Galerien und Messen in Paris Zum Saisonauftakt herrscht Partystimmung

Das 1974 entstandene Lackbild ist in der Galerie Lahumière zu finden (Ausschnitt).
Paris Parallel zum Schulbeginn Anfang September startet alljährlich eine neue Pariser Kunst- und Kultursaison. Alle Galerien bieten neue Ausstellungen selbstverständlich im historischen Viertel Marais, aber auch in der sündteuren Avenue Matignon bei den Champs Élysées. Dort eröffnen jetzt viele große Galeristen eine Niederlassung.
Nach einem kleinen Vorstoß im letzten Jahr in die Avenue Matignon ließ nun der Galerist Emmanuel Perrotin mit zwei Partnern ein zusätzliches Haus renovieren. Das ist nicht für atelierfrische Werke bestimmt, sondern für Handelsware aus dem „Secondary Market“.
Bei der Eröffnung herrschte Partystimmung. Mondäne, potenzielle Sammler drängten sich, um einander vor Werken von Joan Miró, Andy Warhol, Anselm Kiefer, Georg Baselitz oder Hans Hartung zu fotografieren.
Knapp fünf Gehminuten von diesem teuren Pflaster entfernt eröffnete die bereits über drei Galerien in Paris und Brüssel herrschende Nathalie Obadia in der Rue du Faubourg Saint-Honoré in dieser Woche eine weitere große Galerie. Demnächst wird Sotheby’s ihr Nachbar sein.
Im traditionellen Kunstviertel Saint-Germain-des-Prés findet bis 12. September die Tribal-Art-Messe „Parcours des mondes“ in Galerien statt. Sie zieht immer beachtliche Mengen an internationalen Sammlern und Interessenten an.
Ihr diesjähriges 20. Jubiläum feiert die Messe mit 40 Ausstellern, die meist aus Europa kommen. Die finanzstarken amerikanischen Händler und Sammler fielen pandemiebedingt aus. Doch viele Deutsche, Schweizer und Franzosen erwarben im Preisbereich von 2000 bis 450.000 Euro afrikanische und ozeanische Masken und Kultobjekte. Unter den Archäologiespezialisten nimmt diesmal nur Antonia Eberwein teil, die erschwingliche ägyptische Stücke anbietet.
Die Messe „Art Paris“ läuft bis 12. September im „Grand Palais éphémère“. Dieser provisorische Luxusbau hinter dem Eiffelturm garantiert während der Umbauten des Grand Palais einen funktionellen, klimatisierten Rahmen. Die Art Paris versammelt 140 Aussteller, darunter erstmals internationale Namen wie Almine Rech, Thaddaeus Ropac, Massimo de Carlo oder die Galleria Continua.
Das Niveau der Veranstaltung entspricht den Erwartungen nicht. Zu viele Galeristen wollen ihr – in alle Richtungen ausuferndes – Programm vorstellen. Viele überladene Stände verhindern, dass sich Kunst einprägt.
Figurative Malerei liegt im Trend
Massimo de Carlo aus Mailand jedoch hat sich für die Solopräsentation der US-Künstlerin Essie Homer French entschieden und vermittelt so einen seriösen Einblick in deren Arbeit. Stimmig ist auch der Stand von Lahumière, wo eine geometrische Abstraktion von Jean Dewasne, „Der Feuertanz“ von 1973, für 60.000 Euro im Gedächtnis bleibt.
Figurative Malerei liegt im Trend. Auf dieser Messe wie in den Galerien. Es gibt (albtraumhafte) Menschendarstellungen, die simplen Porträts der – von François Pinault geförderten – Claire Tabouret bei Almine Rech oder die grau-kritischen Selbstporträts von Yan Pei-Ming bei Ropac.
Die Galerie David Zwirner zeigt eine monografische Schau der 1979 in Rumänien geborenen Andra Ursuta. Die in New York arbeitende Künstlerin verformt Teile ihres Körpers zu verunsichernden Skulpturen aus bunt schillerndem, transparentem Glas. 120.000 bis 300.000 Dollar muss man für die trendig glänzenden Unikate einsetzen.
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