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KunstmesseExpo Chicago: Hotspot für US- und Schwarze Kunst

Die Expo Chicago zieht wieder Sammler aus aller Welt, aber auch viele Aussteller aus Südamerika, Afrika und Deutschland an. Wer im Mittleren Westen Amerikas etwas erreichen will, muss herkommen.Stefan Kobel 13.04.2023 - 14:06 Uhr Artikel anhören

Das 2023 in Acryl auf Leinwand gemalte Bild „Flow“ spielt mit weißen Leerstellen, was sich auch metaphorisch deuten lässt. Auf der Expo Chicago bietet es die Afriart Gallery an.

Foto: Afriart Gallery

Chicago. Eine „mixed bag“ würde man wohl auf Amerikanisch das Angebot der Expo Chicago nennen, die am heutigen Donnerstag für das geladene Publikum eröffnet (bis 16.4.). Wundertüte trifft das Dargebotene in der deutschen Übersetzung nicht ganz, denn Überraschendes hat das Hauptfeld wenig zu bieten. Es präsentiert weitgehend Erwartbares. Anders sieht es in den kuratierten Sektionen „Exposure“ und „Profile“ an den beiden Enden der riesigen Halle aus. Sie bietet insgesamt 175 Galerien eine Plattform.

Dazwischen breiten sich weitgehend abgesicherte Positionen der US-amerikanischen Nachkriegskunst aus, ergänzt durch einige vorwiegend europäische Künstler, wie etwa A.R. Penck und Markus Lüpertz bei Michael Werner (New York/London/Berlin) oder André Butzer bei Max Hetzler (Berlin/Paris/London/Marfa).

Überhaupt ist die deutsche Präsenz mit acht Teilnehmern in diesem Jahr wieder etwas größer. René Schmitt aus Berlin ist an Bord, seit Direktor und Miteigentümer Tony Karman die Veranstaltung wiederbelebt hat. Der Markt sei nicht ganz einfach, gibt er im Gespräch zu, doch zu seiner zehnten Teilnahme hat er sich für eine Solo-Show mit Via Lewandowsky entschieden.

Die hintergründigen Arbeiten Lewandowskys könnten hier etwas schwierig zu vermitteln sein. Andererseits bietet die Installation zweier Siemens-Werkuhren mit ihren in entgegengesetzten Richtungen drehenden Ziffernblättern (24.000 Dollar netto) verschiedene Interpretationsebenen, die wahrscheinlich viele Menschen ansprechen.

Michael Janssen aus Berlin gibt der Messe nach fünf Jahren noch eine Chance und geht dabei voll ins Risiko. Keine seiner fünf Positionen in der Preisspanne von 6000 bis 70.000 Euro (netto) hat eine Galerievertretung in den USA. „Ich will für die Künstler hier Sichtbarkeit erreichen. Margret Eicher hat schon eine tolle Karriere mit vielen Museumsausstellungen in Europa, in den USA noch gar nicht.“

Drei Frauen und zwei schwarze männliche Künstler hat Janssen dabei. „Wenn man hier etwas erreichen will, muss man natürlich hierherkommen.“ Chicago habe New Yorker Messen gegenüber den Vorteil, dass die Sammler selbst kommen und man nicht nur mit Art Advisern zu tun hat. Und die Besucher kämen auch noch ein zweites und drittes Mal.

„Das ist eine schön entspannte Messe hier“, so die Erfahrung des Berliner Galeristen. Überraschend hat ihn schon im Vorfeld ein neuer Kunde kontaktiert, der ein großes Gemälde der in Berlin lebenden chinesischen Künstlerin Yafeng Duan für 25.000 Dollar gekauft hat.

Lesen Sie hier --> Afrikanische Kunst: Karriere eines Sammelgebiets

Für europäische Sehgewohnheiten etwas ungewohnt ist die massive Präsenz schwarzer Künstler und Sujets. Der Nachholbedarf in privaten wie öffentlichen Sammlungen und vor allem wohl die teils astronomischen Preise verleiten offensichtlich besonders weniger etablierte Galerien zu dem Versuch, mit aller Kraft auch ein Stück von dem Kuchen zu ergattern.

Stringenter ist die Auswahl in der Sektion „Exposure“, die höchstens zehn Jahre alten Galerien vorbehalten ist. Hier präsentiert sich baseltaugliche internationale Avantgarde.

Diese Gouache ist sowohl psychologisch als auch formal von eindringlicher Wirkung. Zu finden auf der Expo Chicago in der Koje der Deli Gallery aus New York und Mexiko.

Foto: Deli Gallery, New York, Mexico City

Instituto de Visíon aus Bogota ist zum dritten Mal vertreten. Ein absoluter Hingucker sind die skulptural anmutenden Gemälde der Kolumbianerin Cristina Camacho, die aus großformatigen übereinander angeordneten Leinwänden mittels filigraner Schlitzungen gleichermaßen fragile und bildmächtige Werke schafft. Sie sind mit 18.000 Dollar (netto) für den US-Markt sehr moderat bepreist. Noch wohlfeiler sind mit 4000 und 6500 Dollar die kleineren Siebdruck-Unikate des Mexikaners Iván Krassoievitch, der Poesie in einer geometrisierenden Formensprache verarbeitet.

Zum ersten Mal live nimmt die Voloshyn Gallery aus Kiew teil, die letztes Jahr nur online vertreten war. Die bei internationalen Messen beliebte Galerie tritt mit zwei ukrainischen Positionen an, Oleksiy Sai und Mykola Ridnyi. Letzterer hat sein Land bereits zweimal auf der Biennale in Venedig vertreten. Auch hier sind die Preise mit einer Spanne von 1500 bis 23.000 Dollar ausgesprochen erschwinglich.

Das Pendant zu Exposure ist Profile für Solopräsentationen etablierter Galerien. Zusammen sind sie für Messedirektor Karman ein Erfolgsrezept: „Die beiden kuratierten Sektionen haben sehr dabei geholfen, unsere Galerienliste weiter zu internationalisieren.“ Denn abseits der Küsten muss sich eine Kunstmesse in den USA um Aussteller wahrscheinlich etwas mehr bemühen als in Los Angeles, Miami oder New York.

Frühjahrstermin für die Expo Chicago bewährt sich

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„Wir sind eine internationale Messe, die eine Region bedient, die sehr groß ist“, ergänzt Karman. „Wir haben ein umfangreiches Begleitprogramm, das Kuratoren und zunehmend auch Sammler aus der ganzen Welt anzieht. Wir haben viele Aussteller aus Lateinamerika und Afrika. Diese Entwicklung war relativ organisch und daher nachhaltig.“

Der – durch die Armory Show in New York ausgelöste – Wechsel vom September in den April ist in seinen Augen ein Glücksfall: „Der Frühjahrstermin hat sich als goldrichtig erwiesen“, findet er. „Nach zweieinhalb Jahren sind wir letztes Jahr mit neuem Datum aus der Covid-Pandemie gekommen. Damals konnte noch niemand wirklich planen. Ich bin überzeugt, dass wir dieses Jahr einen noch stärkeren Zuspruch erleben werden.“ Das ungewohnt sommerliche Wetter in diesem Frühjahr ist jedenfalls deutlich freundlicher als die zugigen Septembernächte in der „Windy City“ Chicago.

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