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Morning BriefingReiche wird zur Hüterin eines Mini-Ministeriums für Wirtschaft

Christian Rickens 28.04.2025 - 06:13 Uhr
Handelsblatt Morning Briefing

Stresstest: Deutsche Konzerne für Krisen gut gerüstet

28.04.2025
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Liebe Leserin, lieber Leser,

sind Sie bereit, die Woche mit einer guten Nachricht zu beginnen? Die Konzerne aus den deutschen Börsenindizes Dax und MDax stehen robust da und sind für kommende Krisen gut gewappnet. Die Unternehmen haben 2024 mit insgesamt 203 Milliarden Euro vor Steuern und Zinsen so viel wie nie zuvor verdient.

Zugleich ist die Nettoverschuldung in den vergangenen fünf Jahren von insgesamt 253 Milliarden auf 235 Milliarden Euro gesunken. Auch mit Blick auf weitere Bilanzkennzahlen wie Profitabilität, Barvorräte, Cashflow und Eigenkapital sind die meisten börsennotierten Unternehmen gegen Widrigkeiten gut gerüstet.

Die Telekom hat die höchste Nettoverschuldung der Dax-Unternehmen. Bei VW hat sich die Profitabilität deutlich verschlechtert. SAP zählt zu den Konzernen, die mehr Cash als Schulden haben. Foto: Dpa (3)

Das zeigt der Handelsblatt-Stresstest – eine umfassende Analyse der Konzernbilanzen von Handelsblatt-Reporter Ulf Sommer zusammen mit dem Handelsblatt Research Institute. Finanzdienstleister blieben in der Untersuchung außen vor, weil ihre Bilanzkennzahlen sich nicht mit denen der übrigen Unternehmen vergleichen lassen.

Der Grund für die in der Summe starke Verfassung der Dax- und MDax-Unternehmen sind vor allem gut laufende Auslandsmärkte. Teile dieses Geschäfts sind durch Donald Trumps Zollchaos bedroht, doch Konzernkenner Sommer ist zuversichtlich:

Die zunehmende Finanzkraft hilft, Ertragseinbußen infolge drohender Importzölle erst einmal durchzustehen.

Wohlgemerkt: Das gilt im Schnitt aller Konzerne. Einzelne Branchen wie Auto- oder Chemieindustrie stehen längst nicht so uneingeschränkt positiv da.

Das sind die neuen CDU-Minister

Ob die folgenden Personalien für Sie zu den guten Nachrichten zählen, dürfte sehr von Ihrem politischen Standort abhängen – und davon, ob Sie sich vielleicht selbst Hoffnung auf einen Anruf von Friedrich Merz gemacht haben.

In jedem Fall dürfte es an diesem Montag Gewissheit werden: Die ehemalige brandenburgische CDU-Politikerin und aktuelle Energiemanagerin Katherina Reiche soll Bundeswirtschaftsministerin werden. Dies erfuhr das Handelsblatt aus mehreren Quellen in Partei- und Branchenkreisen.

Weitere Personalien aus den CDU-geführten Ministerien, die nach Handelsblatt-Informationen als gesichert gelten können:

    Kanzleramtsminister wird demnach Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei.
    Dass mit Johann Wadephul (Außenminister) und Karin Prien (Bildung) gleich zwei CDU-Politiker aus dem kleinen Schleswig-Holstein am Kabinettstisch sitzen werden, galt am Sonntag ebenso als gesichert.
    Verkehrsministerin soll Ina Scharrenbach werden. Sie ist derzeit Leiterin eines Ministeriums in Nordrhein-Westfalen, dessen Name leider zu lang ist, um ihn hier auszuschreiben. Er fängt mit „Heimat“ an.
    Der Verleger Wolfram Weimer soll Kulturstaatsminister im Kanzleramt werden. Was bei der Anbahnung dieser Personalie vielleicht hilfreich war: Man kennt sich vom Tegernsee. Weimar veranstaltet dort jedes Jahr einen Ludwig-Erhard-Gipfel, an dem Merz regelmäßig teilnimmt.
    Der Newsletter „Berlin Table“ berichtet darüber hinaus, dass Nina Warken Gesundheitsministerin werden soll. Sie war bislang parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion.

Wie gesagt: Das ist der Informationsstand am Sonntagabend. Offiziell wird Merz am Montag auf einem kleinen Parteitag der CDU in Berlin seine Kabinettsliste präsentieren.

Katherina Reiche (CDU): Die Vorstandsvorsitzende des Energiedienstleisters Westenergie soll neue Bundeswirtschaftsministerin werden. Foto: picture alliance / Goldmann

Das entmachtete Wirtschaftsministerium

Was sich bereits jetzt abzeichnet: Katherina Reiche wird als Wirtschaftsministerin ein teilentkerntes Haus übernehmen.

    Die Digitalreferate wechseln vom Wirtschaftsministerium ins neue Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung.
    Raumfahrt und Technologie wandern in ein eigenes Forschungsministerium.
    Der Klimaschutz kehrt zurück ins Umweltressort.

Lange vorbei sind die Zeiten, in denen das Wirtschaftsministerium als Sprungbrett ins Kanzleramt galt – wie für den bereits erwähnten Ludwig Erhard. Oder als Co-Regierungszentrale wie unter Otto Graf Lambsdorff in der sozialliberalen Koalition.

Doch für Handelsblatt-Kommentarchef Thomas Sigmund bleibt Hoffnung: Auch ein kleineres Mini-Sterium könne Wirkung entfalten – wenn der oder die Richtige an der Spitze stehe:

Jemand, der sich traut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Der sich nicht mit der Rolle als Restpostenverwalter zufriedengibt und im Kabinett einfach mal Nein sagt, wenn es die Sozialpolitiker und Interventionisten zu toll treiben.

Stärker denn je dürfte sich das Wirtschaftsministerium unter Reiche als Energieministerium verstehen. Dafür spricht schon die Biografie der neuen Ministerin: Die 51-Jährige saß insgesamt von 1998 bis 2015 im Bundestag. Sie war Parlamentarische Staatssekretärin im Umwelt- und auch im Verkehrsministerium.

Seit Oktober 2020 ist die Diplom-Chemikerin Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG mit rund 11.000 Beschäftigten. Die Westenergie entstand aus dem Geschäft mit Stromnetzen und Stromvertrieb der ehemaligen RWE-Tochter Innogy.

Friedrich Merz will am Montag seine Ministerriege vorstellen. Foto: dpa

Neue Vorwürfe gegen Klaus Schwab

Im Konflikt um Klaus Schwab sind am Wochenende weitere Details bekannt geworden. Demnach soll der zurückgetretene Gründer des World Economic Forum (WEF) drei Mitgliedern des zuständigen WEF-Stiftungsausschusses mit einer Strafanzeige gedroht haben, sollten sie nicht von der Einleitung einer externen Untersuchung zu Vorwürfen gegen ihn absehen und sich entschuldigen.

Aus diesem Grund habe der 27-köpfige Stiftungsrat, der aus Mitgliedern aus Wirtschaft, Politik und Kultur besteht, Schwab zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. Das berichtete die Schweizer „Neue Zürcher Zeitung“ am Sonntag und beruft sich dabei auf „informierte Quellen“.

Am Ostermontag war Klaus Schwab überraschend von seinem Posten als Vorsitzender des Stiftungsrats beim WEF zurückgetreten. In den Tagen zuvor hatte das „Wall Street Journal“ berichtet, dass Schwab Finanzmittel der Organisation für private Zwecke missbraucht haben soll. Als Beispiele genannt wurden unter anderem Luxusreisen und die private Nutzung einer WEF-Villa. Schwab weist die Vorwürfe zurück.

Der Gründer des WEF, Klaus Schwab, ist neuen Vorwürfen ausgesetzt. Foto: dpa

Nur noch 1361 Tage

Eine weitere gute Nachricht: Am Dienstag wird Donald Trump mit einer Kundgebung in Milwaukee den 100. Tag seit seiner Amtseinführung feiern (der genau genommen der darauffolgende Mittwoch ist). Im Umkehrschluss bedeutet das: Es dauert nur noch 1361 Tage, bis Trump als US-Präsident Geschichte sein wird – unter zwei Voraussetzungen:

    Unsere Washington-Korrespondentin Annett Meiritz hat richtig gerechnet.
    Trump gelingt es nicht, durch eine Verfassungsänderung noch ein drittes Mal kandidieren zu dürfen.

Und wer folgt auf Trump? Bei den Republikanern gilt es als nahezu sicher, dass Vizepräsident JD Vance seinen Marine-Corps-Stahlhelm in den Ring werfen wird. Bei den Demokraten, so berichtet Kollegin Meiritz, werde derzeit die 35-jährige Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez zur Heilsbringerin aufgebaut.

Washington-Korrespondentin Annett Meiritz Foto: Reuters, dpa Picture Alliance (M)

Liegestütze mit Udo Lindenberg

Mal ehrlich, hätten Sie gedacht, dass Udo Lindenberg eine Fitnesstrainerin hat? Doch, hat er. Es handelt sich um die zweifache Boxweltmeisterin Natalie Zimmermann, und offenbar ist deren Job gar nicht so mühsam, wie man angesichts von Lindenbergs einst so exzessivem Lebensstil denken könnte.

„Ich vergesse das während des Trainings immer wieder, wie alt er ist“, sagte Natalie Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur über den 78-jährigen Musiker. „Er ist sehr diszipliniert. Er achtet auf seine Ernährung, er raucht nicht, er trinkt nicht.“

Profi-Boxerin Natalie Zimmermann Foto: Christian Charisius/dpa

Zimmermann arbeitet demnach seit 2015 mit Lindenberg in Hamburg. „Er suchte jemanden, der abends mit ihm im Hotel Atlantic trainiert. So gegen 21 Uhr. Das ist ja für ihn eher Mittagszeit.“ Seitdem sei sie unzählige Male mit dem Rocker nachts um die Alster gejoggt, boxe mit ihm oder pushe ihn beim Liegestütze machen.

Wen ich gerne als nächstes kennenlernen möchte: den Achtsamkeits-Coach von Donald Trump.

Verwandte Themen CDU Donald Trump Friedrich Merz Katherina Reiche Dax Berlin

Ich wünsche Ihnen einen Wochenauftakt voller Überraschungen.

Herzliche Grüße,
Ihr
Christian Rickens

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