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NeugründungAuktionshaus am Grunewald will das Elitäre der Kunst-Szene durchbrechen

Das Berliner Auktionshaus am Grunewald schließt eine Marktlücke. Es animiert auch Sammelnde mit kleinerem Budget, Kunst nach 1945 zu erwerben. Im September werden Kunstwerke und Filmplakate aus dem Nachlass von Claus Boje versteigert.Christian Herchenröder 31.07.2024 - 13:27 Uhr
Kenji Hiratas unbetiteltes Acrylgemälde wird im September mit einer Schätzung von 300 bis 400 Euro aufgerufen werden. Foto: Auktionshaus am Grunewald

Berlin. „Neue Besen kehren gut“, sagt ein altes Sprichwort. Auf den Kunstmarkt bezogen heißt das: Wenn ein neues Auktionshaus gegründet wird, sollte es mit frischem Elan eine Marktlücke schließen. Das gelingt dem Berliner Auktionshaus am Grunewald, das in der Droysenstraße 13 nahe dem Kurfürstendamm Versteigerungen vor allem für nach 1945 entstandene Kunst abhält.

Es ist ein sympathisches, unprätentiöses Unternehmen, in dem zwei geschäftsführende Gesellschafter den Ton angeben. Sebastian Greber, vormals Händler von Designmöbeln, hielt im November 2021 seine erste Auktion im Wohnzimmer ab und erzielte auf Anhieb Marktpreise.

Seit Anfang 2023 ist Lena Winter seine Geschäftspartnerin. Die Kunsthistorikerin hat neun Jahre im Berliner Auktionshaus Grisebach gearbeitet, dort auch versteigert, ging dann zu Ketterer nach München und baute anschließend mit der Berliner Galerie von Johann König die Kunsthandelsplattform misa.art auf.

Bis 700 Lose vor allem in der Preiskategorie 500 bis 15.000 Euro werden pro Versteigerung ausgeboten. In der jüngsten Auktion lag die Zuschlagsquote bei 80 Prozent nach Losen, 131 Prozent nach Wert, 45 Prozent der Lose wurden im Saal abgesetzt. Die Geschäftskosten werden niedrig gehalten, schnelle Akquise und schnell folgende Auktion sind das Motto.

Viele Käuferinnen und Käufer werden durch Mundreklame erreicht. Ergänzend wird das Programm auch auf Instagram und Online-Plattformen wie lot-tissimo und invaluable verbreitet. Die Ansprache der Kundinnen und Kunden verzichtet bewusst auf die oftmals bildungsbürgerliche Sprache der Kunsthistoriker.

Lena Winter und Sebastian Greber: „Bei uns muss eben nicht jede und jeder wissen, wer Joseph Beuys war.“ Foto: Auktionshaus am Grunewald

Winter und Greber wollen das Elitäre der Szene durchbrechen. „Bei uns muss eben nicht jede und jeder wissen, wer Joseph Beuys war“, sagt Greber. „Andererseits kauft bei uns selten jemand fürs Lager. Die erworbenen Werke werden sofort aufgehängt und es wird damit gelebt.“

Im Auktionsraum ist Platz für vierzig bis fünfzig Sitzplätze. „Hier wirkt alles wie ein großes Wohnzimmer, die Leute mögen das“, sagt Lena Winter. Sie betont, dass es junge Sammler gibt, die seit der ersten Auktion bezahlbare Kunst kaufen und im Schnitt 2000 bis 4000 Euro ausgeben. Auch Galeristen hätten hier schon geboten. Neben Grafik und Zeichnungen spielen Skulpturen eine immer größere Rolle.

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Die Vorbesichtigung zur nächsten am 20. und 21. September anberaumten Auktion wird parallel zur Berlin Art Week stattfinden. Versteigert wird unter anderem der Nachlass des Berliner Filmproduzenten Claus Boje. Da kommen unter anderem Werke von Valie Export, Sarah Lucas, Matthew Barney, Daniel Richter, Rainer Fetting unter den Hammer. Daneben werden aber auch Fotografien verschiedener Filmsets, Filmplakate und die Goldene Schallplatte der Band „Die Ärzte“ ausgeboten.

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