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Quartalszahlen Commerzbank macht mehr Gewinn als erwartet – Aktie zieht deutlich an

Nach einem überraschend starken dritten Quartal rechnet die Bank für das Gesamtjahr mit schwarzen Zahlen. Sorgen bereitet jedoch die polnische Tochter mBank.
04.11.2021 Update: 04.11.2021 - 15:58 Uhr 1 Kommentar
Das Institut will bis 2024 weltweit 10.000 Stellen streichen und fast die Hälfte seiner Filialen schließen. Quelle: dpa
Commerzbank-Zentrale in Frankfurt

Das Institut will bis 2024 weltweit 10.000 Stellen streichen und fast die Hälfte seiner Filialen schließen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Beim Umbau der Commerzbank ist Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Das Institut ist im dritten Quartal in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und rechnet nun auch im Gesamtjahr mit einem Gewinn. „Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Ziele für 2021 erreichen oder sogar übertreffen werden“, sagte Vorstandschef Manfred Knof.

Bisher hatte die Commerzbank offengelassen, ob sie nach einem Verlust von 2,9 Milliarden Euro im vergangenen Jahr 2021 in die Gewinnzone zurückkehren wird. Nach einem Überschuss von 403 Millionen Euro im dritten Quartal, der deutlich höher ausfiel als von Analysten erwartet, ist das Institut nun jedoch optimistischer für das Gesamtjahr.

Commerzbank-Aktien legten daraufhin am Donnerstag zeitweise sieben Prozent auf 6,90 Euro zu und notierten damit so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Damals verhandelte das Geldhaus noch über eine Fusion mit der Deutschen Bank, die letztendlich aber nicht zustande kam.

Im Tagesverlauf gab die Commerzbank-Aktie einen Teil ihrer Gewinne wieder ab. Investoren sind jedoch zuversichtlich, dass für das Institut unter dem seit Jahresanfang amtierenden Vorstandschef Knof nun langsam wieder bessere Zeiten anbrechen. „Nach Jahren des Stillstands habe ich den Eindruck, dass sich die Commerzbank jetzt entschlossen in die richtige Richtung bewegt“, sagt Fondsmanager Andreas Thomae von der Deka. „Die Ergebnisse und die steigenden Zinserwartungen sind ermutigend.“

Aus Sicht von Thomae steigt dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass die Commerzbank 2024 wie angepeilt eine Eigenkapitalrendite von sieben Prozent erreichen wird. Bisher trauten Analysten dem Institut im Schnitt nur eine Rendite von 5,1 Prozent zu.

Im zweiten Quartal hatte die Commerzbank noch einen Verlust von 527 Millionen Euro geschrieben – unter anderem wegen eines geplatzten IT-Projekts und hoher Restrukturierungskosten. Das Institut will bis 2024 weltweit 10.000 Stellen streichen und in Deutschland 340 Filialen dichtmachen.

Mehr als die Hälfte des Stellenabbaus habe die Bank bereits sozial verträglich geregelt, sagte Knof. Zudem werde sich das Management in den nächsten Tagen oder wenigen Wochen mit dem Betriebsrat auf den Abschluss von Teilinteressenausgleichen verständigen, in denen die Details des Umbaus für die einzelnen Segmente geregelt werden.

Der Vorstandschef will das Geldhaus profitabler machen und ist mit dem Umbau bisher zufrieden. Quelle: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Manfred Knof

Der Vorstandschef will das Geldhaus profitabler machen und ist mit dem Umbau bisher zufrieden.

(Foto: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt)

Im dritten Quartal profitierte die Commerzbank davon, dass Kreditausfälle infolge der Coronakrise bisher weniger stark zu Buche schlugen als befürchtet. Die Risikovorsorge ging um mehr als 90 Prozent auf 22 Millionen Euro zurück. Über eine ähnliche Entwicklung hatte vergangene Woche bereits die Deutsche Bank berichtet.

Die Commerzbank rechnet 2021 nun mit einer Risikovorsorge von weniger als 700 Millionen Euro, nach 1,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Das Institut ist damit optimistischer als noch im September, als Vorstandschef Knof für das Gesamtjahr eine Risikovorsorge von maximal 800 Millionen Euro prognostiziert hatte.

Zudem verbuchte die Bank von Juli bis Ende September nur noch Restrukturierungsaufwendungen von 76 Millionen Euro, nach 201 Millionen im Vorjahresquartal. Damit hat das Institut den Großteil der Gesamtkosten für den Konzernumbau von gut zwei Milliarden Euro inzwischen verdaut.

Knof will bei seinen Sanierungsbemühungen nicht nachlassen und die Kosten bis 2024 auf 5,3 Milliarden Euro drücken. Ein Vorgehen wie bei der Deutschen Bank, die ihr absolutes Kostenziel kassiert hat und sich nun nur noch auf das Verhältnis von Kosten zu Erträgen (Cost-Income-Ratio) konzentrieren will, kommt für den Commerzbank-Chef nicht infrage. „Wir bleiben bei absoluten Kostenzielen“, betonte Knof. „Ein Aufweichen auf Cost-Income-Ratio“ werde es mit ihm nicht geben.

Rückenwind verleihen könnten der Bank steigende Zinsen. Bei der Verabschiedung ihrer Strategie im Februar war das Geldhaus von konstant niedrigen Zinsen in der Euro-Zone ausgegangen. Sollten die Zinsen wie aktuell am Markt erwartet ansteigen, würde dies der Commerzbank 2024 jedoch Mehreinnahmen von über 200 Millionen Euro bescheren, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp.

Aktionäre dürfen schon ein Jahr früher auf Dividende hoffen

Sie machte den Aktionären zudem Hoffnung, dass die Bank schon für das Geschäftsjahr 2022 wieder eine Dividende bezahlen könnte. Das wäre ein Jahr früher als bisher geplant. Das Management wolle jedoch erst den Verlauf des nächsten Jahres abwarten und werde dann Anfang 2023 über eine Ausschüttung diskutieren, erklärte Orlopp.

Die Deka würde sich „über eine kleine Dividende für das Geschäftsjahr 2022 freuen, auch wenn diese vermutlich nur fünf oder zehn Cent betragen würde“, sagt Fondsmanager Thomae. „Das wäre eine positive Überraschung.“ Allerdings weist Thomae auch darauf hin, dass andere europäische Großbanken schon deutlich weiter sind. „Dort erhalten Investoren bereits heute wieder eine Dividendenrendite von sechs bis sieben Prozent.“

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Auch beim Umbau der Commerzbank sieht Thomae noch große Unsicherheitsfaktoren, beispielsweise die künftige Ertragsentwicklung und die Rechtsrisiken bei der polnischen Tochter mBank. Die Prognose der Bank für 2021 basiert darauf, dass es „keine substanziellen Veränderungen“ bei einem 2,4 Milliarden Euro großen Kreditportfolio der mBank in Schweizer Franken gibt.

Aufgrund niedriger Zinsen in der Schweiz hatten viele Polen einst Franken-Kredite aufgenommen, um ihr Haus zu finanzieren. Dann verlor die Landeswährung Zloty gegenüber dem Franken jedoch stark an Wert, wodurch die Belastungen für die Häuslebauer stiegen.

Viele Kreditnehmer gingen daraufhin wegen möglicherweise unrechtmäßiger Klauseln gegen polnische Geldhäuser vor. Allein gegen die mBank gibt es mehr als 10.000 Klagen. Das Geldhaus hat seine Risikovorsorge deshalb im dritten Quartal um weitere 95 Millionen Euro aufgestockt.

Polentochter mBank will „Saga“ um Franken-Kredite beenden

Nachdem eine Entscheidung des obersten polnischen Gerichtshofs über das Thema mehrfach vertagt worden war, legte die polnische Finanzaufsicht KNF den Geldhäusern kürzlich nahe, außergerichtliche Vergleiche mit ihren Kunden anzustreben.

Die mBank sei offen für alle Lösungen, sagte Commerzbank-Finanzchefin Orlopp. „Wir wollen diese Saga beenden, aber es muss ein vernünftiges Ende sein.“ Es müssten bindende Vergleiche gefunden werden, die alle Kunden akzeptieren könnten und mit denen die Gerichtsverfahren beendet würden.

mBank-Chef Cezary Stypulkowski hatte am Dienstag angekündigt, das Institut wolle den ersten Kunden bald Vergleiche anbieten. Zudem sagte er, er rechne nicht damit, dass die Commerzbank ihre Mehrheitsbeteiligung von 69,3 Prozent an der mBank in naher Zukunft verkaufe. Laut Commerzbank-Chef Knof gibt es zu dem Thema „nichts Neues“ zu sagen. „Die mBank ist Teil der Commerzbank, und insofern arbeiten wir auch mit ihr zusammen.“

Knofs Vorgänger Martin Zielke hatte 2019 eine Veräußerung des mBank-Anteils angekündigt, den Verkauf dann aber im Mai 2020 abgeblasen. Grund war, dass der Aktienkurs der mBank wegen des Streits über Franken-Kredite und des Ausbruchs von Corona so stark gefallen war, dass die Commerzbank keinen attraktiven Preis erzielen konnte.

Seit Mai 2020 ist der Kurs der mBank jedoch um rund 80 Prozent gestiegen – unter anderem wegen gestiegener Leitzinsen in Polen. Insgesamt wird die mBank mittlerweile mit gut fünf Milliarden Euro bewertet – und ist damit nur drei Milliarden Euro weniger wert als die Commerzbank.

Deka-Fondsmanager Thomae ist der Ansicht, dass die Frankfurter an der mBank festhalten sollten. „Sie ist als Wachstumstreiber wichtig, denn im deutschen Markt wachsen die Erträge nur moderat.“

„Weniger Kunden gehen, weil sie woanders auch bezahlen müssen“

Insgesamt gingen die Erträge bei der Commerzbank im dritten Quartal um ein Prozent auf zwei Milliarden Euro zurück, entwickelten sich damit jedoch etwas besser als von Analysten im Schnitt erwartet. Das gilt auch für die harte Kernkapitalquote, die konstant bei 13,5 Prozent lag. Im Gesamtjahr geht die Bank nun ebenfalls von einer Kapitalquote von rund 13,5 Prozent aus statt wie bisher von etwa 13 Prozent.

Das Privatkundensegment hat das operative Ergebnis im dritten Quartal auf 299 Millionen Euro mehr als verdreifacht, weil das Institut in der Sparte unter dem Strich Risikovorsorge auflösen konnte. Die Zahl der Kunden sank wegen Filialschließungen und der Einführung von Verwahrentgelten und höheren Kontogebühren jedoch um 115.000.

Die Zahl der Kundenabgänge sei bisher aber deutlich niedriger als bei der Vorstellung der Umbaupläne Anfang des Jahres angenommen, sagte Knof. „Durch diese ganzen Verwahrentgelte sieht man, dass weniger Kunden gehen, weil sie woanders dann ja auch bezahlen müssen.“

Im Firmenkundengeschäft fährt die Commerzbank vor allem ihr Geschäft im Ausland zurück und schließt dort zahlreiche Niederlassungen. Im dritten Quartal sanken die Erträge deshalb um vier Prozent. Der operative Gewinn hat sich dank einer deutlich niedrigeren Risikovorsorge und gesunkener Kosten jedoch auf 221 Millionen Euro mehr als verdreifacht.

Mehr: Cerberus erwägt Kauf von Staatsbeteiligung an der Commerzbank – Aktie steigt kräftig

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1 Kommentar zu "Quartalszahlen: Commerzbank macht mehr Gewinn als erwartet – Aktie zieht deutlich an"

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  • Die Commerzbank ist mit ihrer Tochter comdirect sehr gut aufgestellt. Die comdirect ist aus meiner Sicht die beste online Bank, da sie quasi ALLE Infos bietet für ALLE Geschäftsbereiche und in einem klaren, übersichtlichen, verständlichen Format.
    Neben der Deutschen Bank ist die Commerzbank eine sehr gute Bank mit guter Beratung. Es freut mich, dass auch hier wieder vernünftige Zahlen geschrieben werden und bei wohl bald steigenden Zinsen darf man von einer positiven Zukunft ausgehen.
    Unsere Banken in Deutschland sind wichtig und gut, sie fördern eine sinnvolle Asset - Allokation:
    Sie passen darauf auf, dass Geld sinnvoll investiert wird - selbst in einer EZB - Geldschwemme.

    Das Paradies ist dort, wo einer aufpasst, dass kein Depp reinkommt.

    Die Banken passen auf!
    Hier möchte ich ein Danke schön an die deutschen Banken senden - gerade an die Commerzbank, die mit ihrer comdirect sehr gute Auswertungsmöglichkeiten bezüglich Wertpapiere ermöglicht! Klasse!

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