Start-up-Finanzierung 30 Millionen von 10 Milliarden Euro abgerufen: Zukunftsfonds läuft langsam an

Vom Zukunftsfonds profitieren sollen vor allem junge Unternehmen, die expandieren wollen.
Berlin Der Zukunftsfonds der Bundesregierung hat einen langsamen Start hingelegt. Von den insgesamt zehn Milliarden Euro sind bislang 0,3 Prozent abgerufen worden. Das geht aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor, die dem Handelsblatt vorliegt.
Die Bundesregierung will mit dem Zukunftsfonds ein elementares Problem der deutschen Start-up-Szene angehen. Während in den USA oder Israel private Geldgeber bereit sind, in junge Unternehmen mit viel Risikokapital zu investieren, leiden deutsche Start-ups immer wieder unter Finanzierungsproblemen. Die Lage bei den Frühfinanzierungen hat sich inzwischen gebessert, aber das Geld für weiteres Wachstum fehlt häufig.
Deshalb will der Staat einspringen und steuert zum Zukunftsfonds zehn Milliarden Euro bei, so hatte es Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) angekündigt. Hinter dem Zukunftsfonds verbergen sich mehrere Dachfonds, die innerhalb der nächsten zehn Jahre das Geld an Risikokapitalfonds verteilen sollen, die damit bei Start-ups einsteigen können. Insgesamt sollen so, ergänzt durch private Geldgeber, 30 Milliarden Euro in Start-ups fließen. Inzwischen sind drei Dachfonds angelaufen, die zusammen sieben Milliarden Euro ausgeben sollen.
Bislang wurden 30 Millionen Euro abgerufen und 80 Millionen Euro zugesagt. Würde das Tempo beibehalten, würde es 81 anstatt der avisierten zehn Jahre dauern, bis die geplanten zehn Milliarden Euro verteilt wären. Der Zukunftsfonds scheine „noch nicht ganz so gut zu greifen“, kritisierte Dieter Janecek, industriepolitischer Sprecher der Grünen.
Das kommt nicht unbedingt überraschend. Die Verteilung staatlicher Gelder ist an strenge Regeln geknüpft, die Prüfung kann mehrere Monate dauern. Noch nicht alle Teile des Zukunftsfonds sind gestartet. Aber es ergeben sich grundsätzliche Fragen.
Investmentarm der KfW im Fokus
„Die ersten Abrufzahlen sagen noch nichts aus“, meint Thomas Jarzombek, Beauftragter des BMWi für digitale Wirtschaft und Start-ups. Der Abruf der staatlichen zehn Milliarden Euro werde alles andere als linear sein. „Die Fonds haben noch Geld aus vorherigen Programmen in Milliardenhöhe von uns“, sagte Jarzombek dem Handelsblatt.
Auch externe Beobachter wundern sich nicht über die Zahlen, äußern aber Kritik an der Konstruktion des Zukunftsfonds. Ein Beispiel: Einen größeren Teil der Mittel verwaltet der Investmentarm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), KfW Capital.
KfW Capital investiert maximal 50 Millionen Euro und weniger als 20 Prozent in einen Fonds, so die Vorgabe. Dieser wiederum muss ein Volumen von mindestens 50 Millionen Euro anstreben und mehrheitlich private Investoren haben. Da es sich um staatliche Gelder handelt, könnten die Mittel erst nach einer sorgfältigen Prüfung der Risikokapitalfonds vergeben werden, erklärt eine Sprecherin.
„Ein Zukunftsfonds, der seinen Namen verdient hat, muss viel mutiger sein als so, wie dort jetzt vorgegangen wird“, sagt Markus Müschenich, geschäftsführender Gesellschafter des Inkubators Flying Health.
Dietmar Harhoff, Innovationsforscher vom Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb, hält den Zukunftsfonds für ein wichtiges Instrument, aber: „Viele Maßnahmen, die über staatliche Stellen wie die KfW oder über die Landesbanken laufen, benötigen lange Anlaufzeiten. Die Prozesse sind oft langatmig.“
Auch deshalb laufen schon die Planungen für die Zukunft. Der Start-up-Beauftragte Jarzombek hatte bereits einen zweiten Zukunftsfonds mit einem Volumen von 100 Milliarden Euro angekündigt. Der Plan – wenn auch ohne die Summe – findet sich in der Digitalstrategie der CDU wieder.
„Bis ein solches Programm durchgesetzt ist und in allen Details funktioniert, ist eine Vorbereitungszeit von zwei Jahren realistisch“, sagte Jarzombek. Deshalb müsse jetzt der nächste Fonds durchdacht werden, „damit unsere Start-ups nicht in einiger Zeit auf Grund laufen“.
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