Auktionsankündigung: Rudolf Zwirners private Liebhaberei

Düsseldorf. Rudolf Zwirner hat die Pop Art seit den 1960er-Jahren berühmt gemacht: Andy Warhol, Gerhard Richter und Sigmar Polke. Seinen immensen Erfolg als Händler verdankte der Kölner Galerist auch seiner singulären Position als Chefeinkäufer für den die Popkunst früh erwerbenden Schokoladenfabrikanten Peter Ludwig. Nach dem kunstsinnigen Unternehmer sind viele Museen benannt.
1967 zählte Zwirner zu den Mitgründern des „Kölner Kunstmarktes“. Das war die erste Messe nur für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Heute heißt sie „Art Cologne“ und ist Deutschlands wichtigste Messe für Klassische Moderne und zeitgenössische Kunst.
Grisebach gab bekannt, dass das Auktionshaus am 30. Mai 33 Arbeiten auf Papier aus drei Jahrhunderten aus Zwirners Privatsammlung versteigern wird. Sie habe keine Systematik und sei eher die Liebhaberei eines Mannes mit geschultem Auge, heißt es in der Pressemitteilung von Mittwoch. Ihre mittlere Gesamtschätzung liege bei 700.000 Euro.
Das Überraschende ist, dass sich Zwirner privat auch mit Alter Kunst umgab. Für einen einflussreichen Galeristen für zeitgenössische Kunst eher verblüffend. Dass Zwirner „seine“ Stammkünstler mit den großen Alten Meistern maß, war nur wenigen bekannt. Allenfalls das eine oder andere veröffentlichte Foto von Interieurs seines Berliner Wohnsitzes deuteten darauf hin.
Am höchsten bewertet Grisebach mit 200.000 bis 300.000 Euro Pierre-Paul Prud’hons himmlisch schwebende Mischtechnik „L’Enlèvement de Psyché“. Der Dichter Victor Hugo war auch ein Maler. Auf dem großen Blatt hat er „Guernesey“, die Insel im Kanal, nahezu abstrakt wiedergegeben, mit energischem schwarzem Pinsel. Geschätzt ist die Arbeit auf 100.000 bis 150.000 Euro.
Angekündigt werden weiter eine Landschaftsradierung von Rembrandt mit Hütte von 1641, die mindestens 50.000 Euro bringen soll, und Max Ernsts aquarellierter Druck „Plantation farcineuse“. Für Letzteren werden 40.000 bis 60.000 Euro erwartet.
Der heute 90-jährige Berliner ist der Vater des von New York aus ein Galerie-Imperium betreibenden David Zwirner. Vom Senior lässt sich lernen, wie bereichernd es ist, nicht in Epochengrenzen zu denken, sondern in Qualitäten.
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