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Neues Huawei-SmartphoneEin Höhepunkt für den „Buy Chinese“-Trend

Dem umstrittenen Telekommunikationsausrüster ist es gelungen, ein 5G-fähiges Smartphone zu bauen. Dabei hat er wegen der Sanktionen keinen Zugang zu Hightech-Halbleitern mit US-Technologie.Sabine Gusbeth 08.09.2023 - 14:54 Uhr
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Der umstrittene chinesische Technologieausrüster Huawei hat ein 5G-fähiges Smartphone vorgestellt, das ohne US-Technologie entwickelt wurde.

Foto: REUTERS

Eine Welle des Nationalstolzes schwappt derzeit durch Chinas soziale Medien. Grund für die Begeisterung ist ein neues Huawei-Handy. Dem umstrittenen chinesischen Telekommunikationskonzern ist es gelungen, ein 5G-fähiges Smartphone auf den Markt zu bringen, obwohl es aufgrund strikter Sanktionen keinen Zugang zu Hightech-Halbleitern mit US-Technologie hat. 

Der Zeitpunkt, zu dem Huawei sein neues Spitzenmodell, wohlgemerkt ohne große Vorankündigung, vorgestellt hat, dürfte kein Zufall gewesen sein: Er fiel zusammen mit dem Besuch von US-Handelsministerin Gina Raimondo

Auf der Kurznachrichtenplattform Weibo wurde ein Foto von Raimondo bei ihrer Pressekonferenz in Shanghai verbreitet, versehen mit einem Wasserzeichen, das nahelegt, dass es mit dem neuen Huawei Mate 60 Pro aufgenommen wurde. Gepostet wurde es von einem Account, der dem Staatssender CCTV zugerechnet wird.

Dass die Tech-Blockade der USA „ohne Vorwarnung“ durchbrochen worden sei, habe „Raimondo und den gesamten Westen schockiert“, schreibt ein Kommentator online. „Sie konnten nicht glauben, wie stark wir sind.“ Ein anderer jubelt: „Das hättet ihr wohl nicht erwartet: Je mehr wir blockiert wurden, desto schneller schafften wir den Durchbruch.“ Die Plattformnutzer feiern das neue Huawei-Smartphone Mate 60 Pro als Beweis, dass Chinas Tech-Konzerne den US-Sanktionen trotzen.

Auf den großen E-Commerce-Plattformen wie Alibabas Taobao sowie JD.com war das Gerät kurz nach dem Verkaufsstart bereits vergriffen. Vor einigen Huawei-Shops standen Kunden Schlange, um das Gerät zu kaufen.

In der wöchentlichen Kolumne schreiben Handelsblatt-Korrespondenten im Wechsel über Innovations- und Wirtschaftstrends in Asien.

Foto: Klawe Rzeczy

Der Run auf das Smartphone markiert einen neuen Höhepunkt für den „Buy Chinese“-Trend in China. Insbesondere junge Chinesen entscheiden sich immer häufiger für lokale Marken oder Produkte mit typisch chinesischen Charakteristika.

Chinesen entscheiden sich immer häufiger für lokale Marken wie Huawei

„Guochao“ heißt das Phänomen, zu Deutsch so viel wie „nationaler Trend“. Dieser sorgt dafür, dass einst überaus beliebte westliche Marken wie Adidas in China zunehmend Marktanteile an heimische Wettbewerber wie Anta und Lining verlieren.

Die US-Cafékette Starbucks, lange Zeit unangefochtener Marktführer in China, wurde jüngst von dem lokalen Konkurrenten Luckin Coffee überholt. Auch bei Tech-Produkten greifen Chinas Konsumenten zunehmend zu chinesischen Fabrikaten.

Neues Huawei-Smartphone ist Meilenstein für Chinas Halbleiterindustrie

Huaweis neues Spitzenmodell ist mit dem selbst designten Kirin-9000s-Prozessor ausgestattet, der Analysten zufolge 5G-tauglich ist. Die Prozessoren stammen demzufolge vom chinesischen Hersteller Semiconductor International Manufacturing (SMIC), der ebenso wie Huawei unter US-Sanktionen steht.

Als „großen Meilenstein und Durchbruch für die chinesische Halbleiterindustrie“ bezeichnet die auf Halbleiterinnovationen spezialisierte kanadische Plattform Techinsights nach einer ersten Laboranalyse das Smartphone. Es sei „ein disruptiver Schritt auf globaler Bühne“. US-Sicherheitsberater Jake Sullivan kündigte am Dienstag an, seine Regierung werde die Zusammensetzung des Prozessors genau untersuchen lassen.

Weitere Teile der Kolumne Asia Techonomics:

Die chinesische Staatsführung pumpt Milliarden in den Aufbau einer eigenen Halbleiterindustrie, um unabhängiger vom Weltmarkt zu werden. Der sogenannte Big Fund (offiziell: China Integrated Circuit Investment Fund), der die Fördergelder verwaltet, soll nun um zusätzlich 40 Milliarden US-Dollar aufgestockt werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters jüngst von Insidern erfahren hat.

Das gilt als Reaktion auf die weitreichenden Tech-Sanktionen, die die US-Regierung im Oktober vergangenen Jahres gegenüber China verhängt hat. Sie sollen den Zugang der Volkrepublik zu Hightech-Halbleitern sowie Maschinen zu deren Herstellung einschränken.

Die Politikerin besuchte unter anderem Peking und Shanghai. Die USA haben den chinesischen Tech-Sektor mit strengen Sanktionen belegt.

Foto: via REUTERS

Huawei steht bereits seit Mai 2019 unter US-Sanktionen. Der damalige US-Präsident Donald Trump untersagte per Dekret, Unternehmen aus Shenzhen mit Hightech-Halbleitern zu beliefern, die US-Technologie enthalten. Zudem darf Huawei das Google-Betriebssystem Android nicht mehr nutzen.

Das Unternehmen stürzte daraufhin in eine veritable Krise. Ende 2020 trennte es sich deshalb von seiner einstigen Cashcow, der Billig-Smartphone-Tochter Honor, und hielt derweil am Premiumsegment fest.

Macht das Huawei Mate 60 dem neuen iPhone Marktanteile streitig?

Doch schon vor der Einführung des neuen Smartphone-Modells hat sich Huawei wieder in die Top fünf der Handyanbieter in China zurückgekämpft. Daten des Dienstleisters IDC zufolge lieferte der Hersteller im ersten Halbjahr 14,3 Millionen Geräte aus. Analysten rechnen damit, dass Huawei mehr als sieben Millionen Geräte des neuen Modells verkaufen könnte.

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Mit Spannung wird erwartet, inwieweit die Mate-60-Serie dem iPhone 15 Marktanteile streitig machen kann. Das neueste Apple-Modell soll Ende des Monats auf den Markt kommen. Bislang dominiert der US-Tech-Konzern das High-End-Smartphone-Segment in China. Und nicht nur Huawei will das ändern.

Erstpublikation: 07.09.2023, 11:38 Uhr.

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