Vorstandsumbau Deutsche-Bank-Chef Sewing wirbelt die Führungsmannschaft durcheinander

Der Vertrag des Deutsche-Bank-Chefs wurde bis 2026 verlängert.
Frankfurt Mit einer neuen Führungsmannschaft will Vorstandschef Christian Sewing die dritte Phase des großen Umbaus der Deutschen Bank angehen. Wichtigste Veränderung: Der bisherige Transformationsvorstand Fabrizio Campelli wird im Vorstand künftig für die Investmentbank und die Corporate Bank zuständig sein und bekommt damit die zentrale Verantwortung für die wichtigsten Bereiche der Bank. Aber auch Sewing selbst darf sich freuen. Sein Vertrag wurde vorzeitig bis 2026 verlängert.
Campellis alte Position als Hauptverantwortlicher für den Umbau der Bank wird Rebecca Short übernehmen, die als zweite Frau in den Vorstand aufrückt. Im Zuge der Umstrukturierung wird Chief Operating Officer Frank Kuhnke die Bank verlassen. Risikovorstand Stuart Lewis will im kommenden Jahr seinen Abschied nehmen.
„Christian Sewing hat mit seinem Führungsteam in den vergangenen drei Jahren unsere Bank eindrucksvoll umgebaut und schlagkräftiger gemacht“, lobte der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner. „Deshalb war es uns wichtig, den Vorstand nun auf die nächste Phase der Transformation auszurichten, in der es um Effizienz, effektive Kontrollen und nachhaltige Profitabilität geht.“
Mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung für Sewing schaffe Achleitner klare Verhältnisse über das Ende der eigenen Amtszeit hinaus, heißt es in Finanzkreisen. Der Aufsichtsratschef will sein eigenes Amt mit der Hauptversammlung 2022 abgeben. Der gesamte Vorstandsumbau sei vom Aufsichtsrat nach nur kurzer Diskussion ohne größere Probleme abgesegnet worden, heißt es.
Bei Großinvestoren kam die Personalrochade gut an: „Wir begrüßen die vorzeitige Vertragsverlängerung für Herrn Sewing“, meint Alexandra Annecke Fondsmanagerin bei Union Investment. Es sei aber auch richtig, dass er die Verantwortung für die Investmentbank und die Unternehmensbank abgebe. Sewings „bisherige Leistung als Vorstandschef hat uns überzeugt. Wir trauen ihm zu und erwarten von ihm, dass er die Restrukturierung der Gesamtbank erfolgreich vorantreibt und die Profitabilität steigert“, lautet Anneckes Fazit.
Auch von einer anderen Fondsgesellschaft kommt Zustimmung für den Vorstandsumbau. Jetzt könne sich Sewing ganz auf die Strategie konzentrieren.
Aktie unter Druck
Trotz des Lobs von Großinvestoren geriet die Aktie der Bank unter Druck und verlor rund drei Prozent. Dafür dürfte allerdings vor allem die Angst verantwortlich gewesen sein, dass das Frankfurter Geldhaus finanzielle Schäden durch die Schieflage des US-Hedgefonds Archegos erleidet. Die Bank hat inzwischen allerdings betont, dass sie keine Verluste durch die Turbulenzen erwarte.
Der Vorstandsumbau soll Sewing mehr Freiheit für seine wichtigste Aufgabe verschaffen, die Bank nach Jahren der Krise wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zu bringen. Außerdem kommen auf den Deutsch-Banker neue Aufgaben zu. Aller Voraussicht nach wird er im April die Präsidentschaft des Bundesverbandes der deutschen Banken übernehmen.
Bislang hatte Sewing in Personalunion auch das Investmentbanking geleitet. Mit dem Umbau trägt die Bank jetzt den Bedenken der Aufseher Rechnung, die die Zweifachbelastung nicht gern sahen. Sewing hatte die Zuständigkeit für das Investmentbanking im Sommer 2019 übernommen. Er wollte damit sicherstellen, dass die Sparte nach seinen Vorstellungen zurechtgestutzt wird.
Doch die Doppelrolle ist umstritten, weil sie Interessenkonflikte birgt und zeitintensiv ist. „Der Aufsicht ist wichtig, dass Sewing sich auf die übergeordnete Rolle des CEO konzentriert und nicht auf das Tagesgeschäft einer Sparte“, heißt es in Finanzkreisen.
18.000 Stellen sollen wegfallen
Sewing hat der Bank 2019 einen tief greifenden Umbau verordnet, der voraussichtlich 18.000 Stellen kosten wird. Mittlerweile befindet sich das bis 2022 angelegte Projekt in seinem dritten Jahr, und der Fokus der Bank verschiebt sich allmählich von der Restrukturierung in Richtung Wachstum. Den Investoren hat Sewing bis Ende des kommenden Jahres eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von acht Prozent versprochen.
Im vergangenen Jahr kehrte die Deutsche Bank mit einem Nettoergebnis von 495 Millionen Euro erstmals wieder in die Gewinnzone zurück. Die Analysten bezweifeln aber nach wie vor, dass Sewing sein Ziel erreichen kann. Im Schnitt sagen sie für 2022 eine Rendite von lediglich 4,3 Prozent voraus.
Kern von Sewings neuer Strategie soll eigentlich die Unternehmensbank sein. Doch im vergangenen Jahr war das Investmentbanking der entscheidende Wachstumstreiber. 2020 verdiente die Sparte vor Steuern rund drei Milliarden Euro – mehr als jeder andere Geschäftsbereich. Die Erträge stiegen im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel. Dagegen stagnierten die Einnahmen der Unternehmensbank. Der Vorsteuergewinn der Sparte lag mit gut 560 Millionen Euro bei einem Fünftel der Investmentbank.
Die Personalrochaden im Detail
Die Verantwortung für das Investmentbanking gibt Sewing nun an Campelli ab, der zusätzlich auch noch im Vorstand die Zuständigkeit für die Unternehmensbank übernehmen soll. Damit sei aber keine Rückkehr zum Modell einer integrierten Investmentbanking- und Unternehmenssparte geplant, wie sie die Deutsche Bank vor dem Umbau lange geprägt hatte, heißt es in Finanzkreisen.
Die operative Leitung des Investmentbankings soll weiter bei Mark Fedorcik und Ram Nayak liegen. Stefan Hoops werde die gleiche Rolle bei der Führung der Unternehmensbank behalten.

Er wird im Vorstand künftig für die Investmentbank und die Corporate Bank verantwortlich sein.
Campelli ist in der Deutschen Bank tief verwurzelt und hat in unterschiedlichen Funktionen für das Institut gearbeitet, etwa in der Strategieabteilung oder als Chef des Wealth Managements des Instituts. Zwischen 2004 und 2009 hatte er aber auch verschiedene Aufgaben in der Investmentbank inne. Für seine Rolle als Transformationsvorstand wird der Manager mit sowohl italienischem als auch britischem Pass von vielen Seiten gelobt.
Rebecca Short, die Campellis Rolle übernehmen wird, steigt aus dem Group Management Committee, also aus der zweiten Führungsreihe, in den Vorstand auf. Als Leiterin der Finanzplanung war Short sowohl für die Kostendisziplin verantwortlich als auch für die Frage, wo die Bank ihre knappen Kapitalressourcen einsetzt.
Beide Komplexe werden auch in Zukunft zu ihren zentralen Aufgaben gehören. Short erhält in ihrem neuen Amt zusätzlich die Verantwortung für den globalen Einkauf, eine der zentralen Stellschrauben für das Erreichen der Sparziele der Bank. Außerdem wird Short die Leitung der hauseigenen Bad Bank, der Capital Release Unit übernehmen. Von der Entwicklung dieser Abwicklungseinheit hängt stark ab, ob die Deutsche Bank ihre Kapitalziele erreichen kann. Sewing hat versprochen, dass das Geldhaus trotz des Umbaus eine harte Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent ausweisen wird.
Die Sparziele der Bank sind zuletzt in Gefahr geraten. Auf einer Investorenkonferenz räumte Campelli vor Kurzem ein, dass sich die Beiträge der Bank zum EU-Abwicklungsfonds auf voraussichtlich 600 Millionen Euro summieren werden. Die Bank hatte mit lediglich 300 Millionen kalkuliert. Campelli versprach, dass der Fehlbetrag durch weitere Sparanstrengungen kompensiert werde.
Zwei Topmanager nehmen Abschied
Im Zuge des Umbaus wird Chief Operations Officer Frank Kuhnke die Bank verlassen. Kuhnke galt als enger Vertrauter von Sewing und war einer der ersten Top-Manager die der Vorstandschef nach seinem Amtsantritt 2018 ernannt hat.
In Finanzkreisen heißt es aber, dass Kuhnke seit geraumer Zeit mit dem Zuschnitt seines Ressorts nicht mehr zufrieden gewesen sei. Niemand habe ihn zum Rücktritt gedrängt, aber nach den jüngsten Umbauplänen habe sich Kuhnke zum Abschied entschlossen.
Kuhnkes Zuständigkeiten werden auf die anderen Bereiche verteilt. So soll Campelli eine Reihe von Zentralfunktionen in die Investmentbank und die Unternehmensbank integrieren. Andere Funktionen wird Technologievorstand Bernd Leukert übernehmen.
Neben Kuhnke wird auch Risikochef Stuart Lewis seinen Posten aufgeben, allerdings erst 2022. Ein Nachfolger für den Manager, der seit neun Jahren im Vorstand sitzt, stehe noch nicht fest, heißt es in Finanzkreisen. Lewis habe in den vergangenen Jahren einen sehr guten Job gemacht, sein Abgang sei bedauerlich, heißt es bei einem Großinvestor. Die Verantwortung für die Bekämpfung von Finanzkriminalität und Compliance wird bereits Anfang Mai von Lewis an den Chief Administration Officer Stefan Simon übergehen.
Auch unterhalb des Vorstands gibt es Veränderungen bei der Deutschen Bank. Personalchef Michael Ilgner bekommt künftig zusätzlich die Verantwortung für das Immobilienmanagement und wird direkt an Vorstandschef Sewing berichten. Die Deutsche Bank will nach der Coronakrise durch flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Homeoffice Büroraum und damit Geld einsparen. Die operative Zuständigkeit für das deutsche Privatkundengeschäft wird Postbank-Manager Lars Stoy übernehmen. Er folgt damit auf Manfred Knof, der die Deutsche Bank verließ um Chef des Frankfurter Konkurrenten Commerzbank zu werden.
Asoka Wöhrmann bleibt Vorstandschef der Fondstochter DWS
Bei der Fondstochter DWS hat die Deutsche Bank nun ebenfalls für klare Verhältnisse gesorgt. Der Vertrag von Vorstandschef Asoka Wöhrmann wurde bis Oktober 2024 verlängert, wie aus einer internen Mitteilung hervorgeht, die dem Handelsblatt vorliegt, und wie ein DWS-Sprecher auf Anfrage bestätigte.
„Asoka hat großartige Arbeit geleistet, seit er im Herbst 2018 als Vorstandschef zur DWS zurückgekehrt ist. Er genießt Ansehen und Vertrauen bei der Belegschaft, den Kunden und im Markt – und das zu Recht“, sagte DWS-Aufsichtsratschef Karl von Rohr.
Auch strategisch scheinen sich Wöhrmann und die Bank einig zu sein: „Wir freuen uns auf eine weiter erfolgreiche Zusammenarbeit mit Asoka in Phase 2 der unternehmerischen Geschichte der DWS nach dem Börsengang“, lässt sich von Rohr zitieren. Wöhrmann hatte immer wieder betont, er wolle eine „aktive Rolle“ in der Konsolidierung der Vermögensverwalterbranche spielen, auch wenn die erste Priorität seines Hauses auf organischem Wachstum liege. Mit Wöhrmanns Vertragsverlängerung hatte sich die Deutsche Bank ungewöhnlich viel Zeit gelassen.
Mehr: Schieflage von US-Hedgefonds: Credit Suisse und Nomura warnen vor Milliardenschäden
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@Herr Max Heck
Gut, wenn Sie sich selbst mit Aktienanlagen und Geldanlagen auskennen.
Viele Menschen sind nicht so wissend oder haben einfach nicht die Zeit sich mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen. Da sind dann manche Fonds genau richtig.
Auch bei kleinen Vermögen oder Anlagen sind Fonds manchmal die bessere Wahl.
Denken Sie auch an EM.TV - da gab es viele Kleinanleger, die unwissend sich selbst am neuen Markt um das Jahr 2000 versucht haben - sehr viele mit großen Verlusten. Da wäre ein breit aufgestellter Fond und die gute Beratung der Deutschen Bank die bessere Alternative gewesen.
Als Kunde der Deutschen Bank bin ich bisher immer sehr gut beraten worden. Sie klären sehr genau über Kosten und Risiken und Chancen auf. Und ja, es gibt auch Fonds die einen deutlich geringeren Ausgabeaufschlag (nicht Aufgeld) haben und auch die laufenden Kosten sind meist deutlich geringer als 2%.
Falls Sie zudem z.B. in China investieren möchten und sich nicht wirklich in den Markt einarbeiten möchten, ist ein "China-Fonds" bestimmt eine gute Wahl.
Wer braucht denn im Zeitalter von 4.0 noch diesen überteuerten Klassiker.
Es soll Sparer geben, die zahlen bei Käufen von Aktienfonds noch das volle Ausgabesufgeld von 5 Prozent.
Bei 100.000 Euro Anlagesumme scheinen wohl die 5.000 Kosten nix zu sein.
Und dann noch die fast 2 Prozent dauerhaften Kosten für den Fonds und deren Manager.
Na dann!