Summen oberhalb von 100.000 Euro Minuszinsen zu veranschlagen.“

Reaktion auf die Geldpolitik der EZB

Kreditinstitute dürfen nicht einfach so Minuszinsen erheben, sondern nur mit Einwilligung bestehender Kunden oder für neue Konten. Daher berechnen einige Banken Strafzinsen auf hohe Beträge vermögender Privatkunden, wenn diese dem zugestimmt haben. Oder die Geldhäuser belegen neue Konten mit Minuszinsen. Im Geschäft mit Firmenkunden sind Negativzinsen schon weiter verbreitet.

Mit der Berechnung von Negativzinsen reagieren die Geldhäuser auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB hatte im Sommer 2014 Negativzinsen für Geschäftsbanken eingeführt. Im Herbst 2019 erhöhte die Notenbank den Strafzins für kurzfristige Einlagen der Geldhäuser bei der Notenbank auf 0,5 Prozent, er gilt oberhalb eines bestimmten Freibetrags. An ihrer Geldpolitik dürfte die EZB noch länger festhalten.

Im Herbst 2019 erhöhte die Notenbank den Strafzins für kurzfristige Einlagen der Geldhäuser bei der Notenbank auf 0,5 Prozent- Quelle: dpa
Europäische Zentralbank

Im Herbst 2019 erhöhte die Notenbank den Strafzins für kurzfristige Einlagen der Geldhäuser bei der Notenbank auf 0,5 Prozent-

(Foto: dpa)

Die Notenbank wiederum zielt mit den Negativzinsen darauf ab, dass die Geschäftsbanken möglichst viele Kredite an Unternehmen und Verbraucher vergeben, um damit Investitionen und andere Ausgaben anzukurbeln. Die deutschen Banken haben ihr Kreditgeschäft in den vergangenen Jahren auch tatsächlich deutlich ausgeweitet. Doch die Minuszinsen drücken auf die Margen, auch die Zahlungen für den EZB-Strafzins an sich belasten die Ertragslage der Institute.

Aus Sicht der Kreditinstitute verschärft sich die Lage, weil ihre Kunden in der Coronakrise noch einmal mehr Geld auf ihren Konten ansammeln. Bei vielen Banken sind die Einlagen auf Rekordniveau gestiegen. Sie können aber nicht im selben Umfang Darlehen vergeben, für sichere Eigenanlagen erhalten die Banken allenfalls noch eine Minirendite. Und wenn sie überschüssige Mittel bei der EZB parken, müssen sie Strafzinsen berappen.

Abwehr von Einlageflut

Viele Geldhäuser betrachten Negativzinsen für neue Konten daher in erster Linie als „Abwehrkondition“. Sie wollen verhindern, dass sie mit Einlagen geflutet werden – womöglich durch Kunden, die sonst kein Geschäft mit ihnen machen.

Abwehrkonditionen

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Geldhäuser verlangen bei neuen Konten Strafzinsen ab dem ersten Euro.

Die Ostsächsische Sparkasse Dresden, die zum 1. Februar Minuszinsen für Beträge oberhalb von 25.000 Euro auf neuen Girokonten eingeführt hat, will mit dem Schritt ihre bestehenden Kunden schützen. „Die Zinssituation wird sich, erst recht nach Corona, so schnell nicht wieder ändern.“ Es seien zuvor immer mehr neue Kunden mit zum Teil signifikanten Einlagen zu ihr gekommen, erklärt die Dresdener Sparkasse. Die zusätzlichen Einlagen seien unterm Strich ein Minusgeschäft.

Tatsächliche Zahl noch höher

Strafzinsen in signifikanter Höhe müssen vor allem reiche Kunden berappen. Bei den meisten Banken beläuft sich der Freibetrag auf 100.000 Euro, teils auch darüber. Doch FMH beobachtet, dass „Banken auch die Freibeträge kontinuierlich absenken“. Bei etwa 30 Banken und Sparkassen beträgt der Freibetrag für Girokonto oder Tagesgeld 10.000 Euro oder sogar weniger. Sechs Geldhäuser verlangen Strafzinsen ab dem ersten Euro.

Die tatsächliche Zahl der Banken, die in bestimmten Fällen Minuszinsen von Neukunden verlangen, liegt sogar noch etwas höher.

Die bundesweit zweitgrößte Volksbank will unter Umständen gar keine Freibeträge mehr gewähren. Quelle: dpa
Frankfurter Volksbank

Die bundesweit zweitgrößte Volksbank will unter Umständen gar keine Freibeträge mehr gewähren.

(Foto: dpa)

Ein Beispiel ist die Frankfurter Volksbank: Die bundesweit zweitgrößte Volksbank veranschlagt nur für Neukunden, die sonst kein Geschäft mit dem Geldhaus machen, einen Negativzins – prinzipiell für Einlagen oberhalb von 100.000 Euro. Sie kann sich aber auch vorstellen, unter Umständen gar keine Freibeträge zu gewähren. Die Bank trifft hier individuelle Entscheidungen, ausgewiesen im Preisverzeichnis ist das nicht.

Mehr: Bargeldbestände deutscher Banken sind so hoch wie nie

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