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KommentarBüros für Ex-Kanzler Scholz – Vergesst mal den Sozialneid

Natürlich kosten die acht Stellen für Olaf Scholz viel Geld. Doch für Altkanzler ist eine andere Währung entscheidend. Und da macht Deutschland geradezu ein Schnäppchen.Thomas Sigmund 25.06.2025 - 14:42 Uhr
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Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD): Die Debatte um die Büroausstattung erregt die Gemüter. Foto: dpa

Altkanzler sein ist kein Ruhestand. Es ist eher ein Übergang – von der Exekutive ins kollektive Gedächtnis der Bevölkerung. Davon kann man halten, was man möchte, doch auch dafür braucht es ein Büro. Ein selbst organisiertes Homeoffice reicht nicht.

Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) soll acht Mitarbeiter für seine „nachamtliche Tätigkeit“ bekommen. Seine Vorgängerin Angela Merkel (CDU) hat neun. Kosten: eine Million Euro pro Jahr. Nur Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) geht leer aus – was allerdings weniger an Formalien liegt, sondern vielmehr an seiner Russlandnähe.

» Lesen Sie auch: Altkanzler Schröder hat keinen Anspruch auf Büro im Bundestag

Merkels langjährige Amtszeit rechtfertigte in ihren Augen eine kleine Infrastruktur für die Nach-Kanzlerinnen-Zeit. Die Ampelkoalition unter Scholz hatte das noch kritisiert – inzwischen profitiert er.

Begründet wird der Personalaufwand bei Scholz mit geopolitischen Umständen: Ukrainekrieg, internationale Verantwortung und was eben sonst noch anfällt.

Deutschland macht ein Schnäppchen mit seinen Altkanzlern

Natürlich kann man sich fragen, ob für Scholz nach dreieinhalb Jahren im Amt wirklich acht Stellen erforderlich sind. Hätten es nicht auch sechs getan? Doch schiebt man Sozialneid und Versprechen zur Sparsamkeit mal beiseite, darf man sich erinnern: „Nahezu jeder Sparkassendirektor verdient mehr als die Kanzlerin“, wie der frühere Finanzminister Peer Steinbrück einst sagte.

Übrigens: In Italien gab es in den letzten zehn Jahren sechs Ministerpräsidenten. Da machen wir ein Schnäppchen mit unseren Kanzlern. Doch Vertrauen ist eine unersetzbare Währung. Vielleicht braucht Deutschland seine Altkanzler noch, wenn das Land in wirklich turbulente Zeiten kommt.

Wer Verantwortung auf Weltniveau getragen hat, bleibt auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt ein Ansprechpartner – für Historiker, internationale Gesprächspartner und manchmal auch für das eigene Gewissen. Schröders Fall zeigt, wo die rote Linie verläuft: Wer Vertrauen verspielt, verliert nicht nur Ansehen, sondern auch den Schreibtisch.

Verwandte Themen Olaf Scholz SPD Deutschland CDU Angela Merkel Homeoffice

Ja, Altkanzler kosten. Aber sie sind – richtig genutzt – ein demokratischer Mehrwert. Ein Kanzler, der Geschichte mitgeschrieben hat, darf nicht in die Fußgängerzone zum Spazierengehen entlassen werden.

Mehr: Welche Altkanzler-Privilegien Gerhard Schröder verliert – und was ihm bleibt

Erstpublikation: 21.06.2025, 09:13 Uhr.

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