1. Startseite
  2. Arts und Style
  3. Kunstmarkt
  4. Expressionisten: Museale Meisterwerke unter dem Hammer

AuktionsvorberichtExpressionisten: Museale Meisterwerke unter dem Hammer

Millionenschwere Gemälde der „Brücke“ und des „Blauen Reiter“ faszinieren Sammler. Die Auswahl in den deutschen Auktionen ist so groß wie selten zuvor.Susanne Schreiber 15.05.2023 - 11:15 Uhr Artikel anhören

Düsseldorf. Sie besaßen „wallpower“, als es den heute in den USA so beliebten Begriff noch gar nicht gab. Die Maler des Expressionismus erkannten die Wucht komplementärer Farben, die Kraft radikal vereinfachter Formen. Im Frühjahr 2023 haben vermögende Sammler viel Auswahl. Schon lange kamen in Deutschland nicht mehr so viele museale Gemälde der Expressionisten auf den Markt.

Eben diese wallpower findet sich in dem frühesten Selbstbildnis auf Leinwand von Max Pechstein von 1909. Es strotzt vor Selbstbewusstsein, bricht mit der Konvention. Liegend, nicht stehend, porträtiert sich der 28-Jährige, in einer Pose, die Michelangelo einst Zeus oder Flussgöttern vorbehielt. Und zusätzlich taucht Pechstein die Liegefigur in knallhart nebeneinandergestellte Primärfarben.

Für dieses gemalte Manifest eines Aufmüpfigen erwartet das Auktionshaus Lempertz 2 Millionen Euro. Das „Selbstbildnis, liegend“ ist marktfrisch. Es stammt aus einer bedeutenden rheinischen Sammlung, aus der auch noch Arbeiten von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner und Heinrich Hoerle eingeliefert wurden.

Robert Ketterer wird ein Bild von 1910 aus der Hochzeit der Künstlervereinigung „Blauer Reiter“ aufrufen. In dem „Mädchen mit Zopf“ gibt Alexej von Jawlensky die Haut in leuchtendem Grün wieder, akzentuiert sie mit Hieben aus blauer, türkiser Farbe und einer Mischung aus Rosa und Orange. Er wählt eine extreme Perspektive für das hochformatige Bildnis, von schräg oben.

Das Mädchenbild stammt aus einer Schweizer Privatsammlung. Im November 2007 wurde es bei Christie’s für 5,2 Millionen Dollar versteigert. Der Taktik eher niedrig zu schätzen, bleibt Ketterer mit der Schätzung von 3,5 bis 4,5 Millionen Euro treu.

Jawlenskys „Mädchen mit Zopf“ ist aber nicht das einzige Werk über oder an der Millionenschwelle bei den Münchenern. Hochkarätige Gemälde der „Brücke“-Künstler warten auf gut betuchte Sammler oder Museen mit spendablen Freunden: Hermann Max Pechsteins „Die Ruhende“ soll 1,2 Millionen bis 1,8 Millionen Euro bringen. Das „Mädchen auf dem Kanapee“ von Otto Mueller 650.000 bis 850.000 Euro und das Tempera-Blatt „Grünes Pferd“ von Franz Marc 600.000 bis 800.000 Euro.

Harmonisch fügt sich das dynamisch vorwärtsdrängende Pferd in eine aufgesplitterte Farblandschaft ein. Das Bild hing als Dauerleihgabe im Franz Marc Museum in Kochel. Das Guggenheim Museum in New York besitzt eine Skizze, die allerdings ohne die Zersplitterung auskommt. Museale Referenzen werten das Blatt - selbstverständlich - auf.

Liebhabern von Franz Marc dürfte nicht entgangen sein, dass auch Grisebach mit einer Marc’schen „Blauen Kuh“ aus den Jahren 1913/14 aufwarten kann. Das zarte Blatt ist marktfrisch. Der Einlieferer hat es in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre bei Wolfgang Wittrock in Düsseldorf erworben.

Lesen Sie hier --> Unter dem Hammer: Endstation für Franz Marcs „Füchse“

Links hat Marc die Natur als geordnet dargestellt wie in bäuerlicher Landwirtschaft, rechts ist sie wild und ungezähmt wie das Tier Mit einer Art Heiligenschein über der Kuh macht er das Blatt zum Idyll. Grisebach taxiert die Tempera auf Papier auf 700.000 bis 900.000 Euro.

Mit wesentlich mehr Getöse kommt Grisebachs Hauptwerk daher: die „Trompetenbläser im Dorf“ von Lyonel Feininger. Gemalt hat es der Deutsch-Amerikaner 1915, im zweiten Kriegsjahr. Die karikaturartig gelängten Musikanten haben Totenschädel an Stelle von Köpfen. Sie wirken im altdeutschen Dorf vereinzelt und verloren. Das schrill gelbe Gemälde stammt aus dem Feininger-Nachlass und soll 2 bis 3 Millionen Euro kosten.

Verwandte Themen Deutschland

Zu dieser beachtlichen Auswahl kommen noch die Gemälde von Otto Mueller und Max Pechstein. Sie wird Markus Eisenbeis, wie bereits gemeldet, als Höhepunkte der 500. Auktion bei Van Ham aufrufen.

Mehr: Tagauktionen in London: Das Interesse an deutscher Kunst hält an

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt